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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Mit Meistertitel stehen alle Türen offen"
Zeugnisse für 1.571 neue Handwerksmeisterinnen und -meister
"Das ist eine großartige Sache für das Handwerk, für die Wirtschaft und für die Gesellschaft", freute sich Franz Xaver Peteranderl (Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern) bei Deutschlands größter Meisterfeier im Handwerk:1.571 neuen Meistern konnte er zur bestandenen Prüfung gratulieren. Die beruflichen Aussichten der Frauen und Männer seien hervorragend - egal, ob sie sich selbstständig machen oder eine leitende Stellung als Arbeitnehmer suchen. "Fachkräfte mit umfangreichem Wissen und Können sind überall gefragt", so Petranderl. Auch die Rahmendaten für den Wirtschaftsbereich seien gut: Für 2017 erwartet das oberbayerische Handwerk ein nominales Umsatzplus von 4,5 Prozent.
"Nicht jeder muss studieren"
"Der deutsche Handwerksmeister ist eine Marke, die weltweit hohes Ansehen genießt", sagte der Kammerpräsident. Daher sei es unverständlich, dass von der Europäischen Union immer wieder die Notwendigkeit der Meistervoraussetzung im Handwerk angezweifelt werde. "Aus unserer Sicht ist der Marktzugang für Dienstleister in der EU längst ausreichend geregelt und funktioniert. Das Dienstleistungspaket bringt keinerlei Erleichterungen für die Betriebe. Stattdessen gibt es viele bürokratische Hürden, die kleine und mittlere Unternehmen bei der grenzüberschreitenden Betätigung einschränke"; kritisierte der Kammerpräsident.
Die deutlichen Fortschritte bei der Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung lobte er: "Ich finde nicht, dass Meister unbedingt studieren müssen, auch wenn sie es uneingeschränkt können. Mit abgeschlossener Ausbildung und Meistertitel stehen bereits alle Türen für eine berufliche Karriere offen."
Nachfolger gesucht
Mit Blick auf die Gründung eines eigenen Unternehmens empfahl Peteranderl, auch die Übernahme eines bestehenden Betriebs in Erwägung zu ziehen: "In Oberbayern suchen in den nächsten Jahren etwa 8.300 Handwerksunternehmen einen neuen Chef. Das ist in vielen Fällen eine lohnenswerte Alternative zur klassischen Neugründung." Zur Unterstützung hat die Bayerische Staatsregierung 2018 zum "Jahr der Unternehmensnachfolge" ausgerufen. Erste Ansprechpartner für Übergeber und Übernehmer aus dem Handwerk sind die Betriebsberater der Kammer. Diese beraten neutral und kostenfrei.
IT-Sicherheit wird immer wichtiger
Peteranderl nahm auch zur voranschreitenden Digitalisierung im Handwerk Stellung: "Die Rahmenbedingungen werden sich dadurch für unseren Wirtschaftsbereich grundlegend ändern. Die Auswirkungen sind jedoch von Branche zu Branche, oft sogar von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich. Auch die Bereiche IT-Sicherheit, Datenqualität und Datenschutz werden immer wichtiger. Darauf müssen sich die Betriebe einstellen. Die Handwerksorganisationen unterstützen sie dabei fachlich und informieren über Förderprogramme."
Im Namen der Landeshauptstadt gratulierte Stadtrat Richard Quaas: Der Meistertitel bietet ein hervorragendes Rüstzeug, um im Wettbewerb bestehen zu können. Die Meisterinnen und Meister sichern die Konkurrenzfähigkeit des Handwerks und des Wirtschaftsstandortes München.
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