Keine Verlagerung in ein anderes Stadtviertel
Bezirksausschuss kämpft um Erhalt des Bürgerbüros
Der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) lehnt die Vorlage für ein Standortkonzept der Bürgerbüros ab, da ein Konzept mit nur vier zentralen Standorten, so wie von der Stadtverwaltung vorgeschlagen, den Anforderungen einer stetig wachsenden Großstadt nicht gerecht werde und das Konzept immer noch die ersatzlose Schließung des Bürgerbüros an der Leonrodstraße vorsehe. Stattdessen sind nach Ansicht des Gremiums die Planungen in Bezug auf das Kreativquartier Dachauer Straße fortzuführen, mit dem Ziel, dort ein Bürgerbüro zu errichten. Ebenso fordern die Lokalpolitiker die Stadtverwaltung auf, weitere Standorte rund um den Rotkreuzplatz sowie entlang der Bahntrasse bis zur Friedenheimer Brücke zu suchen.
Dass in der Leonrodstraße die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter schwierig seien, verstehe man, erklärt Wolfgang Schwirz in seiner Stellungnahme, die er im Namen des BA 9 verfasst hat. Deshalb habe das Gremium in mehreren Anträgen vorgeschlagen, einen Ersatzstandort rund um den Rotkreuzplatz zu suchen oder im Kreativquartier an der Dachauer Straße ein Bürgerbüro zu errichten. „Es darf nicht sein, dass rund 100.000 Einwohner des zweitgrößten Stadtbezirkes Neuhausen-Nymphenburg ihr Bürgerbüro verlieren und stattdessen nach Schwabing oder Moosach fahren sollen und hierfür dann deutlich längere Wege in Kauf nehmen müssen“, so der CSU-Politiker. „Dies gilt insbesondere auch für die rund 22.000 Senioren, die im Bezirk wohnen, die im Bedarfsfall auf kurzem Weg ihre Behördengänge erledigen sollen. Es steht auch zu befürchten, dass im neu geplanten Bürgerbüro am Scheidplatz über kurz oder lang die Kapazitäten nicht mehr ausreichen und dann dort – wie jetzt in der Leonrodstraße – sich wieder Schlangen bilden und die Bürger lange anstehen müssen.“
Alternative zur Leonrodstraße
Der BA 9 habe als eine Alternative zur Leonrodstraße das Kreativquartier an der Dachauer Straße im Bereich des Leonrodplatzes vorgeschlagen. „Diesen lehnt die Verwaltung mit nicht nachvollziehbaren Gründen ab. So wird behauptet, dass drei Tramlinien und eine Buslinie nicht ausreichend für die Verkehrsanbindung seien und stattdessen ein U- oder S-Bahnanschluss fehle. Diese Tram- und Buslinien verkehren tagsüber in kurzen Zeitabständen, sie kommen aus allen Himmelsrichtungen von den zentralen Stellen des Viertels und sind unter anderem am Rotkreuzplatz, am Stiglmaierplatz und am Westfriedhof an die U-Bahn angeschlossen“, heißt es in der Stellungnahme des BA 9 weiter. Angesichts der Tatsache, dass überall in München die Vorzüge der Tram von der Verwaltung gepriesen werden, erscheine dieses Argument auch aus diesem Grund nicht akzeptabel.
"Sinnvoller Vorschlag"
Auch die Aussage, dass im Kreativquartier nur Büroeinheiten zwischen 200 und 300 Quadratmetern geplant seien und deshalb ein Bürgerbüro dort keinen Platz finde, ist auch Sicht des BA 9 nicht nachvollziehbar. „Wenn es um die Belange und Bedürfnisse von rund 100.000 Bürger eines Viertels geht, sollten Planungen entsprechend angepasst werden und nicht als Begründung für eine Ablehnung eines sinnvollen Vorschlages angeführt werden“, erklärt Wolfgang Schwirz.
Dem BA 9 erscheint es immer noch nicht nachvollziehbar, dass im gesamten BA-Gebiet kein geeigneter weiterer Standort vorhanden sein soll. „Rund um den Rotkreuzplatz wäre ein Standort immer noch am sinnvollsten. Doch auch entlang der Bahnachse bis zur Friedenheimer Brücke sollten Standorte für ein Bürgerbüro gesucht werden. Dort sind viele Büroeinheiten entstanden, die im Bedarfsfall angemietet und entsprechend umgestaltet werden könnten.“ Die Verwaltung habe für die Bedürfnisse der Menschen zu planen und müsse im Bedarfsfall flexibel ihre Planungen anpassen. Stattdessen werde nun eine mehrere Jahre alte Planung, die der BA seit langem ablehnt, unverändert wieder vorgeschlagen.
Der Stadtrat werde deshalb aufgefordert, diese Planung abzulehnen. „Dieser hat die hierfür nötigen Kompetenzen als politisches Gremium und die Verwaltung hat die entsprechenden politischen Vorgaben umzusetzen. Es muss auch im Interesse des Stadtrates sein, dass die Bürgerbelange immer an erster Stelle stehen und nicht unflexible und veraltete Planungsvorschläge aus der Verwaltung“, erklären die Lokalpolitiker.
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