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„Zeichen gegen Rechts setzen“

Forderung des Bezirksausschusses: Hilblestraße soll endlich umbenannt werden

Die Hilblestraße soll umbenannt werden, weil sie nach Friedrich Hilble benannt ist, der als Stadtrat, die vom Wohlfahrtsamt veranlassten Deportationen von Arbeitslosen und Fürsorgeempfängern in das Konzentrationslager Dachau verantwortet hat. (Bild: sb)

Seit Jahren schon bemüht sich der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) um die Umbenennung der Hilblestraße. Ob aus Reihen der Bürger oder aus dem Gremium selbst, „wir sind der Überzeugung, dass diese Forderung schnellstmöglich umgesetzt werden sollte“, erklären die Lokalpolitiker nun in einem Schreiben an das Kommunalreferat. „Seit Anfang dieser Amtsperiode – seit dem Jahr 2014 – werden wir erst mit der Beauftragung, dann mit der Erstellung des Gutachtens zum Umgang mit historisch belasteten Straßennamen im gesamten Stadtgebiet vertröstet.“ Es sei nicht erklärbar, mit welcher Langsamkeit dieses Thema behandelt werde.

„Wir arbeiten schon seit Jahren daran. Mich nervt, dass die Stadt nicht in der Lage ist, die Straße umzubenennen“, sagte Willi Wermelt (SPD) auf der jüngsten Sitzung des Gremiums. Der BA 9 fordert die Stadt nochmals nachdrücklich auf, die Umbenennung der Hilblestraße noch dieses Jahr umzusetzen. Sollte dies nicht geschehen, werde der Bezirksausschuss eigene Initiativen ergreifen, um der Forderung Nachdruck zu verleihen. „Wir teilen alle die Meinung, dass die Straße umbenannt werden muss und hatten das Thema schon oft auf der Tagesordnung. Wir würden tatsächlich auch selbst aktiv werden, wenn zum Ende des Jahres nichts passiert ist“, betonte der CSU-Fraktionsvorsitzende Leonhard Agerer, ohne genaue Details zu nennen. Das machte dann Peter Loibl (AGS): „Wir sollten die Schilder der Hilblestraße mit einer richtigen Orts- und Straßenbenennung überkleben. So eine Aktion könnten wir durchaus mal machen.“

Antrag aus der Bürgerversammlung

Zuvor hatte das Kommunalreferat mitgeteilt, dass eine Entscheidung über eine mögliche Umbenennung der Hilblestraße entsprechend der anderen, gleichgelagerten Fälle, erst nach Abschluss des Projektes des Stadtarchivs „Historisch belastete Straßennamen untersuchen und einen Vorschlag für den Umgang damit erarbeiten“ falle. Dem vorausgegangen war eine Empfehlung aus der Bürgerversammlung Neuhausen-Nymphenburg zum Thema „Zeichen gegen Rechts setzen, Hilblestraße umbenennen!“. Der Antrag wurde von einem Anwohner eingebracht und mehrheitlich angenommen. In der Begründung heißt es unter anderem, die Straße sei offenbar seit 1956 nach einem Anhänger der Nationalsozialisten benannt, der – obwohl selbst nicht Mitglied der NSDAP – nationalsozialistisches Gedankengut praktisch in Diensten der Stadt München durchgesetzt habe. Der Antragsteller führte zudem aus, dass Friedrich Hilble, als Stadtrat, die vom Wohlfahrtsamt veranlassten Deportationen von Arbeitslosen und Fürsorgeempfängern in das Konzentrationslager Dachau verantwortet habe.

Umbenennung wurde schon empfohlen

Die in Politik und Bürgerschaft zunehmend geführte Diskussion über historische Belastungen, auch im Beispiel der Straßennamen, habe in den letzten Jahren zu zahlreichen Überprüfungen und im Zuge dessen zur Umbenennung von fünf Straßen geführt, heißt es von Seiten des Kommunalreferats. „Zu der 1956 benannten Hilblestraße liegt uns neben einer Initiative aus der Bürgerschaft auch ein Antrag aus dem Bezirksauschuss vor, der die Forderung der aktuellen Empfehlung, die Namensgebung nach Friedrich Hilble zu überprüfen, zum Thema hat.“ Zu diesem Zweck habe man bereits 2015 vom GeodatenService eine gutachterliche Stellungnahme beim Stadtarchiv angefordert, in der letztendlich die Umbenennung empfohlen wurde.

Bevor der Antrag abschließend bearbeitet werden konnte, habe die SPD-Stadtratsfraktion einen Antrag gestellt, alle Straßennamen hinsichtlich ihrer historischen Belastung zu untersuchen. Vor diesem Hintergrund hat der Ältestenrat des Stadtrats bestimmt, dass alle bis dahin nicht abschließend behandelten Umbenennungsanträge bis zum Abschluss des Projekts zurückgestellt werden. Ergebnisse für alle in diesem Zusammenhang relevanten Straßennamen seien im Laufe des Jahres zu erwarten. Die Hilblestraße sei nur einer von zahlreichen Straßennamen, die einer genauen Überprüfung unterzogen werden.


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