Wochenanzeiger München Wir sind Ihr Wochenblatt für München und Umland

„Nicht mehr zeitgemäß“

Bürgerversammlung lehnt Landshuter Allee-Tunnel ab

Die Planungen für eine mögliche Untertunnelung der Landshuter Allee sollen gestoppt werden, fordert die Bürgerversammlung Neuhausen-Nymphenburg. (Bild: sb)

Nein zum Landshuter Allee-Tunnel: Die Bürgerversammlung des 9. Stadtbezirks hat sich gegen die weitere Planung ausgesprochen und die Anträge angenommen, die einen Stopp des Vorhabens fordern. Bereits 2018 habe sich die Bürgerversammlung des 9. Stadtbezirks mehrheitlich dafür ausgesprochen, den Tunnel nicht zu bauen. Der jetzt geplante Tunnel sei so nicht mehr zeitgemäß, so zeige das von Bund, Ländern und Kommunen gegründete „Bündnis für Mobilität“ Planungen weg von der autogerechten Stadt, erklärte etwa Marita Firnkes-Müller von der „Initiative für Neuhausen“ in ihrem Antrag, der mehrheitlich angenommen wurde. „Der Tunnel entspricht in keiner Weise den Forderungen und Erwartungen der Bürger, die die Voraussetzung waren, als sie für Abbruch und Neubau des Tunnels gestimmt haben."

In der Informationsveranstaltung im Oktober vergangenen Jahres sei ausschließlich und ausführlich dargestellt worden, wie viel Kapazität der Tunnel für die Autos, vor allem für den überörtlichen Verkehr, habe. „Das Ziel der Bürger – die Wiedervereinigung Neuhausens beidseitig der Landshuter Allee und ein neues und wirklich öffentlich nutzbares Grün auf dem Tunnel – wurde kaum erwähnt“, betonte Marita Firnkes-Müller. Der bisherige Tunnel, auch mit allen zusätzlichen Erweiterungen werde den bereits jetzt schon bekannten Verkehrszuwachs nicht auffangen. „Der Verkehr an der Landshuter Allee wird in jedem Fall sowohl im wie auf dem Tunnel weiter zunehmen.“

„Totaler Kahlschlag“

Trotz aller Belastungen sei festzustellen, dass die Anwohner jetzt eine vierreihige Allee mit rund 730 großen Bäumen als Staub- und Lärmfilter, Luftbefeuchter und Kühlung, Rasen, Hecken und Fahrradwege besitzen. „Die Planungen bedeuten am Ende für die Anwohner den totalen Kahlschlag, acht bis zehn Jahre Lärm und Staub einer offenen Großbaustelle mit ganztägigem Baustellenschwerlastverkehr im Viertel und anschließender Betonwüste aus Rampen und teilweise vielspurigem Oberflächenverkehr“, so Marita Firnkes-Müller weiter.

„Explosion der Baukosten“

Sie befürchtet einen ähnlichen Effekt wie an der Garmischer Straße am Luise-Kiesselbach-Tunnel, nämlich einen erhöhten Mittelweg zwischen seitlichen Betonmauern, die jede Verbindung und auch Blickverbindung zwischen den beiden Straßenseiten massiv verhindern und Querungen, die allein an der Ampel möglich seien. „Zu erwarten ist für die Bürger eine Explosion der Baukosten. Abgestimmt wurde über 537 Million Euro, der Kostensteigerungsindex liegt jetzt schon bei 400 Millionen“, betonte Marita Firnkes-Müller.

Als viel entscheidender haben sich in den Planungen ihrer Ansicht nach die Schwierigkeiten und Kosten an der Kreuzung Arnulfstraße und Landshuter Allee herausgestellt. Hier würden schon seit 2018 zwei Varianten durch Gutachten untersucht: zum einen die Verlängerung des Tunnels unter die Arnulfstraße, zum anderen der Gesamtabriss und komplette Neubau der Donnersbergerbrücke. „Das heißt, wir sind bald bei einer Milliarde Euro“, erklärte die Anrainerin weiter. „Die angeblichen Synergieeffekte, dass die Donnersbergerbrücke sowieso saniert werden müsse, erscheinen sehr fragwürdig. Die letzte Sanierung liegt auch noch nicht lange zurück.“

„Intelligentes und zukunftsfähiges Verkehrskonzept“

Daher fordere man die Stadt auf, die derzeitigen Planungen nicht weiterzuverfolgen und stattdessen Alternativen zur Verbesserung in und oberhalb des Tunnels zu suchen und durchzuführen. „Gleichzeitig fordern wir die Stadt auf, ein intelligentes und zukunftsfähiges Verkehrskonzept für das gesamte Viertel durchzuführen, so dass der Verkehr nicht nur als Durchgangsverkehr von allen Seiten durch die Wohngebiete allein auf die Landshuter Allee als Sammelstraße gelenkt wird.“ Besser sei es, wenn der Verkehr um das Viertel herumgeführt und die Landshuter Allee damit entlastet werde. Es gebe genug Alternativen für eine schlaue Verkehrsführung.

Abgelehnt wurde dagegen beispielsweise der Antrag von Michael Franke, dem Vorsitzenden der FT Gern, der die Landeshauptstadt München aufforderte, die Planungen für den Bau des Tunnels beschleunigt voranzutreiben, damit der Stadtrat spätestens bis Mitte 2020 endgültig über das Vorhaben beschließen könne. „Zudem beantrage ich bei der Planung sicherzustellen, dass auch während einer etwaigen Bauphase der Sportbetrieb am Standort Hanebergstraße sichergestellt wird“, sagte Michael Franke.

Die FT Gern stehe derzeit vor der Aufgabe, die Strukturen zukunftsfähig anzupassen. „Alle Planungen zur Erneuerung des Vereinsheims oder auch der Sportflächen erfordern zwingend Planungssicherheit. Jegliche weitere Entwicklung des Vereins steht durch die direkte Nachbarschaft in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Untertunnelung der Landshuter Allee“, so der 1. Vorstand der FT Gern. „Eine zeitnahe Entscheidung über die Realisierung des Tunnelprojekts und die verbindliche Sicherheit der planbaren Zukunft ist im Interesse aller Betroffenen und besonders für die FT Gern von größter Wichtigkeit.“


Verwandte Artikel

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt