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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Von Brunnenbau bis Öko-Shirt
„Ideen Initiative Zukunft“: dm-drogerie markt fördert vier Projekte aus Schwabing
Soziale, ökologische oder ökonomische Nachhaltigkeit: Das zeichnet die vier Schwabinger Gewinnerprojekte des Wettbewerbs „Ideen Initiative Zukunft“ aus, der im vergangenen Jahr deutschlandweit von dm-drogerie markt und der deutschen UNESCO Kommission ausgelobt wurde. Ausgehend von der Ansicht, dass „jeder auch mit kleinen Ideen Großes bewirken kann“, wurden Ideen und Projekte gesucht, die sich für eine lebenswerte Welt von morgen einsetzen. „Jeder, der eine solche Idee hatte oder sich bereits in einem Projekt engagierte, konnte online den Bewerbungsbogen ausfüllen“, erzählt Stephanie Ludwar, dm-Filialleiterin in der Parkstadt Schwabing.
Von einer Experten-Jury wurden dann aus allen Bewerbungen zwei oder drei Projekte pro dm-Filiale ausgewählt, die in der nächsten Runde gegeneinander antraten. Jedes dieser Projekte hatte bereit ein Preisgeld von 250 Euro sicher und durfte sich im dm-Markt den Kunden vorstellen. Diese stimmten dann im Januar für ihr Lieblingsprojekt ab. Die Projekte mit der höchsten Stimmenzahl werden nun von dm mit einer Summe von jeweils 1.000 Euro gefördert. Die Initiatoren der vier Schwabinger Gewinnerprojekte, aus den dm-drogerie-Märkten in der Parkstadt Schwabing, in der Hohenzollernstraße, in der Karl-Theodor-Straße und an der Münchner Freiheit, wissen mit ihrem Preisgeld natürlich viel anzufangen.
„Schüler helfen Roma-Familien“
„Unsere 1.000 Euro werden nach Rumänien fließen“, berichtet etwa Thomas Baumann, Sportlehrer an der Rudolf-Steiner-Schule, der mit seinen Schülern in der Filiale an der Münchner Freiheit am Wettbewerb teilnahm. Das Projekt „Schüler helfen Roma-Familien in Rumänien“ gibt es schon eine ganze Weile. „Unsere Schüler absolvieren in der 11.Klasse ein Sozialpraktikum. Seit 2002 fährt eine größere Gruppe von Schülern in diesem Rahmen auch in das Dorf Rosia nach Rumänien, um dort sozial und handwerklich zu arbeiten.“ In dem sehr armen Dorf wurde vor rund zehn Jahren eine Waldorf-Schule gegründet, die nun jährlich von den Schülern aus München unterstützt wird. Sie helfen beim Bau und der Renovierung von Häusern, begleiten aber auch die Roma-Kinder in ihrem Schulalltag.
„Trinkwasser für Dörfer in Togo“
Das Gewinnerprojekt aus dem dm-Markt an der Karl-Theodor-Straße will dabei helfen, Trinkwasser in Dörfern in Togo zugänglich zu machen. Die Mitarbeiter des Deutschen Patent- und Markenamtes, die den Verein „z.B. BIKPASSIBA“ ins Leben gerufen haben, wollen erreichen, dass in Zusammenarbeit mit einer Brunnenbauorganisation langfristig mehrere Schlagbrunnen vor Ort entstehen. „Das Trinkwasser muss derzeit noch von den Frauen aus dem mehrere Kilometer entfernten Fluss geholt werden. Das ist eine sehr anstrengende Arbeit und sie vermindert auch die Bildungschancen der Frauen, die den ganzen Tag damit beschäftigt sind, Wasser schleppen“, erzählt Afo Sama, Mitarbeiter des Deutschen Patent- und Markenamtes, aus seiner Heimat.
Zudem sei die Qualität des Wassers sehr schlecht, da im Fluss auch Wäsche gewaschen wird und Tiere getränkt werden. „Die Brunnen sollen aus Material gebaut werden, dass überall auf der Welt zu haben ist“, erklärt Mit-Initiator Andreas Meixner. Zudem hat der Verein bereits DVD-Player und Lehrfilme zum Pumpenbau nach Togo geschickt, durch die sich die Einheimischen auf die Bauarbeiten vorbereiten können und das nötige Know-how erhalten, um später auch aus eigener Initiative, Brunnen bauen zu können.
„Grüne Erde durch grünes Essen“
Mit dem prägnanten Titel „Grüne Erde durch grünes Essen“ hat eine Projektgruppe den Wettbewerb in der dm-Filiale in der Parkstadt Schwabing gewonnen. „Uns gibt es seit 2005 und unser Ziel ist es, die Menschen über vegetarische Ernährung aufzuklären“, berichtet Lydia Seigerschmid aus der Projektgruppe, die einer Jugendtierschutzorganisation (www.animalsunited.de) entstammt. Dabei gehe es aber nicht darum, anderen Leuten militant die eigenen Werte aufzudrängen. „Wir wollen darüber zu informieren, wie man durch seinen Fleischkonsum die Umwelt aktiv mitbeeinflussen kann, was Fleischkonsum mit dem Klimawandel zu tun hat und worauf man achten kann, wenn man Fleisch ist.“
Am Ende soll aber jeder selbst entscheiden, was er mit diesen Informationen anfängt. Darüber hinaus möchte die Gruppe in München auch einen so genannten Veggie-Tag einführen, wie es ihn bisher beispielsweise schon in den Städten Gent in Belgien oder auch in Bremen gibt. „Dabei handelt es sich um einen Tag in der Woche, an dem in Restaurants und Kantinen vermehrt vegetarisches Essen angeboten und beworben wird, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, dieses auszuprobieren“, so Seigerschmid.
„fairstyled.“
Der innovativen, stylischen „Öko-Mode“ hat sich das Gewinnerprojekt aus dem dm-Markt an der Hohenzollernstraße verschrieben. Student Viktor Gebhart hat im März 2010 das Label „fairstyled.“ (www.fairstyled.de) aus persönlichen Überzeugungen und Werten heraus gegründet: „Alle angebotenen Textilien sind aus fairem Handel, aus zertifiziert ökologischer Baumwolle, CO2-neutral und klimafreundlich, vegan und ohne Kinderarbeit produziert“, berichtet Gebhart, der alle Motive seiner T-Shirts selbst entwirft. „Angefangen hat eigentlich alles mit der Frage danach, wo meine Kleidung überhaupt herkommt. Dann habe ich festgestellt, dass es für junge Leute eigentlich wenig schöne Kleidung gibt, die fair und bio ist“, erzählt Gebhart.
Mit seinen bunten Shirts will er die ökologische Mode auch von ihrem bisherigen staubigen Image wegbringen. Und der Erfolg gibt Gebhart Recht: Momentan produziert er das weltweit einzig lizensierte Karl Valentin Shirt für das „Valentin-Karlstadt Museum“. Seinen Online-Shop, die Kollektion und die mit dem Label zusammenhängende Arbeit hat er komplett selbst finanziert. „Ich wollte mich nicht von einem Sponsor abhängig machen, sondern authentisch bleiben“, erklärt der engagierte junge Mann. Auch deshalb kommen die 1.000 Euro Preisgeld gerade recht.
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