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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Mir wolln a gscheids Programm"
Petition zum Erhalt der Volksmusik auf Bayern 1 übergeben
Über 20.000 Unterschriften zum Erhalt der abendlichen Volksmusiksendungen auf Bayern 1 haben die Vorsitzende des Vereins für Volkslied und Volksmusik, Carmen E. Kühnl, der Ickinger Ortsvorsitzende der Bayernpartei, Maximilian Stocker, und der Landtagsabgeordnete Prof. Michael Piazolo von den Freien Wählern am vergangenen Donnerstag an die Landtagspräsidentin Barbara Stamm überreicht. Die Unterschriften stammen aus drei Petitionen, die unabhängig voneinander ins Leben gerufen wurden, aber das gleiche Ziel verfolgen: sich vehement gegen die Abschaltung der abendlichen Volksmusiksendungen ab Pfingsten auszusprechen und eine Revidierung dieser Entscheidung zu erreichen. Die Petitionen werden auch nach der Übergabe noch weitergeführt.
Kaum noch vorhanden
Künftig wird der analoge Rundfunkhörer laut Carmen E. Kühnl nur noch zwischen 5 und 6 Uhr morgens auf Bayern 2 in den Genuss von Volksmusik kommen. Von 840 UKW-Sendestunden in den fünf Programmen des Bayerischen Rundfunks entfielen damit nur noch 1,13 Prozent auf diese Musiksparte, die Ausdruck bayerischer Kultur sei. Und dies obwohl sich die abendlichen Volksmusiksendungen mit rund 369.000 Hörern großer Beliebtheit erfreut hätten und im letzten Jahr sogar ein Zuwachs um 9,5 Prozent zu verzeichnen gewesen sei.
Dass mit "BR Heimat" ein eigener digitaler Radiosender geschaffen wurde, sehen die Initiatoren der Petitionen kritisch. "Es gibt viele Leute, die kein digitales Radio haben", konstatiert Michael Piazolo. Und die Anschaffung sei wie alles eine Kostenfrage. Nicht jeder könne sich das leisten. Außerdem, so fügte Carmen E. Kühnl hinzu, gebe es keine flächendeckende Vorhaltung für den digitalen Empfang.
Musikalisches Statement
Von den rund 5,5 Millionen BR-Hörern entfielen zwei Prozent auf BR Heimat. Das sei keine Marge, bei der man sagen könne, der Zeitpunkt sei gekommen, die anderen Volksmusikhörer ebenfalls ins Digitale abzuschieben, betonte Piazolo. "Warum fängt man nicht mit quotenstarken Programmen an?" Unverständlich ist den Initiatoren auch, warum neben der Volksmusik im kommenden Jahr die Klassik ebenfalls ins digitale Radio wechseln soll, während der digitale Jugendsender Puls dann im analogen Radio gehört werden kann. "Klassik und Volksmusik – da verärgert man zwei ganz wichtige Gruppen", meinte der Landtagsabgeordnete.
Um ihre Forderungen zu unterstreichen, hatte Carmen E. Kühnl extra das in Altbayern überlieferte Lied "Auf'm Berg oder im Tal" mit einem neuen Text versehen. Bei der Petitionsübergabe trug sie die "Ballade von der gering geschätzten bayerischen Volksmusik" mit musikalischer Unterstützung einiger ihrer Vereinskameraden vor. "Mir wolln a gscheids Programm, des tät ma liaba zahln, ois wie die englische Dudelei und den Pop-Einheitsbrei", hieß es darin. Und weiter: "Schee is des boarisch Lebn, s'kunnt ja nix Bessers gebn. Volksmusi ghört dazua, auf d'Nacht und in da Fruah." Barbara Stamm zeigte sich von der klaren musikalischen Aussage so begeistert, dass sie um den Text bat. Sie wolle ihn dem Rundfunkintendanten geben, meinte sie.
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