Münchner Wochenanzeiger - Hier werden Sie gelesen
2 x pro Woche mit ca. 2 Millionen Zeitungen
Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
„Einzigartiger Ort“
Wohnen, Arbeiten und Kultur auf dem Paket-Post-Areal
Auf dem rund 8,7 Hektar großen Paket-Post-Areal zwischen Arnulfstraße, Birketweg und Wilhelm-Hale-Straße entsteht ein neues urbanes Quartier mit zirka 1.100 Wohnungen und 3.000 Arbeitsplätzen, sozialen Nutzungen sowie Geschäften und Hotels. Zentraler Bestandteil ist die denkmalgeschützte ehemalige Paketposthalle. Sie soll zum Teil kulturell und kreativwirtschaftlich genutzt werden. Das Paket-Post-Areal wird derzeit überwiegend für postalische Zwecke genutzt. Mit Verlagerung des Briefzentrums eröffnet sich die Möglichkeit, dort ein neues Stadtgefüge zu entwickeln. Der Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung des Stadtrats hat dafür gerade die Änderung des Flächennutzungsplanes sowie die Aufstellung eines Bebauungsplanes beschlossen.
Im städtebaulichen Entwurf des dem Stadtrat vorgestellten Masterplans von Herzog & de Meuron und Vogt Landschaftsarchitekten markieren zwei gleich hohe Türme mit 155 Metern mit jeweils einer konkav gewölbten Seite die Paketposthalle kraftvoll und spannungsreich an der westlichen Ecke. Die Größe und die Form der Paketposthalle werden als Maßstab für die Höhe und die Ausformung der Hochhäuser herangezogen. Diese Weiterentwicklung des Standorts mit zwei Hochpunkten ist nach Angaben der Landeshauptstadt München grundsätzlich vorstellbar. Dabei müssten aber der genaue Standort der Hochhaustürme, ihre Höhe und Gestaltung, die Verschattung der Bestandsgebäude sowie die Binnen- und die Fernwirkung noch im weiteren Verfahren überprüft werden.
Wirkung auf die Stadtsilhouette
Die Verträglichkeit der stadträumlichen Wirkung im Stadtbild und auf die Stadtsilhouette werde ebenfalls im weiteren Verfahren mittels einer Stadtbildverträglichkeitsuntersuchung nachzuweisen und mit der gegenwärtig in Fortschreibung befindlichen Hochhausstudie abzugleichen sein. Durch die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs und maßgeschneiderte Mobilitätskonzepte sollen der individuelle Kfz-Verkehr minimiert und damit mehr Freiraum möglich werden. Die Erschließung und Anlieferung für gewerbliche und kulturelle Nutzungen, Ver- und Entsorgung sollen auf Privatgrund, überwiegend unterirdisch über Tiefgaragen erfolgen. Nach der Umstrukturierung werde das bisher unzugängliche Gebiet für den Fuß- und Radverkehr zugänglich sein. Öffentliche Grün- und Freiflächen werden das neue Stadtgefüge vervollständigen. Als private Freiflächen sind gemeinschaftlich nutzbare Hof-, Gassen- und Dachflächen vorgesehen.
„Neues Kulturzentrum im Westen“
Der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) begrüßt grundsätzlich die geplante Entwicklung des Gebiets um die Paketposthalle. Gut ist nach Ansicht von Anna Hanusch, dass eine schon versiegelte, zentral gelegene reine Gewerbefläche in ein gemischtes urbanes Gebiet umgewandelt wird und Kultur- und Wohnraum entsteht. Die Vorsitzende des BA 9 begrüßt zudem, dass eine Verzahnung der Entwicklung Hirschgarten mit dem alten Neuhausen besser möglich ist. „In der Paketposthalle entsteht ein einzigartiger Ort, der selbst mit unterschiedlichen Nutzungen bespielt und unterirdisch für Kultur genutzt werden soll“, betont die Grünen-Stadträtin. „Es kann ein neues Kulturzentrum im Westen mit einem modernen, markanten städtebaulichen Zeichen durch die beiden Hochhäuser entstehen.“
„Es gibt nicht nur eine Alternative“
Wichtig im Prozess sei, dass das die geprüften Varianten im Masterplanverfahren dargestellt und veröffentlicht werden. „Es gibt nicht nur eine Alternative“, erklärt Anna Hanusch. Auch müssten die Bürger in das weitere Verfahren einbezogen sowie alle Sichtachsen- und Verschattungsstudien veröffentlicht werden. Ihrer Ansicht nach müssen zudem die öffentlichen Zugriffsrechte auf die „öffentlichen Räume“ gesichert sein, „insbesondere der Halle, die ja im privaten Besitz verbleibt“. Wichtig sei des Weiteren eine gute Lösung für die Nutzung und Kuratierung der Halle. Und: „Es muss soviel bezahlbarer Wohnraum wie möglich gesichert werden, auch in den Hochhäusern.“ Zudem sollen nach Angaben der BA-Vorsitzungen auch noch Genossenschaften einbezogen werden.
Den Mitgliedern des Lokalparlaments ist wichtig, dass auch das Backstage als direkter Nachbar durchgehend am Planungsprozess beteiligt wird, zum Beispiel durch frühzeitige Abstimmungen insbesondere zum Lärmschutz, um gemeinsame Lösungen zu erreichen. „Der Bezirksausschuss unterstützt den langfristigen Erhalt dieser wichtigen Kultureinrichtung an diesem Standort“, heißt es in einer Stellungnahme des Gremiums. „Der Bedarf an weiterführenden Schulen in der Umgebung ist in die Prüfung zu integrieren“, fordern die Lokalpolitiker zusätzlich.
„Sehr dichtes Quartier“
„Da es ein sehr dichtes Quartier wird, mit wenig klassischen Grünflächen, muss die Gestaltung besonders gut sein und durch viel Dach- und Fassadenbegrünung und Aufwertung der anschließenden Grünflächen zumindest etwas kompensiert werden“, erklärt Anna Hanusch. „Das Gebiet ist gut vom ÖPNV erschlossen und bietet die Möglichkeit es ohne eigenes Auto zu besuchen“ Aber um die Umgebung nicht zu stark zu belasten, müsse wirklich alles getan werden, damit die vielen Menschen, die dort dann wohnen, arbeiten und ihre Freizeit gestalten, so wenig wie möglich das Auto benutzen.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH