Mehr als nur ein materieller Schaden
Ein Einbruch für die Betroffenen einen großen Schock
Ein Einbruch in den eigenen vier Wänden bedeutet für viele Menschen, ob jung oder alt, einen großen Schock. Dabei macht den Betroffenen die Verletzung der Privatsphäre, das verloren gegangene Sicherheitsgefühl oder auch schwerwiegende psychische Folgen, die nach einem Einbruch auftreten können, häufig mehr zu schaffen als der rein materielle Schaden. Im Bereich Neuhausen kam es nach Angaben von Polizeihauptkommissar Maximilian Radmann im ersten Quartal 2015 zu insgesamt 21 Wohnungseinbrüchen, von denen jedoch 14 bereits im Versuchsstadium endeten, zumeist scheiterten die Täter hier bereits an den Haus- bzw. Wohnungseingangstüren. Im Vergleichszeitraum 2014 waren 27 Wohnungseinbrüche zu verzeichnen, „von denen leider 16 Taten vollendet wurden. Es kann deshalb bis dato von einer leichten Entspannung in diesem Deliktsbereich ausgegangen werden.“
Nichtsdestotrotz hat es im vergangenen Jahr so viele Wohnungseinbrüche gegeben wie zuletzt vor 16 Jahren. Allein in Bayern gab es im vergangenen Jahr 30 Prozent mehr Einbrüche als im Vorjahr. „Generell ist die massive Steigerung der Wohnungseinbrüche in den letzten Jahren kein regional auftretendes Problem, sondern ein landesweit auftretendes“, erklärt Radmann. „Ursachen hierfür sind globaler Natur, exemplarisch ist hierbei das Armutsgefälle innerhalb der europäischen Mitgliedsstaaten zu nennen.“
Die Münchner Wochenanzeiger haben mit dem stellvertretenden Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Neuhausen gesprochen.
Münchner Wochenanzeiger: Wie gehen die Täter bei den Einbrüchen vor?
Maximilian Radmann: Bei einer Vielzahl von Einbrüchen ist ein professionelles, arbeitsteiliges und zielgerichtetes Vorgehen zu beobachten. Schlecht gesicherte bzw. nicht versperrte Wohnungseingangstüren werden von professionell agierenden Tätergruppierungen oft in Sekundenschnelle geöffnet. Das generell hohe Entdeckungsrisiko wird durch Mittäter, die vor anrückenden Polizeikräften warnen sollen, soweit wie möglich minimiert. In vielen Fällen wird das Wohnhaus im Vorfeld der Tat durch die Einbrecher ausgespäht, um Informationen über das Objekt, die Anwohner und lohnende Zeiten für die Tatbegehung auszuforschen.
Kann man den Täterkreis definieren?
Der Täterkreis bei Wohnungseinbrüchen reicht von Rauschgiftkonsumenten, die auf diese Weise schnell an Barmittel zu kommen gedenken, bis hin zu professionell und unauffällig agierenden Tätergruppierungen aus dem süd- oder osteuropäischen Raum, welche teilweise lediglich zur Tatbegehung nach München reisen. Eine generelle Eingrenzung des Täterkreises ist schwierig.
Wie hoch ist die Aufklärungsquote?
Im Vergleich zu anderen Deliktsbereichen ist die Aufklärungsquote im Bereich der Wohnungseinbruchsdiebstähle leider relativ gering und lag 2014 im Stadtgebiet München bei 15,6 Prozent aller angezeigten Taten. Jedoch wurden auch – teilweise nach aufwendigen und langwierigen Ermittlungen – Einbrecher zu teils empfindlichen Haftstrafen verurteilt.
Einbrüche verletzen vor allem auch die Privatsphäre der Menschen. Wie können Bürger ihr Haus oder ihre Wohnung schützen?
Generell sind technische Sicherungsmaßnahmen stets ein probates Mittel, um die Wahrscheinlichkeit eines Wohnungseinbruchs zu minimieren. Dies gilt insbesondere für Wohnungseingangstüren sowie Terrassen- oder Balkontüren. Je einbruchssicherer eine Tür ist, desto unattraktiver wird die Begehung für die Täter. Ein Eindringen in gut gesicherte Objekte ist technisch und zeitlich wesentlich aufwendiger; dementsprechend höher ist auch das Entdeckungsrisiko.
Auch gilt es, stets „Augen und Ohren“ offen zu halten. Wer versucht sich unter welchen Voraussetzungen Zutritt zum Haus zu verschaffen? Gibt es Personen im Umfeld, die sich möglicherweise verdächtig verhalten? Und im Zweifel gilt stets: Bei verdächtigen Wahrnehmungen unbedingt die Polizei verständigen!
Was sollte man beim Verlassen des Hauses bzw. der Wohnung beachten?
Vor allem sollte die Wohnungseingangstüre stets abgeschlossen und nicht nur ins Schloss gezogen werden. Auch Terrassen- oder Balkontüren stets schließen, Fenster im Erdgeschoss oder im Hochparterre nicht kippen. Ferner sollte man auch darauf achten, dass die Hauseingangstüre versperrt wird und von außen möglichst nicht leicht erkennbar ist, dass sich im Haus beziehunsweise in der Wohnung niemand aufhält.
Welche technischen Standards sollten sich Bürger zulegen, um vor Einbrüchen geschützt zu sein?
Die Sicherung der Türen und Fenster spielt hier eine entscheidende Rolle. Auch kann die Anbringung von Videokameras in privaten Objekten hilfreich sein. Interessierte Bürgerinnen und Bürger, die sich für technische Sicherungsmaßnahmen interessieren, können sich diesbezüglich an die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle wenden.
Wie gehen Sie als Polizei das Thema Prävention an?
Die Polizei Neuhausen nimmt stets Kontakt zu Bürgern auf, die Opfer eines Wohnungseinbruchs wurden, berät diese und steht ihnen helfend zur Seite. Zudem werden regelmäßig Polizeikurse und Präventionsveranstaltungen durchgeführt, in deren Rahmen den Bürgern Verhaltenstipps an die Hand gegeben werden. Das Thema Prävention wird insbesondere in dieser Hinsicht bei der Polizei Neuhausen großgeschrieben! Wer Opfer eines Wohnungseinbruchs wird, der wird nicht nur in materieller Sicht bestohlen; dem Opfer werden vielmehr das Vertrauen und die Intimität der eigenen vier Wände genommen. Auch aus diesem Grunde wird die Polizei bei der Bekämpfung der Wohnungseinbrüche auf keinen Fall lockerlassen!
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