"Zeigen Sie lieber zu viel Misstrauen"
Verbraucherzentrale warnt vor Abzockern und Betrügern im Internet
Wer weiter denkt, kauft näher ein: Vorige Woche haben die Münchner Wochenanzeiger umfangreich über die Situation des Einzelhandels vor Ort berichtet und gezeigt, welche Vorteile „der Händler um die Ecke“ gegenüber Online- und Versandgiganten hat. In Geschäftenvor Ort werden Kunden persönlich beraten; sie können Sachen ausprobieren, ehe sie kaufen; sie können sich Geräte erklären lassen; sie bekommen Hilfe, wenn es doch mal Probleme gibt. Der ortsansässige Einzelhandel sichert Arbeitsplätze, unterstützt Vereine und Schulen im Viertel und trägt mit seiner Gewerbesteuer zum Funktionieren unserer Städte und Gemeinden bei.
All dies spart sich der Online-Versandhandel, der sich indes über große Zuwachsraten freut. Allein in München saugen die Internet-Händler heuer eine Milliarde Euro an Umsatz ab – den „Kleinen“ vor Ort geht die Luft aus.
"Nicht jeder verfolgt lautere Motive"
Der scheinbar bequeme Kauf durch den Klick hat indes auch für die Kunden Schattenseiten: „Nicht alles im Netz ist gut und nicht jeder verfolgt lautere Motive", betont Marion Breithaupt-Endres, Vorstand der Verbraucherzentrale Bayern, „es gibt auch Abzocker und Betrüger!“ Die Verbraucherzentrale hat parallel zur Aktion der Wochenanzeiger über die Gefahren im digitalen Alltag aufgeklärt.
"Zeigen Sie lieber einmal zu viel Misstrauen als einmal zu wenig", rät Breithaupt-Endres eindringlich, wenn es z.B. um Phishing-Mails geht. Dabei versucht beispielsweise eine vermeintliche Bank oder ein Online-Bezahldienst einen Verbraucher zu verleiten, seine Kontodaten anzugeben. In anderen Fällen sind Mails als Bestellung, Rechnung oder Mahnung getarnt und tragen im Anhang "zip"-Dateien mit schädlicher Viren-Software.
"Im Internet gibt man zu viel preis"
"Insbesondere im Internet gibt man schnell einmal mehr von sich preis, als man ursprünglich wollte oder dessen man sich bewusst war", warnt Marion Breithaupt-Endres. Sie rät, sorgsamer mit den eigenen Daten umzugehen und aktiv zu werden, ehe „das Kind in den Brunnen fällt“. Dazu gehöre, seine Einstellungen in sozialen Netzwerken sicher zu bedienen, Passwörter zu schützen und „sehr geizig“ mit seinen Daten im Netz zu sein.
"Kein Siegel kann Sicherheit garantieren"
Zu Vorsicht rät auch die Technische Universität Berlin: Die hat Gütesiegel von Online-Shops untersucht. „Kein Gütesiegel kann absolute Qualität und Sicherheit garantieren“, so das Ergebnis der TU, „einige Gütesiegel sind schlichte Fälschungen.“ Wer online kaufen wenn, sollte sich nicht nur in Sachen Datenschutz und Datensicherheit gut auskennen, sondern auch in rechtlichen Dingen bewandert sein und auch die Bonität der Händler oder die Transparenz des Bestell- und Zahlungsvorgangs beurteilen können. Wie gut ist ein Shop vor Angriffen geschützt? Wie sicher sind meine Daten? Diese Fragen sollte man vor dem Klick beantwortet haben.
"Daten werden verstärkt abgefischt"
Dass der wachsende Online-Handel auch zwielichten Gestalten Tür und Tor öffnet, hat der Bankenverband beobachtet. „Immer mehr Menschen machen lieber einen bequemen Rund-um-die-Uhr Einkaufsbummel im Internet, als sich durch Kaufhäuser zu drängen“, so der Verband, „kein Wunder, dass auch Kriminelle verstärkt
versuchen, Daten abzufischen.“ Oberstes Gebot für Verbraucher müsse sein, Sicherheitstipps zu beherzigen. Ein PC sollte frei von Viren und Trojanern sein. Browser, Virenscanner und Firewalls sollten stets in der aktuellen Version installiert sein. Niemals sollte man aus dem Internet-Café o.ä. auf Shopping-Tour gehen. Nur wer sich von der Vertrauenswürdigkeit eines Online-Shops überzeugt hat und seine Daten mit einer aktiven SSL-Verschlüsselung übertragen kann, sollte persönliche Daten wie die Kreditkartennummer (vor allem die dreistellige Kartenprüfnummer auf der Rückseite der Karte) eingeben.
Bequem und sicher einkaufen
Auch die Banken mahnen Käufer eindringlich, die Vertrauenswürdigkeit eines Onlineshops selbst zu prüfen. Auch wenn es lästig ist: Dazu gehört das Lesen der AGBs. Bis man die auf einer Webseite gefunden und gelesen und verstanden hat, ist so mancher Einkauf beim "Händler um die Ecke" längst erledigt - bequem, sicher und ohne das Riskio böser Überraschungen nach Tagen oder gar Wochen. Wer weiter denkt, kauft näher ein.
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