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„Sind gut aufgestellt“

Bei der FT Gern wird das Ehrenamt groß geschrieben

Vereinsvorstand Michael Franke (links) zusammen mit Michael Königsbauer, Spieler der 1. Herrenschmannschaft und ehrenamtlicher Jugendtrainer, auf dem Vereinsgelände der FT Gern. (Bild: sb)

„Ehrenamt ist ein großes Thema bei uns“, betont Michael Franke, der 1. Vorsitzende der Freien Turnerschaft (FT) Gern. „Es passiert gerade besonders viel in der Gesellschaft – das fängt in der Schule an, geht über den Fußballplatz bis hin zur Wahlurne.“ Die Trainer und Übungsleiter arbeiten, bis auf den Trainer der 1. Herrenmannschaft, alle ehrenamtlich. „Im Moment sind wir gut aufgestellt, aber es wird schwieriger“, weiß Michael Franke.

Zum einen werde im beruflichen Bereich immer mehr Flexibilität erwartet, „da ist es schwierig sich für nachmittags zu binden. Wir erwarten natürlich  eine gewisse Kontinuität bei unseren Jugendtrainern.“ Zum anderen gehe es  um die Wertschätzung durch die Gesellschaft. „Es nimmt immer mehr zu, dass man für sein ehrenamtliches Engagement belächelt wird – und zwar deswegen, weil wir etwas machen, für das wir kein Geld bekommen“, erzählt der Vereinsvorstand. „Oft kommt dann auch ein blöder Spruch und das finde ich dann schon grenzwertig.“ Grundsätzlich würde er sich – auch von Seiten der Politik – mehr Wertschätzung wünschen. „Das Schulterklopfen bei irgendwelchen Reden ist zwar schön, hilft aber nicht wirklich weiter. Da sollten schon deutlichere Signale kommen, wie zum Beispiel eine Art Ehrenamtskarte, mit der man gewisse Vergünstigungen hätte. Etwa freien Eintritt in die Freibäder, eine kostenlose Nutzung des MVV oder ähnliches.“

„Emotionale Bindung“

Ehrenamt funktioniere nur dann, erklärt Michael Franke weiter, wenn die Menschen eine emotionale Bildung zum Verein haben. „Beachtlich finde ich es vor allem, wenn schon junge Leute sich für eine ehrenamtliche Aufgabe entscheiden.“ So wie Michael Königsbauer, der sich ehrenamtlich im Verein engagiert seit er 13 Jahre alt ist. „Meine ganze Familie ist bei der FT Gern groß geworden, ich selbst bin mittlerweile Spieler der 1. Mannschaft“, erzählt der 23-jährige Student, der die B2-Jugend des Vereins trainiert. „Mir macht es einfach Spaß, mich ehrenamtlich zu engagieren. Ich habe tolle Trainingskollegen und der Umgang mit den Kindern und Jugendlichen ist bereichernd. Dazu kommen die taktischen und fußballerischen Überlegungen, die ich meiner Mannschaft mitgeben kann. Für mich ist klar, dass ich mich auch weiter, ehrenamtlich im Verein engagieren werde.“

„Positive Aspekte“

Michael Franke selbst ist seit 1974 Mitglied der FT Gern. „Ich war erst Spieler, habe mich aber immer schon auch für andere Bereiche des Vereins interessiert“, erzählt er. Ehrenamtlich angefangen habe er als Schriftführer. „Da konnte ich vieles ausprobieren und habe zum Beispiel zusammen mit einem anderen Spieler unsere Vereinszeitung, die ‚Gerner Kampfsau‘, ins Leben gerufen.“ Irgendwann sei dann ein neuer Vorstand gesucht worden. „Und da bin ich irgendwann reingerutscht“, sagt der 54-Jährige. Das war vor 17 Jahren. „In all den Jahren ist sehr viel passiert -angefangen von unserem Kunstrasenplatz bis hin zum Bau unserer neuen Kabinen. Es ist toll, wenn es gelingt, aus dem Verein eine Institution zu formen. Diese positiven Aspekte haben wiederum  Einfluss auf unsere Mitglieder. Das ist es, was mich immer weiter antreibt.“

„Können die gesellschaftlichen Entwicklungen nicht aufhalten“

Der Verein sei im Grunde wie eine Art kleines Unternehmen. „Trotzdem: auch wir als Verein können die gesellschaftlichen Entwicklungen leider nicht aufhalten. Unsere ehrenamtlichen Trainer haben keine pädagogische Ausbildung, die sie im Grunde bräuchten. Wir übernehmen im Verein sehr viele Aufgaben, die eigentlich in der Familie behandelt werden müssten“, sagt Michael Franke. „Und wir müssen uns grundsätzlich darüber Gedanken machen, welche Alternativen es zum Ehrenamt geben könnte. Obwohl das im Grunde das Ende des Vereinslebens wäre“, betont Michael Franke. Zirka 80 Ehrenamtliche arbeiten als fester Kern im Verein, „darunter sind zehn Jugendliche. Gerade für sie hat eine ehrenamtliche Tätigkeit einen enormen Mehrwert.“


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