„Äußerst unbefriedigende Situation“
Die FT Gern hat neben räumlichen Problemen auch mit den Anwohnern zu kämpfen
Mit Platzproblemen hat die FT München Gern zu kämpfen. „Die räumliche Lage unseres Vereins bietet leider kaum mehr Möglichkeiten der Erweiterung der Sportflächen, die jedoch dringend notwendig wäre“, erklärt Michael Franke. Der Aufnahmedruck vor allem im Bereich der Kinder und Jugendlichen sei ungebrochen und „die demographischen Zahlen im Stadtbezirk zeigen, dass sich diese äußerst unbefriedigende Situation in den kommenden Jahrzehnten nicht ändern wird“, so der 1. Vorsitzende des Vereins weiter. „Kinder von heute bekommen morgen wieder Kinder. Grundsätzlich eine tolle Situation, die jedoch in den stark verdichteten Bereichen im inneren Stadtgebiet gerade in der wohnortnahen Versorgung mit sportlichen Angeboten für dramatische Engpässe sorgen wird. Es tut weh, Kindern die gerne Teamsport betreiben möchten, dies nicht ermöglichen zu können.“
Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, gebe es nur die Möglichkeit, vorhandene Flächen noch intensiver nutzbar zu machen. „Zum einen würde die Umwandlung des Rasenspielfeldes in einen zweiten Kunstrasenplatz eine erhebliche Erweiterung der Nutzbarkeit, vor allem im Zeitraum zwischen Oktober und März mit sich bringen. Zum anderen wäre es toll, wenn der angrenzende Schulsportplatz der Dom-Pedro Schule so gestaltet würde, dass er sowohl als Freizeitsportanlage für die Kinder im Stadtbezirk, als auch für zusätzlichen Trainingsbetrieb unseres Vereins zu nutzen wäre. Denkbar wären solche Flächen auch im neu zu überplanenden Bereich des Taxisparks“, erklärt Franke.
„Rasenplatz muss Wetterlage standhalten“
Mangels Fläche müsse der Rasenplatz der FT Gern dem täglichen Trainingsbetrieb der Kleinfeldteams bei jeder Wetterlage standhalten. Diese Belastung hinterlasse natürlich ihre Spuren auf dem Platz, so Franke. „Zudem wird unser Vereinsheim, 1970 als Baustellenkantine mit einer Lebenserwartung von fünf Jahren errichtet, langfristig nicht zu erhalten sein. Diese Gaststätte ist wegen der Pachteinnahmen, aber vor allem wegen der zentralen Bedeutung als Treffpunkt aller Vereinsmitglieder und der Gäste, eine unersetzliche Einrichtung. Dieses Problem stellt wohl unsere größte zukünftige Herausforderung dar, zumal solche Einrichtungen nicht förderfähig sind.“
Und wie sieht die Unterstützung des Vereins von Seiten der Landeshauptstadt München beziehungsweise des Freistaats Bayern aus? „Die Stadt unterstützt uns in Form des Sportamts sehr gut im Rahmen der gegebenen eingeschränkten finanziellen Spielräume“, sagt Franke. Hier liege letztlich der Hund begraben. „Die Investition der Stadt München in die Sportvereine erscheint als absolute Zahl relativ hoch, fällt aber in der Pro-Kopf-Betrachtung der Sporttreibenden relativ mickrig aus. Die Bewertung der Sportvereine als Ort der Integration und Teilhabe, aber auch als zentrale gesellschaftliche Ausbildungsstätte für die Heranbildung gesellschaftsfähiger und sozialisierter junger Menschen erfolgt nach wie vor primär in blumigen Worten und Schulterklopfern. Die präventive Potenz vor allem des Teamsports ist leider immer noch unterbewertet.“ Hier müsse sich die infrastrukturelle und auch finanzielle Ausstattung der Vereine drastisch verbessern, um dieses unwahrscheinliche gesellschaftliche Potential zu heben, erklärt Franke. Aber dies werde leider nach wie vor gerade in München nicht verstanden. „Da sind uns die Vereine in den Gemeinden des Speckgürtels himmelweit voraus.“
Der Freistaat Bayern bezuschusst nach Angaben des 1. Vorsitzenden der FT Gern durch den Bayerischen Landessportverband (BLSV) Infrastrukturmaßnahmen der Vereine. „Das Problem ist, dass hier zwischen der Zusage der Zuschüsse und dem Zufluss der Zuschüsse bis zu sieben Jahre liegen können“, betont Franke. Ohne Zwischenfinanzierung gehe hier nichts. Und dies sei ohne zu besichernde Liegenschafte häufig kaum möglich. „Es wäre also absolut wichtig, den Zeitraum zwischen Zusage und Auszahlung der Zuschüsse drastisch zu verkürzen. Hervorzuheben ist die enorme Unterstützung, die wir auf bezirkspolitischer Ebene erfahren. Hier, vor Ort, erfahren wir durchaus Wertschätzung. Doch die Hebel der Bezirkspolitik sind halt nicht allzu lang.“
Probleme mit Anwohnern
Probleme bereiten dem Verein zusätzlich auch noch die Anwohner. „Grundsätzlich ärgern mich Menschen, die neben einen Sportplatz, einen Abenteuerspielplatz oder auch einen Kindergarten ziehen, um im Anschluss gegen diese Einrichtungen vorzugehen und Nutzungseinschränkungen dieser wichtigen Einrichtungen erwirken“, ärgert sich Franke. „Diesbezüglich erwarte ich eine Rechtsprechung, die den Bestand einer Einrichtung und deren Nutzung über die Empfindlichkeit einzelner Anwohner stellt. In Solln hat gerade ein Anwohner den Baustopp eines Kinderhauses mit 160 Betreuungsplätzen erwirkt. Solche Vorgänge wirken befremdlich und werden einer Stadtgesellschaft für alle, aber vor allem für Kinder und Jugendliche nicht gerecht. Daher wünsche ich mir eindeutige rechtliche Regelungen für die Vielfalt des städtischen Lebens und für Vereine der Landeshauptstadt.“
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH