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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
„So kann es nicht weitergehen“
Bürgerinitiative „Pro Landshuter Allee-Tunnel“ fordert konkrete Planungen
„Die Planungen für den Landshuter Allee-Tunnel werden auf die lange Bank geschoben“, klagt Michael Lotterschmid, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) „Pro Landshuter Allee Tunnel“. „Dieses System muss unterbrochen werden. So kann es nicht weitergehen. Man kann nicht von Demokratie sprechen, wenn man Wasser predigt und Wein trinkt.“ Und Susanne Mayer ergänzt: „Die Stadt scheint nicht willens oder in der Lage zu sein, endlich eine Lösung zu präsentieren.“ Aus diesem Grund hat sich die BI in einem Schreiben an die Fraktionen des Münchner Stadtrats gewandt.
„Im Rahmen unseres jüngsten Informationsgesprächs im Baureferat gewannen wir erneut die Überzeugung, dass von Seiten des Fachreferats alles getan wird, um den nächsten Planungsschritt zeitnah vorzubereiten und die nächste Stadtratsvorlage zu erstellen“, heißt darin. Der Beschluss, die Tunnelplanung an der Landshuter Allee mit der anstehenden Sanierung beziehungsweise Erneuerung der Donnersberger Brücke zu verbinden, belaste zwar die laufende Planung naturgemäß, „doch lassen die damit erzielten Gestaltungsoptionen für den südlichen Tunnelabschnitt und eine deutlich verbesserte Schadstoffreduzierung dort diesen Mehraufwand geboten erscheinen“.
Vorplanungsphase
Die BI kritisiert, dass sich das Projekt des Landshuter Allee-Tunnels fünf Jahre nach dem Vorliegen der Machbarkeitsstudie immer noch in der Vorplanungsphase befindet. Gerade im Hinblick auf eine mögliche Verbindung mit den Sanierungsmaßnahmen an der Donnersberger Brücke seien erhebliche Verzögerungen der bisher prognostizierten Zeitschiene zu erwarten, befürchten die Sprecher der Bürgerinitiative. Gleichzeit sei eine erneute Zunahme der Verkehrszahlen an der Landshuter Allee bereits prognostiziert und werde sich angesichts der steigenden Bevölkerungszahl – in der Stadt wie im Umland – auch bei schnellstem ÖPNV-Ausbau dort nicht verhindern lassen. Da selbst ein deutlicher Anstieg der Elektromobilität die bestehende Feinstaubbelastung – nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen – nicht reduzieren werde, werden aus Sicht der BI die bereits überstrapazierten Belastungsparameter für die Landshuter Allee in naher Zukunft weiter anwachsen.
„Zügiger Fortgang der Tunnelplanung“
„Nun steht der nächste Kommunalwahlkampf bevor und es ist unser Appell an die Stadtpolitik, die Landshuter Allee nicht erneut zum Gegenstand und Opfer dogmatischer Auseinandersetzungen zu machen“, heißt es von Seiten der Bürgerinitiative weiter. Die Stadtpolitik soll entweder den zügigen Fortgang der Tunnelplanung an der Landshuter Allee erlauben und auch im Wahlkampf fördern oder, so fordern die Mitglieder der BI, sich gegen das Ergebnis der Machbarkeitsstudie und für eine Alternative entscheiden, die realistisch und zeitnah in gleicher Weise wie die bisherige Tunnelplanung die Lebenssituation der Menschen verbessere.
„Beschlussvorlage noch vor der Sommerpause“
„Wir erwarten, dass man sich im Rathaus nun klar positioniert“, sagt Michael Lotterschmid. „Alles andere ist angesichts der Aktualität nicht vertretbar. Wir erwarten eine klare Beschlussvorlage an den Stadtrat – möglichst noch vor der Sommerpause. Es ist unanständig, ein Problem, das die Menschen haben, nicht endlich anzugehen. Wir kämpfen seit 20 Jahren und müssen feststellen, dass sich so gut wie nichts getan hat.“ Das sieht Susanne Mayer ähnlich: „Der Stadtrat hat sich schon mehrheitlich für das Projekt ausgesprochen. Das ist sicher ein Schritt nach vorn. Nur fordern wir, dass es auch zügig umgesetzt wird. Es muss nun in die konkrete Planungsphase gehen und darf nicht wieder einfach versanden.“
„Politische Untätigkeit“
München halte sich viel darauf zugute, eine besonders lebenswerte Stadt zu sein und lasse es doch seit Jahrzehnten zu, dass eine hochbelastete innerstädtische Autobahn mitten durch ein Stadtviertel führe und sich die Lebenssituation der Menschen dort beständig weiter verschlechtere. Als „Stadtautobahn“ und zugleich Lebensraum vieler Menschen steht die Situation der Landshuter Allee aus Sicht der BI damit symptomatisch für die Versäumnisse der Stadt sowohl für eine zukunftsfähige Verkehrsplanung wie auch für die Stadtgestaltung. Es sei den Bürgern sehr wohl bekannt, dass diese politische Untätigkeit – bis heute – ihren Grund in kontroversen Grundsatzhaltungen zu Straßentunneln habe. Doch fehle es auch bei den Tunnelkritikern am Gestaltungswillen für eine konkrete und realistische Alternativlösung zur Verbesserung der Lebenssituation an der Landshuter Allee.
„Willen der Politik zur Handlung“
Als Betroffene wolle man nicht länger die Leidtragenden weiterer Grundsatzdiskussionen zu Pro und Contra Tunnel sein. „Wir, die Bürger und das Stadtviertel, brauchen endlich den Willen der Politik zur Handlung statt bloßer Betroffenheitsadressen für die Anwohner, denn die Landshuter Allee ist bereits viel zu lange ein Spielball unterschiedlicher Anschauungen zur städtischen Verkehrsplanung“, so die BI-Sprecher in ihrem Schreiben. Zudem müsse auch die Zeitspanne bis zur Realisierung einer Lösung bedacht werden. „Der zeitliche Ablauf eines solchen Projekts ist nicht in zwei Jahren durchzuführen“, erklärt Michael Lotterschmid. „Der Landshuter Allee-Tunnel muss absolute Priorität haben. Er ist für die Stadtentwicklung genauso wichtig wie für die verkehrliche Erschließung. Wir brauchen zumindest eine Übergangslösung.“
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