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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Versteifung war gestern
Dynamische Stabilisierung der Wirbelsäule
Bei einer Instabilität der Wirbelsäule leiden Betroffene oftmals unter starken Schmerzen. Dr. med. Ulrich März, Facharzt für Neurochirurgie und Chefarzt der Wirbelsäulenchirurgie am Chirurgischen Klinikum München Süd, erklärt, warum die sogenannte dynamische Stabilisierung der Wirbelsäule die bessere Alternative zu der klassischen Versteifungsoperation ist.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei einer Instabilität der Wirbelsäule?
Üblicherweise wird eine Wirbelsäulenversteifung beziehungsweise eine sogenannte Versteifungsoperation durchgeführt, bei der zwei oder mehrere benachbarte Wirbel miteinander verbunden werden. Diese OP-Methode entsprach bis vor zehn bis fünfzehn Jahren dem Goldstandard bei Instabilitäten der Wirbelsäule. Im letzten Jahrzehnt operieren wir aber vermehrt bewegungserhaltend mittels dynamischer Stabilisierung der Wirbelsäule.
Was kann man sich darunter vorstellen?
Bei der dynamischen Stabilisierung der Wirbelsäule werden die Nerven operativ entlastet. Die betroffenen instabilen Wirbel werden mit einem Federsystem verbunden. Dabei verlängern und verkürzen sich die Federn bei Bewegungen der Wirbelsäule und schränken so die zu Schmerzen führende Überbeweglichkeit ein. Dadurch wird zum Beispiel das Gehen von längeren Strecken wieder möglich – im besten Fall verschwinden die Rückenschmerzen sogar komplett.
Worin unterscheiden sich die beiden Behandlungsmöglichkeiten?
Der Unterschied zur klassischen Versteifungsoperation liegt vor allem darin, dass eine Versteifung der Wirbelkörper zwar dem Schmerz ein Ende setzt, die benachbarten Wirbelsäulensegmente aber stark belastet. Daher kann es passieren, dass diese überbelastet werden und schneller verschleißen, was nach ein paar Jahren eine erneute Operation erfordert.
Und dies ist bei der dynamischen Stabilisierung nicht der Fall?
Nein. Die flexiblen Implantate aus Titan beheben die Überbeweglichkeit der Wirbel, die Bewegungsfreiheit jedoch bleibt. Gleichzeitig werden die Nachbar-Segmente der Wirbelsäule geschützt. Die Vorteile einer dynamischen Stabilisierung sind mittlerweile auch wissenschaftlich ausreichend untersucht und mit guten Studien belegt. Für den Patienten ist die Behandlungsmethode zudem schonender und die Regenerationszeit ist kürzer. Auch Leistungssportler können in der Regel sechs Wochen nach der Operation wieder voll trainieren. So haben wir unter anderem Premier League Fußballprofis, aber auch Eishockey-Spieler und Triathleten erfolgreich mit dieser Methode behandelt.
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