"Geld- und Zeitverschwendung"
Landshuter Allee: Grüne fordern Stopp der Tunnelprojekte
Die grüne Stadtratsfraktion will die Tunnelprojekte in München stoppen. Durch den Verzicht auf Autotunnel an der Landshuter Allee sowie der Tegernseer Landstraße und Schleißheimer Straße könnten die dafür veranschlagten städtischen Finanzierungsanteile in Höhe von derzeit geschätzt zirka ein bis 1,3 Milliarden Euro bis 2030 zu 80 Prozent für den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs, des Rad- und Fußverkehrs sowie zu 20 Prozent für Zukunftsthemen wie autonomes Fahren, Sharing Mobility und Elektromobilität zur Verfügung gestellt werden, schlagen die Grünen vor.
Die Planungen an weiteren Autotunnel sei reine Geld- und Zeitverschwendung und Vergeudung wertvoller Planungsressourcen der Münchner Stadtverwaltung, erklären die Grünen-Stadträte Paul Bickelbacher, Herbert Danner, Sabine Nallinger und Anna Hanusch, Vorsitzende des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) in ihrem Antrag. "Ein schnellstmöglicher Planungsstopp für Projekte, die frühestens nach 2027 realisiert werden können – also zu einem Zeitpunkt, an dem der Münchner Verkehr bereits neu organisiert wird, ist schlichtweg ein Gebot der Vernunft. Jetzt müssen die Weichen neu gestellt und die Ressourcen neu verteilt werden."
"Völliger Realitätsverlust"
Scharfe Kritik an den Plänen der Grünen kommt von Mechthilde Wittmann. Die CSU-Landtagsabgeordnete fordert weiterhin den Bau des Landshuter Allee-Tunnels. "Es zeigt sich einmal mehr, dass die Grünen hier einen völligen Realitätsverlust erlitten haben. Der Mittlere Ring in München ist die staureichste Strecke Deutschlands. Die Situation sei zum Beispiel für die vielen tausend Anwohner der Landshuter Allee, mit über 150.000 Fahrzeugen täglich, völlig inakzeptabel", betont sie. "Ständig werden dort trotz Geschwindigkeitsüberwachung die Grenzwerte der Abgas- und Lärmbelastung überschritten, insbesondere bei den gefährlichen Stickstoffoxiden und beim Feinstaub." Die Deutsche Umwelthilfe sei dagegen vor Gericht gezogen, um das von der EU verbriefte Recht auf saubere Luft einzuklagen. Vor diesem Hintergrund werde immer wieder ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge diskutiert. "Die Röhre im Westen würde ein ganzes Stadtviertel entlasten und wiedervereinen", erklärt Mechthilde Wittmann, "das Projekt duldet einfach keinen Aufschub mehr."
Bau des Landshuter Allee-Tunnels "folgerichtig und logisch"
Bereits im November 2016 habe der Münchner Stadtrat beschlossen, an den Tunnelprojekten festzuhalten und als Erstes den Tunnel an der Landshuter Allee zu planen und zu bauen. "Nach Fertigstellung des Luise-Kiesselbach Tunnels ist das folgerichtig und logisch", betont die CSU-Landtagsabgeordnete, die immer für das Projekt gekämpft hat und die Bürgerinitiative "Pro Landshuter Allee Tunnel" unterstützt. Angesichts des Wachstums der Landeshauptstadt sei jetzt auch ein schneller Ausbau des ÖPNV und der Verkehrsinfrastruktur insgesamt dringend erforderlich.
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