„Wichtiges Puzzlestück“
Sicherheitswacht: Die Münchner Wochenanzeiger im Gespräch mit Ulrich Rothdauscher, Leiter der Polizeiinspektion Neuhausen
Münchner Wochenanzeiger: Der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg hat sich auf Ihren Vorschlag hin mehrheitlich für eine Sicherheitswacht ausgesprochen. Was hat Sie dazu bewogen, diesen Vorschlag zu unterbreiten?
Ulrich Rothdauscher: Lassen Sie mich in aller Deutlichkeit vorweg sagen: Wir haben in Neuhausen eine sehr gute tatsächliche Sicherheitslage! Das ist aber keine Selbstverständlichkeit, sondern die Wirkung vieler positiver Rahmenbedingungen – politische Stabilität, Arbeitsmarktsituation, städtebauliche Aspekte – und nicht zuletzt das Ergebnis entsprechender Polizeiarbeit. Ganz wesentlich ist dafür aber auch die Gefühlslage der Menschen in Neuhausen verantwortlich; die empfundene Sicherheit auf Seiten der Bürgerinnen und Bürger und die subjektive Einschätzung des Entdeckungsrisikos auf Täterseite. Und genau bei diesen beiden Punkten kann uns das ehrenamtliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger durch Präsenz und Kontaktpflege helfen.
Was genau muss man sich unter einer Sicherheitswacht vorstellen?
Die Angehörigen der Sicherheitswacht üben eine ehrenamtliche Tätigkeit aus, sie ergänzen die Arbeit der Polizei und stehen der Bevölkerung als kompetente Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung. Für die Polizei schlagen die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sicherheitswacht oftmals Brücken zur Bevölkerung. Die Hauptaufgabe ist, durch aktive Streifentätigkeit und Kontaktpflege das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung zu steigern.
Welche Aufgaben und Befugnisse hat sie?
Den Angehörigen der Sicherheitswacht stehen zunächst die gleichen Rechte zu wie jedem anderen Bürger: das Festhalten eines auf frischer Tat angetroffenen Straftäters bis zum Eintreffen der Polizei sowie das Recht auf Notwehr und Nothilfe für andere Bürger. Darüber hinaus können Angehörige der Sicherheitswacht Personen anhalten, sie befragen und ihre Personalien feststellen, wenn dies zur Gefahrenabwehr oder zur Beweissicherung notwendig ist. Außerdem können sie bei Gefahr im Verzug einen Platzverweis erteilen, das heißt eine Person anweisen sich zu entfernen. Im Vordergrund steht jedoch die Verständigung der Polizei mittels Handfunkgerät.
In Neuhausen-Nymphenburg ist der Einsatz vorerst auf Jahr zur Probe beschränkt. Würden Sie eine Sicherheitswacht gerne fest etablieren?
Ich bin überzeugt, dass die Sicherheitswacht ein wichtiges Puzzlestück in einer gelungenen Sicherheitsarchitektur ist. Sie dürfen bitte nicht vergessen, dass es das Institut der Sicherheitswacht seit über 20 Jahren in München und Bayern gibt. Seit über 20 Jahren leisten engagierte Bürgerinnen und Bürger im Rahmen ihres Ehrenamtes einen wichtigen Beitrag dazu, dass München eine der sichersten Großstädte Europas und Bayern das sicherste Bundesland Deutschlands ist. Wir blicken hier also auf eine 20-jährige Erfolgsgeschichte zurück, so dass ich nicht den geringsten Zweifel habe, dass auch in Neuhausen sich ehrenamtliches Engagement für die Sicherheit lohnt. Ich habe dem Bezirksausschluss zugesagt, dass wir uns nach einem Jahr gemeinsam die Ergebnisse anschauen. Sollte sich die Sicherheitswacht nicht bewähren, schaffen wir sie in diesem Stadtteil auch wieder ab.
Im Bezirksausschuss haben Sie mit Ihrem Vorschlag nicht nur offene Türen eingerannt.
Die Hauptsorge einzelner BA-Mitglieder war, dass Mitglieder der Sicherheitswacht ihre Stellung missbrauchen könnten. Hier verspreche ich ihnen, dass wir in Fällen des Machtmissbrauches kein Jahr warten würden. Wer als Mitglied der Sicherheitswacht sein Amt nicht als Ehrenamt im Sinne einer Bürgerorientierung versteht, würde sofort von seinem Amt entpflichtet werden. Aber hier bin ich nicht zuletzt aufgrund der durchweg positiven Erfahrungen der letzten 20 Jahre mehr als guter Dinge, dass sich auch in Neuhausen die Bürgerinnen und Bürger für dieses Ehrenamt finden lassen, die ihr Herz am rechten Fleck tragen.
Aus wie vielen Bürgern soll die Sicherheitswacht bestehen?
Das hängt auch ganz wesentlich davon ab, wie viele geeignete Bürgerinnen und Bürger sich für dieses Ehrenamt bewerben und wie viele Stellen mir letztendlich von meinem Präsidium dann auch zugeteilt werden. Insgesamt dürften damit wohl maximal sechs bis acht Mitglieder der Sicherheitswacht in Neuhausen zu erwarten sein.
Wie läuft die Ausbildung ab?
Die Ausbildung umfasst insgesamt 40 Unterrichtseinheiten, hier werden die Bewerberinnen und Bewerbern in Themen wie Organisation und Dienstbetrieb, Strafrecht – schwere Straftaten, niederschwellige Straftaten – Ordnungs- und Sicherheitsstörungen, Arbeiten bei einer Polizeiinspektion und auch psychologischen Aspekten, Eigensicherung und Einschreitverhalten geschult.
In welchen Bereichen des Stadtviertels sollen sie eingesetzt werden?
Ihr Einsatz wird nach Auswertung der aktuellen Sicherheitslage durch erfahrene Polizeibeamte unserer Polizeiinspektion koordiniert werden. Zu Fuß verrichten die Angehörigen der Sicherheitswacht ihre Streifendienste vor allem in Gebieten, in denen sich Bürgerinnen und Bürger mehr Präsenz wünschen, wie beispielsweise in größeren Wohnsiedlungen oder in öffentlichen Parks und Anlagen.
Bewerbung
Wer sich für die Sicherheitswacht in Neuhausen bewerben möchte, sollte mindestens 18 Jahre und höchstens 60 Jahre alt sein, durch Zeugnis eine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung nachweisen können, Zuverlässigkeit und Verantwortungsbereitschaft beweisen und einen guten Ruf besitzen, bereit sein, für die Aufgabe im Durchschnitt 15 Stunden monatlich zur Verfügung stehen und in Neuhausen und näherer Umgebung wohnen. Die Bewerbungen richten interessierte Bürger an die Polizeiinspektion 42 (Landshuter Allee 38, 80637 München), das Polizeipräsidium München (Abteilung Einsatz E 1, Ettstr. 2, 80331 München) oder jede andere Polizeiinspektion.
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