„Wir haben keinen Quadratmeter verschenkt“
Sondersitzung des BA zum 2. Bauabschnitt des Trafo / Anwohner sind empört
Der geplante zweite Bauabschnitt des Neuhauser Trafo – und kein Ende. „Was hier geplant ist, ist eine Architektur der Zwänge und der Notwendigkeiten. Es ist kein Ergebnis, mit dem die Bürger zufrieden sind“, klagte eine Anwohnerin der Aldringenstraße auf der Sondersitzung des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg (BA 9), die in der vergangenen Woche im Kulturpavillon am Romanplatz stattfand. Emotional ging es zu – zumindest von Seiten der Anwohner. Die eingeladenen Teilnehmer des Podiums erläuterten das Bauprojekt fachlich, konnten aber die Zweifel der anwesenden Bürger nicht ausräumen. „Der Bauantrag ist bereits eingereicht und sollte demnächst genehmigt werden“, sagte Wolfgang Robl von der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS). „Wir wollen im Frühjahr 2011 mit der Baustelle beginnen.“ Dies sei wichtig, weil die geplante Kinderkrippe bis 2013 fertiggestellt sein müsse. „Sonst bekommt die Stadt keine Zuschüsse.“
Man habe bei der Bauaufgabe insgesamt vier Themen integrieren müssen, erklärte Manfred Felix vom zuständigen Architektenbüro Felix + Jonas: eine viergruppige Kinderkrippe, einen Bürgersaal mit etlichen Nebenräumen, 15 Wohnungen mit einer Wohnfläche von rund 1300 Quadratmetern und „eine Tiefgarage, in der insgesamt 61 Stellplätze aus dem 1. und 2. Bauabschnitt untergebracht werden mussten“. Zudem müssten noch 13 weitere Tiefgaragenplätze integriert werden. Die Planungen der eingeschossigen Tiefgarage sei mit allen beteiligten Stellen und Referaten abgestimmt. Es werde keine öffentliche Tiefgarage sein. Darüber sind die Anwohner empört. Anrainer aus der Nymphenburger Straße bezeichnen den geplanten Wegfall des zweiten Untergeschosses der Tiefgarage in einem Schreiben an den Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) als „nicht nachvollziehbar“ (der Werbe-Spiegel berichtete). Insgesamt werde es 24 Stellplätze für den Bürgersaal, 24 Stellplätze für den 1. Bauabschnitt sowie sieben Stellplätze für die Wohnnutzung und die Kinderkrippe geben, erklärte Bernd Schreyer vom Amt für Wohnen und Migration. Dazu kommen noch sechs weitere Stellplätze für das Nachbarwohngebäude. Gegebenenfalls könnten die Stellplätze vom Betreiber des Bürgersaals auch vermietet werden. „Ob das rechtlich geht, wird gerade geprüft“, sagte die Vorsitzende des BA 9, Ingeborg Staudenmeyer.
"Baurechtlich und städtebaulich die beste Lösung"
„Es gibt einen Stadtratsbeschluss, der uns vorgibt, was zu machen ist und was nicht. Und genau daran haben wir uns bei unseren Planungen gehalten“, betonte Architekt Felix. „Wir haben keinen Quadratmeter verschenkt.“ Nach seiner Ansicht sei die erarbeitete und vorliegende Lösung, die Einzige, die tragfähig ist – sowohl baurechtlich als auch städtebaulich. Bis auf den letzten Zentimeter sei alles mit der Stadt abgestimmt. Dies wollten die anwesenden Bürger so nicht stehen lassen. „Es ist schön, dass Sie alles mit den zuständigen Abteilungen und Referaten der Stadt abgesprochen haben – nur leider nicht mit den betroffenen Bürgern“, beschwerte sich eine Anwohnerin. „Für uns war es wichtig, das Erfolgsmodell Trafo fortzuführen“, sagte Peter Fleck vom Kulturreferat. „Sowohl mit dem 1. als auch mit dem 2. Bauabschnitt haben wir alle Kulturnutzungen abgedeckt.“
„ Erinnert mich an Stuttgart 21“
Man könne das Trafo-Gebäude in der Aldringenstraße auch nicht einfach um drei Meter kürzen – so wie es auf der Bürgerversammlung gefordert wurde, erläuterte Manfred Felix. „Für eine Kinderkrippe gibt es beispielsweise ganz bestimmte Auflagen. Wenn wir das Gebäude kürzen, was an sich natürlich kein Problem wäre, dann fiele auch das Nutzungsrecht weg. So einfach ist das nicht.“ Die Grundproblematik könne man nun nicht mehr diskutieren, klagte ein anderen Anwohner. „Der Architekt hat genau das gemacht, was der Bauherr von ihm verlangt. Ich bin sicher, dass das Architektenbüro, das zweifelsohne gut sein mag, es auch hätte anders lösen können. Leider können wir jetzt nichts mehr ändern. Wir wurden auch nicht rechtzeitig informiert. Deshalb erinnert mich das Ganze hier ein bisschen an Stuttgart 21.“
Zudem fühlen sich die Anwohner falsch verstanden. „Uns geht es auch darum, die vorhandenen Bäume zu erhalten“, sagte eine Bürgerin und eine weitere Anwohnerin ergänzte: „Wir sind für eine andere Planung und eine bessere Verkehrsführung. Wir sind nicht gegen eine Kinderkrippe, gegen Kultur oder Sozialwohnungen. Das wird uns Anwohner nur immer unterstellt, stimmt aber nicht.“ Und ein anderer Bürger betonte: „Ich bin nicht gegen die Baumaßnahme, die finde ich sogar toll. Trotzdem sind meiner Meinung nach zu wenige Plätze für Fahrräder eingeplant.“ Insgesamt werde es 44 Fahrradabstellplätze geben, erklärte Johannes Mahl-Gebhard vom Landschaftsarchitektenbüro Mahl-Gebhard-Konzepte. Auch hier gebe es ganz genaue Regeln und Vorschriften von Seiten der Stadt, „die wir einhalten mussten.“
Bürgerin will Klage einreichen
Die Anwohner der Aldringenstraße schlugen vor, sich selbst um eine alternative Planung zu kümmern. Änderungen kosten Zeit und „die haben wir nicht“, erklärte daraufhin Ingeborg Staudenmeyer. „Sie sind einfach zu spät dran.“ Erst wurde man abgewimmelt, „weil angeblich noch nichts spruchreif ist und nun es auf einmal zu spät“, beschwerte sich eine Frau, die das Vorgehen der Stadt nicht nachvollziehen kann.
Dass man nichts mehr ändern könne, damit wollte sich eine andere Bürgerin ohnehin nicht abfinden. „Ich kann ihnen versichern, dass wir Klage einreichen werden“, erklärte sie den Vertretern der Stadt am Ende der Veranstaltung. „Wir haben schon einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Mit ein bisschen gutem Willen, könnte man umplanen. Und das werden Sie müssen!“
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH