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„Gesellschaftliche Verpflichtung“

Vorbereitung für Gedenkveranstaltung: Bezirksausschuss bittet Stadt um Hilfe

Jedes Jahr nimmt der Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) zusammen mit Schülern am 9. November an der Gedenkverstaltung der Israelitischen Kultusgemeinde teil und veranstaltet eine Namenslesung auf dem Rotkreuzplatz. (Bild: Henriette Thoma)

Auch in diesem Jahr will der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) wieder an der Gedenkveranstaltung im 9. Stadtbezirk der Israelitischen Kultusgemeinde München teilnehmen. Die Namen der jüdischen Oper des Viertels seien bereits zusammengestellt worden. Seit vielen Jahren lesen Mitglieder des Lokalparlaments um den 9. November Namen von deportierten jüdischen Mitbürgern aus München. „Auch zum 80. Jahrestag planen wir wieder eine Veranstaltung, die würdig an das Schicksal der knapp 5.000 Münchner Juden erinnert, die aus unserer Mitte vertrieben, deportiert, ermordet oder in den Suizid getrieben wurden“, erklärt das Gremium in einem Schreiben, das unter anderem an Oberbürgermeister Dieter Reiter adressiert ist. „In einer Zeit, in der Antisemitismus wieder auf dem Vormarsch ist, ist dies unseres Erachtens eine gesellschaftliche Verpflichtung, das Gedenken an den Holocaust wach zu halten.“

Da eine Lesung aller Namen im Rahmen einer BA-Veranstaltung nicht möglich sei, stehe man jedes Jahr vor der Herausforderung, aus der gesamten Liste eine reduzierte Zahl zu verlesen. „Dies entsprach jedoch nicht unserem eigenen Anspruch. Daher haben wir im letzten Jahr aus der Gesamtliste alle Personen entnommen, die in unserem Stadtbezirks wohnhaft waren“, so die Mitglieder des BA 9 weiter. Ein Verlesen dieser Nahmen, mit der letzten bekannten Wohnadresse in Neuhausen-Nymphenburg, habe zu einem besonderen Charakter der Lesung und einer eindrücklichen Veranschaulichung, wie Juden aus der Mitte des Stadtbezirks deportiert wurden, geführt. An der Veranstaltung im vergangenen Jahr habe auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, teilgenommen, „die uns sehr für diesen Einsatz dankte, die unseren Eindruck teilte und sich sicher auch sehr über Unterstützung für die Bezirksausschüsse freuen würde“.

„Großer Aufwand“

Für die Organisatoren aus den Reihen der Bezirksausschüsse sei eine solche Recherchearbeit mit großem Aufwand, und Fehleranfälligkeit, verbunden, weshalb der BA 9 nicht nur den Oberbürgermeister, sondern auch das Münchner Stadtarchiv um Unterstützung bittet. „Aufgrund von Entmietungen, Enteignungen, Vertreibungen gibt es manchmal vielzählige Wohnadressen in nur wenigen Jahren“, erklärten die Lokalpolitiker. Einige Straßennamen der damaligen Zeit seien heute geändert, weshalb die Suche anhand heutiger Straßenlisten fehlerhaft sei.

Daher bitte man darum, „uns – und zumindest allen Bezirksausschüssen, die sich an der Lesung in diesem Jahr beteiligen – eine Liste mit den jeweiligen Namen aus dem eigenen Stadtbezirk zusammenzustellen: mit Titel, Vorname, Nachname, Beruf, Geburtsdatum, alle bekannten Adressen – bei unbenannten Straßen mit heutigem Straßennamen – im jeweiligen Stadtbezirk nach zeitlicher Reihenfolge, Datum und Ziel der Deportation/Emigration, Datum, Ort und Todesursache.“

Sollte die Zusammenstellung der Daten nicht durch Mitarbeiter der Stadt München oder des Münchner Stadtarchivs zu leisten sein, überlegt der BA 9, sich an den bestehenden Kosten zu beteiligen. „Alternativ bitten wir um die Zusendung der Daten der Gedenkseite in Form einer Excelliste, um die Bearbeitung selbst vornehmen zu können.“ Zudem würde man sich sehr darüber freuen, wenn man einige Kurzbiographien aus unterschiedlichen Blickwinkeln zur Verfügung gestellt bekäme, „die für die Schicksale vieler stehen, jedoch das persönliche Leid anschaulich und begreifbar machen“, so der BA 9. „Des Weiteren wäre den Organisatoren sehr geholfen, wenn eine Auswahl an Musikstücken mit Bezug zum Gedenken zur Verfügung stünde, die im Rahmen der Veranstaltung abgespielt werden könnte.“


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