„Hat funktioniert“
Bürger wollen Gehwegparken behalten
„Jetzt wird ein Problem geschaffen, wo es vorher keines gab“, beklagt Bärbel Wardetzki, die kürzlich beim Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) vorsprach. Ihr und ihren Nachbarn geht es um das Parken in der Tizianstraße. Vor allem im Abschnitt zwischen Taxis- und Waisenhausstraße wird seit vielen Jahren halbseitig auf dem Gehweg geparkt. Das habe bislang für alle Verkehrsteilnehmer auch gut funktioniert. Sowohl Rollstuhlfahrer als auch Kinderwägen hätten genug Restgehwegbreite zum Durchkommen. Seit kurzem aber würden vermehrt Strafzettel fürs Gehwegparken verteilt.
„Egal wie wir’s machen, wir machen uns immer strafbar“, sagt Bärbel Wardetzki. Das Problem aus Anwohnersicht: Wenn Autofahrer ihre Fahrzeuge mit allen vier Rädern auf der Fahrbahn parken, kommen große Gefährte, wie etwa Müllwagen oder Laster, nicht durch und beklagen sich. Parken die Anwohner indes mit zwei Rädern auf dem Gehweg, so hagelt das einen Bußbescheid. Denn seit kurzem würde das Gehwegparken in der Tizianstraße häufiger geahndet als früher. „Seit über zwanzig Jahren wird auf dem Gehweg geparkt“, erklärt Bärbel Wardetzki im Namen mehrerer Betroffenen. „Bisher war das ein friedliches Miteinander.“
Das Gehwegparken aber ist grundsätzlich regelwidrig, das stellte ein Vertreter der Polizeiinspektion 41 bei der BA-Sitzung klar. Weder das Parken auf dem Gehweg ist zulässig, noch das Parken auf der Fahrbahn, wenn diese zu stark verengt wird. Eine Fahrbahnbreite von drei Meter müsse gewährleistet bleiben. Ein Dilemma also für die Anwohner so scheint es.
„Es braucht Regelung“
Im Fall der Tizianstraße scheint der Gehweg zwar breit genug zu sein, um das Gehwegparken zu ermöglichen, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu benachteiligen oder zu Problemen für Fußgänger zu führen. Dies sei jedoch nicht immer der Fall, erläutert Niko Lipkowitsch (Grüne), Vorsitzender des Verkehrs-Ausschusses im Bezirksausschuss. Etwa in der Taxisstraße oder auch in der Bandlstraße führe das Gehwegparken zu gefährlichen Situationen. „Deshalb braucht es eine Regelung“, so Lipkowitsch. Mittelfristig werde daher für das Gebiet Gern die Ausweisung zum Parklizenzgebiet angestrebt, was die Tizianstraße mit einschließen würde. Voruntersuchungen für das Lizenzgebiet wurden bereits durchgeführt. Die Einführung des Parklizenzgebietes könnte jedoch noch zwei bis drei Jahre auf sich warten lassen.
Parkplätze markieren
„Es gibt einfach zu viele Autos, zu große Autos und zu wenig öffentlichen Raum“, so Lipkowitsch. Mit Parklizenzgebieten hofft man münchenweit den Parkdruck für Anwohner zu reduzieren. Auf diese Theorie vertraut jedoch nicht jeder, der allabendlich vergebens einen freien Parkplatz im eigenen Quartier sucht. Als vor einigen Monaten im Quartier „Apostelblöcke“ aufgrund der Lizenzeinführung zahlreiche geduldete Stellplätze wegfielen, sorgten sich viele Anwohner darum, ob der Parkdruck nicht sogar zunehmen würde. Denn nach Zählung der CSU-Fraktion fielen dort an die 100 geduldete Parkplätze weg. Inzwischen aber sei es ruhig im Quartier geworden, erklärt Felix Meyer (FDP). Gelernt habe man damals, dass etwa durch Abmarkierung aus illegalen durchaus legale Parkplätze geschaffen werden können, sofern die Gehwege breit genug sind, so Gudrun Piesczek (CSU). Diese Möglichkeit will der BA nun vom Mobilitätsreferat für die Tizianstraße prüfen lassen. Dies könnte eine Zwischenlösung schaffen, bis die Tizianstraße zum Parklizenzgebiet erklärt wird.
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