Aktionstag im Nierenzentrum
Was an die Nieren geht und warum Organspenden nötig sind
Nahezu an jedem Tag im Jahr wird irgendein Aktionstag gefeiert. Manche davon, beispielsweise der Weltnierentag am 9. März, finden in der Öffentlichkeit jedoch eher selten Beachtung. "Ein großer Fehler" findet Dr. Wilke Beuthien vom KfH-Nierenzentrum Germering in der Streiflacher Straße. "Gerade Erkrankungen, die zur Schädigung der Niere führen und im schlimmsten Fall mit der Dialyse enden, können durch rechtzeitige Behandlung verhindert werden", so der Facharzt für Nephrologie, der mit drei Kollegen eine Facharztpraxis betreibt und das Nierenzentrum des gemeinnützigen Kuratoriums für Dialyse und Nierentransplantation (KfH) betreut.
Ein Tag der offenen Tür
Er und seine Kollegen nahmen deshalb den diesjährigen Weltnierentag zum Anlass, bei einen Tag der offenen Tür das Nierenzentrum vorzustellen. Ziel war es auch, den klinikähnlichen Räumlichkeiten etwas von ihrem Schrecken für die Patienten zu nehmen. Vor allem aber wollten die Ärzte ihren Besuchern die Notwendigkeit regelmäßiger Vorsorge ans Herz legen. Die meisten schweren Nierenerkrankungen stehen in direktem Zusammenhang mit Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes. Alle drei Leiden gelten längst als typische Zivilsationserkrankungen und beinahe jedes Kind weiß heutzutage, dass jedes für sich oder in fatalBlutwäsche hilft auch bei anderen Erkrankungener Kombination die Hauptauslöser für Herzinfarkte und Schlaganfälle sind. Nierenerkrankungen werden bei dieser Aufzählung immer noch vergessen, obwohl die Folgen nicht minder unangenehm und auf Dauer sogar tödlich sind.
Schlechte Gewohnheiten vermeiden
Die Nieren sind die Kläranlage des menschlichen Körpers. Sie sorgen dafür, dass überflüssige Stoffwechselprodukte aus dem Körper ausgeschwemmt werden und so das Blut gereinigt wird. Außerdem kommt ihnen eine wichtige Rolle bei der Produktion von Hormonen zu, die die Blutbildung steuern, den Blutdruck regulieren und in den Knochenstoffwechsel eingreifen. Diese Aufgabe wird gestört, wenn überflüssige Kilos den Blutfluss der Nieren verringern und dadurch der Blutdruck in den Nieren steigt. Bluthochdruck ist grundsätzlich ein Nierenkiller, da er die Blutgefäße verändert und die Filterfunktion des Organs beeinträchtigt. Auch Rauchen schadet, da es die Arterienverkalkung fördert. Eine vernünftige Lebensweise mit ausreichend Bewegung, ausgewogener Ernährung und regelmäßiger Kontrolle des Blutdrucks helfen hingegen dabei, die Nieren gesund zu erhalten. Auch die Flüssigkeitsaufnahme von zwei Litern am Tag unterstützt die Nieren bei ihrer Arbeit. Auf diese Weise kann der überwiegende Teil aller Nierenerkrankungen abgewendet werden.
Dialysepatienten sind in Deutschland gut versorgt
Freilich gibt es auch Grunderkrankungen, die die Leistungsfähigkeit der Niere so nachhaltig einschränken, dass Medikamente und andere Therapien eine fortschreitende Schädigung nicht aufhalten können und die lebenswichtige Blutreinigung für den Patienten nur noch mithilfe der Dialyse möglich ist. Das Germeringer Nierenzentrum ist eines von wenigen Dialyse-Zentren im Umkreis von München. Den Patienten, die sich dreimal wöchentlich einer Blutwäsche unterziehen müssen, stehen hier zwanzig Dialyseplätze zur Verfügung. Grundsätzlich ist in Deutschland jedem Dialysepatient ein Platz sicher, was in anderen europäsichen Ländern keineswegs der Fall ist. Als Alternative zur stationären Dialyse können sich Patienten auch für eine Bauchfelldialyse, die sogenannte Peritonealdialyse entscheiden, was hierzulande eher selten genutzt wird. Im Nierenzentrum gibt es davon nur zwei Patienten. Der Vorteil dieser Methode ist, dass sie zu Hause und vom Patienten selbst durchgeführt werden kann. Die Behandlung eignet sich besonders für jüngere Menschen, da sie verhältnismäßig gut auch mit dem Berufsalltag vereinbar und sogar auf Reisen durchführbar ist. Die Nachteile: Das Prozedere muss viermal täglich nach strengem Zeitplan erfolgen, verlangt etwas Fingerfertigkeit und verzeiht keine Schlamperei bei der Hygiene. Für alle Dialysepatienten muss eine diziplinierte Lebensweise ihöchste Priorität haben. Dazu gehört zum Beispiel der Verzicht auf Alkohol und Nahrungsmittel mit Geschmacksverstärkern, aber auch der auf frisches Obst und bestimmte Gemüsesorten, was vielen Patienten sehr schwer fällt. Trotzdem lassen sich auf Dauer nicht alle Giftstoffe mithilfe der maschinellen Blutwäsche entfernen, sodass eine Transplantation schließlich die einzige Lösung darstellt. Leider sind die Wartezeiten auf eine Spenderniere noch immer sehr lang und die Bereitschaft zur Organspende nach wie vor nicht so selbstverständlich, wie es sich Dr. Beuthien und seine Kollegen für ihre Patienten wünschen würden. Vom Tag der offenen Tür erhofft sich das Ärzteteam auch in dieser Hinsicht mehr Achtsamkeit und öffentliches Interesse.
Blutwäsche hilft auch bei anderen Erkrankungen
Im Nierenzentrum werden aber, trotz der einschlägigen Namensgebung, nicht nur Patienten mit Nierenversagen behandelt. Einige Maschinen in der Klinik sind auch für Menschen gedacht, die unter einem angeborenen überhöhten Cholesterinspiegel leiden. Die erhöhten Fettwerte im Blut führen zu Gefäßverengungen und infolgedessen oft schon in jungen Jahren zu Infarkten. Auch hier kann eine spezielle Form der Blutwäsche den Patienten helfen. Der Zeitaufwand dafür ist deutlich geringer als bei der Dialyse. Es reichen zwei etwa einstündige Sitzungen pro Woche.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH