„Darüber dürfen wir uns freuen“
Am Reinmarplatz ist ein neuer Stelzenbau in Planung

Wird ähnlich wie am Dantebad mit einem Stelzenbau überbaut: der Parkplatz am Reinmarplatz. (Foto: sb)
Mit der Vergabe des städtischen Grundstücks am Reinmarplatz im 9. Stadtbezirk an die GEWOFAG Wohnen GmbH hat der Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung des Stadtrats die Voraussetzung für den Bau bezahlbaren Wohnraums geschaffen. Auf rund 12.500 Quadratmetern Geschossfläche werden zirka 120 bis 130 Wohnungen in Stelzenbauweise nach dem Vorbild des Pilotprojektes am Dantebad realisiert.
Errichtet werden die Wohnungen in verschiedenen Fördermodellen für Haushalte mit unteren und mittleren Einkommen. Die Besonderheit des Wohnbauvorhabens liegt darin, dass eine bestehende Parkplatzfläche überbaut wird. So können dringend benötigter Wohnraum geschaffen und öffentliche Stellplätze großteils erhalten werden. Den Vorschlag, den Reinmarplatz in Stelzenbauweise zu überbauen, kam vom Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg. „Darüber dürfen wir uns freuen“, betonte Willi Wermelt (SPD) auf der jüngsten Sitzung des Lokalparlaments, „weil wir es geschafft haben innerhalb von zwei Jahren 130 Wohnungen aus dem Hut zu zaubern.“
Antrag: Grün- und Spielflächen statt Parkplatz
Vorangegangen war dem Ganzen im Plenum allerdings eine Diskussion, in deren Mittelpunkt ein Antrag der Grünen-Fraktion stand und in dem gefordert wird, dass die geplante Überbauung des Reinmarplatzes so modifiziert werden soll, „dass die Parkplätze im Innenraum des Karrees zugunsten von Grün- und Spielflächen entfallen“, so Anna Hanusch und Nikolai Lipkowitsch. „Weiterhin ist in dem Block eine ebenerdige Kita zu planen.“
Aufgrund der hohen Anzahl von familiengerechten Wohnungen sei der Bau einer neuen Kita im Erdgeschoss des Baukörpers zwingend vorzusehen, meinen die beiden Grünen-Politiker. „Die Vorstellung, den Innenhof dieser Anlage weiterhin als öffentlichen Parkplatz zu nutzen ist in einer wachsenden Stadt im 21. Jahrhundert nicht mehr zeitgemäß und entspricht nicht den Bedürfnissen der zukünftigen Bewohner.“ Der Innenhof müsse daher von Verkehr, Lärm, Motoren und Abgasen freigehalten werden. Es bliebe trotz Kita immer noch genügend Raum für rund 60 Fahrzeuge, die für Carsharing und sekundär den Bewohnern zur Miete angeboten werden sollten, so Anna Hanusch und Nikolai Lipkowitsch weiter. „Natürlich ist auch für eine ausreichende Anzahl gesicherter Fahrradabstellplätze zu sorgen.“
"Das ist doch irrwitzig"
Der Antrag, den das Gremium mehrheitlich beschlossen hat, stieß vor allem bei der CSU-Fraktion auf Widerstand. „Für uns ist der Sinn nicht zu greifen“, sagte Leonhard Agerer. „Es geht prinzipiell um günstiges Bauen. Warum soll dann eine Begrünung geplant werden? Wir lehnen den Antrag ab, sind aber für die Bebauung. Wir hatten vor zwei Jahren die Idee, einen Parkplatz zu überbauen. Das haben wir mehrheitlich so beschlossen. Und jetzt sagen wir, wir wollen keinen Parkplatz mehr? Das ist doch irrwitzig“, so der CSU-Fraktionssprecher. „Das Wohnen an dieser unkonventionellen Stelle soll doch günstig bleiben.“
"Zynisch und menschenunwürdig"
Diese Argumentation konnte Nikolai Lipkowitsch nicht nachvollziehen. „Das finde ich fast schon zynisch und menschenunwürdig. Dort sollen Familien wohnen. Sollen sie ihre Kinder zum Spielen auf einen Parkplatz schicken?“ Unterstützung bekam der Grünen-Fraktionssprecher von Peter Loibl (AGS). „Ich bin sehr dafür, dass mehr Geld in die Hand genommen wird, damit die Autos aus dem Innenhof herauskommen.“ Und Maike Brandmayer (SPD) ergänzte: „Es ist durchaus legitim über eine Grünfläche im Innenhof zu sprechen.“
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