„Das hat nichts mit Unmoral zu tun“
SPD streitet wegen Stadtteilsommer mit der ehemaligen BA-Vorsitzenden
Die SPD-Fraktion im Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) nimmt nach eigenen Angaben mit Verwunderung zur Kenntnis, dass die Veranstaltungsreihe „Stadtteilsommer“, die jahrelang vom BA 9 veranstaltet worden sei, „nun plötzlich durch den Verein Stadtteilkultur in Neuhausen-Nymphenburg durchgeführt wird“.
In der SPD-Fraktion könne man nicht der Logik der ehemaligen BA-Vorsitzenden Ingeborg Staudenmeyer (SPD) folgen, dass der Stadtteilsommer, der seit 2002 im Viertel stattfindet, ihre Initiative im BA gewesen sei, weshalb sie nun als Vorsitzende des Kulturvereins diese Veranstaltungen weiterführt. Immerhin bestehe der BA nicht nur aus der Vorsitzenden, sondern aus allen 41 Mitgliedern aller vertretener Parteien. Der Kulturverein sei nicht durch das Lokalparlament beauftragt, die langjährigen und unterstützenden Veranstaltungen des Bezirksausschusses durchzuführen. Insbesondere die Verwendung des Logos des Flyers, das durch den BA entwickelt wurde, stelle offensichtlich eine Urheberrechtsverletzung dar. „Der ehemalige Oberbürgermeister Ude sagt auch nicht, er habe das Oktoberfest jahrelang durchgeführt und deswegen sei es logisch, dass er das Oktoberfest nun als seine Initiative weiter veranstaltet“, erklärt Willi Wermelt, Mitglied des Unterausschusses Kultur im BA 9.
„Eigenartig ist, dass die im Flyer aufgeführten großen Veranstaltungen wie Kultüren und Neuhauser Musiknacht noch in der Amtszeit der Frau Staudenmeyer ihre Budgetanträge an den alten BA gestellt haben und genehmigt worden sind, nun aber nicht mehr als BA-Veranstaltungen geführt werden, sondern im Rahmen eines neuen Stadtteilsommer-Veranstalters stattfinden“, so Wermelt weiter. „Da bleibt es zu prüfen ob die Budgetrichtlinien richtig erfüllt werden.“ Mit einer angedachten Spendenaktion wolle sich der Verein Stadtteilkultur in Neuhausen-Nymphenburg die Spendenbereitschaft der Wirte an die BA-Kasse „Neuhausen Sozial“ einverleiben, dies „grenzt aber schon an Unmoral“, meint Wermelt. Die SPD-Fraktion des BA 9 erwartet nun nach eigenen Angaben ein Gespräch mit dem Kulturverein, der neuen BA-Vorsitzenden Anna Hanusch (Grüne), dem Direktorium der Landeshauptstadt München und den aufgeführten Einzelveranstaltern zur Klärung der Missstände.
„Im BA hat sich nie jemand darum gekümmert“
Ingeborg Staudenmeyer kann die Aufregung nicht nachvollziehen: „Der Stadtteilsommer ist meine Initiative, da hat sich im Bezirksausschuss nie jemand darum gekümmert“, sagt die ehemalige BA-Vorsitzende auf Anfrage des Werbe-Spiegels. „Der Stadtteilsommer ist eine gute Initiative und ich wollte nicht, dass das Ganze einschläft, wenn ich nicht mehr Vorsitzende bin. Deshalb habe ich mir gedacht, dass ich das mit in den Kulturverein nehme.“ Dies sei sowohl mit dem Verein als auch mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München so abgesprochen.
„Alles ist in Ordnung. Der Flyer ist zudem eine reine Informationsgeschichte und hat mit irgendwelchen BA-Budgetanträgen überhaupt nicht zu tun. Den hat nämlich das Kulturreferat bezahlt.“ Der Bezirksausschuss habe damit nichts zu tun gehabt. Und was die Spendenaktion angeht, erklärt Staudenmeyer: „Neuhausen Sozial ist eine BA-Sache, die ich im Flyer aber überhaupt nicht erwähnt habe. Sollten Spenden eingehen, so wie früher immer welche eingegangen sind, gehen sie an eine Institution im Stadtteil – heuer an das Wohnwerk.“ Von den Spenden gehe kein Cent an den Kulturverein. Es liege allein am BA selbst, „Neuhausen Sozial“ wieder aufleben zu lassen, so Staudenmeyer. „Wir verleiben uns gar nichts ein. Wenn Spenden kommen, dann spenden wir. Das hat doch überhaupt nichts mit Unmoral zu tun.“
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