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„Wir sind an 365 Tagen da“

INFOFON: Das Münchner Beratungstelefon von Jugendlichen für Jugendliche

Panik- und Angstzustände, Liebekummer, Essstörungen, Probleme mit den Eltern und in der Schule, Depressionen, manchmal auch Suizidgedanken – das Spektrum mit dem sich die ehrenamtlich arbeitenden INFOFON-Jugendlichen bei ihrer täglichen Beratung auseinander zu setzen haben, ist breit gefächert. „Allerdings sind es oft auch ganz einfache Anfragen, wenn jemand zum Beispiel wissen will, wo eine Party steigt oder dergleichen“, erzählt Ernest Hodžić, der Leiter der Einrichtung. INFOFON ist das Münchner Beratungsangebot von Jugendlichen für Jugendliche. Unter der Nummer 1215000 bekommen junge Menschen täglich von 18 bis 22 Uhr Informationen aller Art sowie Rat und Hilfe in schwierigen Lebenssituationen. Auf www.info4mux.de werden zudem die unterschiedlichsten Fragen auch online beantwortet.

„Wir sind an 365 Tagen für die Jugendlichen und ihre Probleme erreichbar“, betont Ernest Hodžić. Der Sozialpädagoge kümmert sich zusammen mit seiner Kollegin Karin Zeidler um das Tagesgeschäft, das Personalwesen, Verwaltung, Organisation sowie um die Durchführung von Teamsitzungen mit allen Mitarbeitern, Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising. „Unser INFOFON ist wirklich etwas ganz Besonderes“, sagt Ernest Hodžić, „denn wir können so für die Jugendlichen die Hemmschwelle niedrig setzen. Oft ist es doch so, dass sich Jugendliche, die Leidensdruck haben, erstmal nicht einem Erwachsenen anvertrauen wollen.“ Das Ziel von INFOFON ist es, ein Angebot von Jugendlichen für Jugendliche zu bieten, das leicht zugänglich ist und bei Bedarf eine Brückenfunktion zu spezialisierten Einrichtungen einnimmt. Es geht nicht darum, Lösungen anzubieten, sondern die Anrufer und User ernst zu nehmen, ihnen zuzuhören, gemeinsam neue Perspektiven zu entwickeln und somit Ressourcen (wieder) zu entdecken.

Kurzer Weg

„Die Arbeit beim INFOFON macht großen Spaß, meist können wir den Anrufern beziehungsweise den Usern auf kurzem Wege helfen“, erzählt Chris. Der 19-Jährige, der wie alle INFOFON-Jugendlichen unter Pseudonym arbeitet, ist seit drei Jahren in der Einrichtung tätig. „Im Schnitt arbeite ich einmal die Woche hier beim INFOFON.“ Der Dienst beginnt für Chris immer um 17.45 Uhr und ist frühestens um 22 Uhr beendet. „Natürlich gibt es auch Abende, an denen nicht so viele Anfragen reinkommen. Aber wir sind immer gefordert und gestalten unseren Abend gemeinsam, indem wir zum Beispiel zusammen kochen.“

An einem Abend sind immer zwei Jugendliche anwesend, die während ihrer Telefonschicht von einer sozialpädagogischen Fachkraft unterstützt werden. Durch diesen sogenannten Hintergrunddienst besteht für die Jugendlichen die Möglichkeit, ein Gespräch abzugeben, wenn es ihnen über den Kopf wächst, wenn sie nicht mehr weiter wissen, oder auch um nach einem schwierigen Telefonat eine Rückmeldung zu bekommen. Derzeit arbeiten rund 30 Jugendliche im Alter zwischen 16 und 23 Jahren ehrenamtlich beim INFOFON. „Dass es den Hintergrunddienst gibt, ist ein gutes Gefühl für uns“, konstatiert Emma. Sie ist seit knapp einem halben Jahr ehrenamtlich am INFOFON. „Mich interessiert das Thema sehr. Ich mache gerade mein Abitur und könnte mir vorstellen, später einmal etwas mit sozialer Arbeit zu machen“, so die 18-Jährige weiter.

Telefon, Forum und Chat

Und noch etwas ist übrigens besonders an der Einrichtung, die ihre Geschäftsräume in der Rupprechtstraße 29 hat: „Der Verein gehört tatsächlich den Jugendlichen. Es gibt zwar uns als Geschäftsführer, aber der Vorstand setzt sich komplett aus Infofon-Jugendlichen zusammen. Sie sind also tatsächlich meine Vorgesetzten“, berichtet Ernest Hodžić, der seit 2009 dabei ist. INFOFON wurde zunächst als Projekt des Stadtjugendamtes aufgebaut. Nach einer einmonatigen Probephase 1997, ging es im Sommer 1998 an den Start. Der Erfolg wurde belohnt: 2000 wurde das Projekt in die städtische Regelförderung aufgenommen. Der Verein Infofon e.V. „löste“ sich von der Stadt und konnte als eigener freier Träger seine Arbeit fortsetzen.

Für die Bearbeitung der Anfragen werden die Jugendlichen von INFOFON intensiv geschult. Zirka 80 Stunden absolvieren alle Jugendlichen, bevor sie ans Telefon dürfen. „Neben unserem Infofon haben wir seit letztem Jahr auch eine Forumsberatung“, betont Ernest Hodžić. „Das Forum ist für jeden öffentlich einsehbar. Hintergedanke des Ganzen ist, dass sich so auch Gleichgesinnte austauschen können.“ Daneben gibt es zudem noch eine Online-Einzelberatung. „Dieser Chat ist genauso anonym wie die Telefon- und die Forumsberatung und findet praktisch wieder unter vier Augen statt.“

INFOFON-Ausbildung

Ab März 2015 bildet INFOFON wieder Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren zum Telefondienst und zur Onlineberatung aus. Für die Bearbeitung der Anfragen werden die Jugendlichen von INFOFON intensiv geschult. Zu den Themen der Grundausbildung gehören unter anderem Grundlagen der Gesprächsführung, interkulturelle Verständigung, Drogen und Sucht, Formen von Gewalt, Stadtstruktur oder Liebe und Sexualität. Ausbildungsbeginn ist heuer Anfang März. Das Ganze startet mit einem Informationsabend, an dem sowohl die Einrichtung als auch die Ausbildung vorgestellt werden. Die Ausbildungseinheiten finden in der Regel einmal wöchentlich statt. Ausbildungsende ist Juni 2015. Einladungen erhalten die, die sich unter Angabe ihres Alters und ihrer Adresse bei INFOFON melden. Bei Interesse reicht ein Anruf im Infofon-Vereinsbüro unter Tel (089) 189507917 oder eine Email an team@1215000.de. Natürlich werden hier auch gerne weitere Fragen zur Ausbildung bei INFOFON beantwortet.

Die INFOFON-Rufnummer lautet 1215000, weitere Informationen können im Internet unter www.1215000.de abgerufen werden.


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