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„Frauen finden wenig Platz“

Obdachlosigkeit: Bezirksausschuss fordert weiter mehr Wohnungen und Wohnprojekte

Ende 2019 soll das Flexiheim in der Wotanstraße 88 mit 250 Bettplätzen eröffnet werden. (Bild: sb)

Vorerst ist im 9. Stadtbezirk keine Einrichtung für Frauen geplant, die von Obdachlosigkeit bedroht sind. Einen entsprechenden Antrag des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) hat das Sozialreferat abgelehnt. „Damit Frauen, die in München von Obdachlosigkeit bedroht sind, aber noch in ihrer Wohnung leben, gar nicht erst wohnungslos werden, gelten zuvorderst alle Bemühungen dem Wohnungserhalt“, erklärt Dorothee Schiwy. „Gelingt es, die Wohnungslosigkeit zu verhindern, können die Frauen in ihrem angestammten Umfeld bleiben. Um Frauen im Falle bereits eingetretener Wohnungslosigkeit aufzufangen, gibt es ein dichtes Netz verschiedener Einrichtungen, die über das ganze Stadtgebiet verteilt und für alle Frauen aus der gesamten Stadt zugänglich sind“, so die Sozialreferentin der Landeshauptstadt weiter.

Es stehe eine Vielzahl von Beherbergungsbetrieben und städtischen Notquartieren für die Unterbringung zur Verfügung, von denen etliche nur mit Frauen oder bevorzugt mit Frauen und ihren Kindern und/oder Familien belegt werden. Darüber hinaus gebe es verschiedenen spezifische verbandliche Einrichtungen für wohnungslose Frauen als Akut- und Übergangseinrichtungen, mit deren Ausbau und Erweiterung man sich von Seiten des Sozialreferats ständig befasse.

Neue Einrichtung in der Wotanstraße

Im 9. Stadtbezirk werde voraussichtlich Ende 2019 in der Wotanstraße 88 eine neue Einrichtung für Wohnungslose, ein Flexiheim mit 250 Bettplätzen eröffnet werden, das mit wohnungslosen Familien und alleinerziehenden Müttern mit ihren Kindern belegt wird, so Dorothee Schiwy weiter. „Grundsätzlich wird bei der Planung von Einrichtungen für wohnungslose Menschen versucht, diese im gesamten Stadtgebiet zu streuen, um zu vermeiden, dass es zur Unterversorgung oder auch Überbelastung einzelner Stadtbezirke kommt.“ Das Sozialreferat sei dabei jedoch unter anderem von den örtlichen Gegebenheiten abhängig.

Der BA 9 begrüßt eigenen Angaben zufolge die geschilderten Bemühungen für Wohnraum für Frauen, hält sie aber nicht für ausreichend. Laut einer Studie des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales sei auch in München durchschnittlich jede vierte Frau von Gewalt in der Partnerschaft betroffen. „Deswegen sind wir nach wie vor der Meinung, dass bei uns im Stadtbezirk Neuhausen-Nymphenburg mehr Wohnungen und Wohnprojekte für Frauen geschaffen werden müssen“, erklärt der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) in einem Schreiben an Sozialreferat der Landeshauptstadt.

„Das ist viel zu wenig“

Gemäß dem Gesetz zu dem Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt vom 11. Mai 2011 gelte in Bayern ein Bevölkerungsschlüssel, der die Empfehlungen des Europarats aufgreife. Bei der aktuellen Anzahl der Münchner Bevölkerung sollte aus Sicht des BA 9 also ein absolutes Minimum von 150 Plätze für Frauen vorhanden sein. „In München gibt es insgesamt nur 78 Plätze“, betont Barbara Roth (CSU), die Frauenbeauftragte des Lokalparlaments. „Das ist viel zu wenig.“

Frauen hätten in München wenig Möglichkeiten, sich vor Gewalt in der Partnerschaft zu flüchten. Die Frauen in Frauenhäusern können das Frauenhaus nicht verlassen, weil es keine anderen Wohungsmöglichkeiten gebe. „Frauenhäuser sind überbelegt, Frauen finden wenig Platz. Dezentral müssten in Neuhausen-Nymphenburg gemäß dem Bevölkerungsschlüssel minimal zehn Plätze in einem Frauenhaus vorhanden sein“, heißt es in dem Schreiben des Gremiums weiter. Deswegen fordern wir die Stadt erneut auf, auch in Neuhausen-Nymphenburg Wohnunterkünfte für Frauen zu schaffen.“


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