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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Feiern und Gedenken
München begeht das 50. Jubiläum der Olympischen Spiele von 1972
Fröhliche Farben, spektakuläre Zeltdachkonstrunktionen, mit Waldi ein liebenswertes Maskottchen und natürlich spannende Wettkämpfe: das machten die Olympischen Spiele 1972 in München aus. Aber auch das: ein Attentat auf die israelischen Athleten, bei dem ein Polizist und elf Sportler ihr Leben verloren. In diesem Jahr wird in München das 50. Jubiläum der Olympischen Spiele gefeiert. Und gedacht.
Das ganze Jahr über gibt es unter dem Motto "München auf dem Weg in die Zukunft 1972-2022-2072" in der Stadt Ausstellungen und Veranstaltungen zu den Themen Sport, Kultur, Design, Architektur, Erinnerungskultur und das Miteinander in der Demokratie – im öffentlichen und digitalen Raum. "Die Spiele von 1972 hatten eine wichtige politische Botschaft: Sie grenzten sich ab von 1936, von den Spielen des Nationalsozialismus. Sie wollten demokratische Ideale und eine Zukunft der Vielfalt erlebbar machen. Weltoffenheit, Frieden, Vielfalt, Mut, Spiel, Toleranz und Begegnung waren wichtige Begriffe", sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter im Rahmen einer online angesetzten Pressekonferenz. Die Botschaft von 1972 sei heute aktueller denn je. Deshalb seien die genannten Schlüsselbegriffe auch für das Jubiläum aus Sicht der Landeshauptstadt München programmatisch.
"Die Welt zu einer besseren machen"
Bereits jetzt zu Beginn des Jubiläumsjahres seien mehr als 150 Veranstaltungen gemeldet, betonte München Kulturreferent Anton Biebl. Und man sei offen für weitere Projekt und Veranstaltungen. "Es war mir ein großes Anliegen, dass das Kulturreferat eine aktive Rolle spielt bei der Konzeption des Jubiläumsjahres. Kunst und Kultur waren 1972 integrale Bestandteile im Gesamtkonzept der Olympischen Spiele in München. Sport und Kultur bringen die Menschen zusammen, setzen Energie frei und sorgen für Emotionen. Beide sind vereint in unserem Festival des Spiels, des Sports und der Kunst rund um den Olympiasee. Dass Freude und Tragik nah beieinander liegen, war auch vor 50 Jahren in höchster Intensität zu erleben. Beides – die heiteren Spiele und der tödliche Anschlag auf die israelische Mannschaft – bleiben für immer im kollektiven Gedächtnis. Es bleibt der Auftrag, die Welt zu einer besseren zu machen."
Von Tauziehen bis Skateboarden
Eingebettet in das Jubiläumsprogramm wird das Gelände rund um den Olympiasee vom 1. bis 9. Juli Schauplatz eines kulturellen Highlights: dem Festival des Spiels, des Sports und der Kunst. Die die Teilnehmer des Festivals erwartet ein vielseitiges Programm: inklusiv statt exklusiv, spielerisch, offen für alle und kostenfrei zugänglich. Fünf Programmteile, an denen zahlreiche Menschen,
Organisationen, Künstlerinnen und Künstler mitwirken, bieten vielfältige Erlebnisse. Nach der Eröffnungsfeier am Olympiasee am 1. Juli, folgt einen Tag später die große Parade von der Innenstadt zum Olympiapark. Am 2. und 3. Juli folgen die "Münchner Sportspiele" für alle Münchnerinnen und Müncher. Im Rahmen dieser Sportspiel können sich Freizeit- und ambitionierte Hobbysportler in verschiedenen populären olympischen Disziplinen miteinander messen. Dabei reicht die Bandbreite von historischen Sportarten wie dem Tauziehen über Klassiker wie Tennis bis hin zu olympischen Neulingen wie dem Skateboarden – auch Schwimmen, Basketball und Beachvolleyball sind mit dabei.
4.700 Sportler und 176 Goldmedaillen
Als weiteres sportliches Highlight werden die European Championships Munich 2022 mit insgesamt neun Europameisterschaften als größtes Multi-Sport-Event seit den Spielen 1972 vom 11. bis 21. August im Olympiapark sowie an weiteren Orten in und um München stattfinden. Dabei werden 4.700 europäische Athleten in den Sportarten Beachvolleyball, Kanu-Rennsport, Klettern,
Leichtathletik, Radsport, Rudern, Tischtennis, Triathlon und Turnen um 176 Goldmedaillen kämpfen.
Erinnerung an die Opfer
Untrennbar mit den Olympischen Spielen 1972 verbunden ist das Attentat auf die israelischen Athleten. Um ein würdiges und beständiges Gedenken an die Opfer sicherzustellen, findet am 5. September um 14 Uhr eine große offizielle Gedenkveranstaltung unter Federführung des Bayerischen Innenministeriums am Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck statt. Erstmalig lädt die Stadt München die Opferfamilien dazu offiziell ein. Zu der Gedenkfeier plant das israelische Generalkonsulat eine Radtour vom Olympiapark nach Fürstenfeldbruck, die beide Schauplätze der blutigen Geiselnahme verbindet. Für die Opferfamilien wird es zudem von der Stadt
München Gedenkveranstaltungen am Tatort Olympisches Dorf sowie an der Gedenkstätte Fürstenfeldbruck am Vormittag des 5. September geben.
Darüber hinaus soll während des gesamten Jahres der zwölf Opfer des Attentats gedacht werden. Die inhaltlich zentrale Rolle obliegt dabei dem Jüdischen Museum München in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum München. Jeden Monat wird dabei ein Opfer, dessen Biografie und Schicksal im Mittelpunkt stehen. Es kann sich dabei um Aktivitäten handeln, die an einem Tag stattfinden, aber auch um solche, die den gesamten Monat andauern. Zum Auftakt erinnert das Amerikahaus am Karolinenplatz seit 13. Januar mit einer Fassadeninstallation an den Gewichtheber David Berger, der in Cleveland, Ohio aufwuchs, 1970 nach Israel übersiedelte und 1972 Mitglied der israelischen Nationalmannschaft wurde. Konzipiert und koordiniert wird das Erinnerungsprojekt vom Jüdischen Museum München und vom NS-Dokumentationszentrum München in Zusammenarbeit mit dem Generalkonsulat des Staates Israel.
Das umfangreiche Programm zu den Jubiläumsfeierlichkeiten sowie weitere Infos finden sich unter www.muenchen1972-2022.de im Internet.
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