„Aufgrund der Pandemie ist alles sehr reduziert“
Der Verein „mitSprache“ kümmert sich um junge Migrantinnen und Migranten

Für das Home-Schooling: In der Corona-Pandemie hat der Verein "mitSprache" etliche Laptops gespendet bekommen, die dann an Kinder und Jugendliche verteilt wurden. (Foto: mitSprache)
In der Corona-Pandemie werden alle Menschen vor große Herausforderungen gestellt. Besonders hart trifft es junge Menschen, vor allem auch junge Migrantinnen und Migranten. Mit ihrem Verein „mitSprache“ setzt sich Monika Schulte-Rentrop seit vielen Jahren für sie ein und kümmert sich um ausländische Kinder und Jugendliche, die ohne Deutschkenntnisse nach München kommen, um hier eine neue Heimat zu finden. Aus dieser Erfahrung heraus, hat die ehemalige Mittelschul-Lehrerin ein Patenschaftsmodell entwickelt, das die Jugendlichen optimal unterstützt.
Integration
Ehrenamtlich tätige Patinnen und Paten treffen sich mit ihrem Patenkind einmal wöchentlich nachmittags zu den verschiedensten Unternehmungen. Diese Aktivitäten, die in Abstimmung mit der Lehrkraft geplant werden, sind sehr individuell auf die Bedürfnisse und Notwendigkeit der Kinder und Jugendlichen bezogen. Dazu gehören zum Beispiel München kennen lernen, Behördengänge, Hausaufgabenhilfe und Freizeitgestaltung. So wird das Erlernen der deutschen Sprache mit der Integration in die deutsche Lebensweise verknüpft.
„Persönliche Treffen und Unternehmungen“
In Zeiten einer Pandemie ist dies aber kaum möglich und die Auswirkungen für die Kinder und Jugendlichen, die von „mitSprache e.V.“ betreut werden, kaum abzuschätzen. „Ich fürchte, die Auswirkungen werden enorm sein“, sagt Monika Schulte-Rentrop. „Eine Patenschaft bedeutet persönliche Treffen und Unternehmungen. Dabei spricht man über Schwierigkeiten und Probleme. In persönlichen Treffen bekommen unsere Kinder und Jugendlichen viel mehr Selbstsicherheit. Das ist eines unserer wichtigsten Prinzipien: je selbstsicherer die Kinder und Jugendlichen sind, desto besser finden sie sich zurecht. Das ist aufgrund der Pandemie alles sehr reduziert.“
„Kontakt halten ist wichtig“
Aktuell sei die Arbeit des Vereins daher schwierig zu organisieren und umzusetzen, da Treffen aufgrund des Lockdowns nur in absoluten Ausnahmefällen möglich seien. Kontakt halte man hauptsächlich über Skype, Zoom, WhatsApp oder per Telefon. „Das ist natürlich besser als nichts, aber die persönlichen Treffen und gemeinsamen Unternehmungen kann das nicht ersetzen“, betont Monika Schulte-Rentrop. „Nichtsdestotrotz ist es immens wichtig, Kontakt zu halten – auch für die Kinder und Jugendlichen, damit sie wissen, dass ihnen zumindest hier nichts verloren geht.“
„Viele fallen durch das Netz“
Als ehemalige Lehrerin weiß sie, wie wichtig ein geregelter Schulalltag für die jungen Migrantinnen und Migranten ist. Und auch das wird in Zeiten von Schulschließungen, Wechsel- und Distanzunterricht nicht einfacher. „Die Chancen für unsere Jugendlichen sind ohnehin schon schlechter als für deutsche Jugendliche. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Ganze durch die Corona-Krise jetzt besser geworden sein soll. Im Gegenteil: es wird nicht einfach sein in ein oder zwei Jahren einen guten Abschluss zu machen“, befürchtet Monika Schulte-Rentrop. „Auch, was die Chance auf einen Ausbildungsplatz angeht. Irgendwann werden sich die Wissenslücken bemerkbar machen. Viele Geflüchtete fallen ohnehin durch das Netz. Unsere Kinder und Jugendlichen, die von uns betreut werden und einen Paten oder eine Patin haben, können sich sehr glücklich schätzen.“
„Wir können viel bewirken“
Monika Schulte-Rentrop wünscht sich für die Kinder und Jugendlichen vor allem einen geregelten Schulalltag. „Damit sind die Tage strukturiert, es gibt feste Termine und Hausaufgaben. Und am meisten würde ich ihnen einen engagierten Paten oder Patin wünschen. Wir sehen immer wieder, wie wichtig das ist und was es bedeutet“, erklärt sie. „Paten und Patinnen können so unglaublich viel bewirken. Wir haben es oft mit mangelnden Sprachkenntnissen zu tun. Und das wird nicht besser, wenn die Kinder und Jugendlichen nicht in die Schule gehen können.“ Durch eine Patenschaft verbessere sich die Sprachkompetenz der Kinder und Jugendlichen sehr. „Oft bekommen die Jugendlichen durch ihre Paten auch einen Praktikumsplatz oder sogar einen Ausbildungsplatz vermittelt. Das sind große Erfolge, die die Jugendlichen dazu motivieren, weiter zu machen und neue Leistungen zu erbringen.“
Über eines war sie dann aber doch auch in der Corona-Krise überrascht: „Insgesamt sind vier Jugendliche von sich aus auf mich zugekommen und haben nach einem Paten beziehungsweise einer Patin gefragt. Das ist ein neues Phänomen, dass ich so nicht kannte“, freut sich Monika Schulte-Rentrop. „Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir bald alle besser mit Corona umgehen können und Treffen der Paten mit den Kindern und Jugendlichen wieder möglich sind.“
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