LILALU ist gerettet
Die Johanniter-Unfall-Hilfe führt das Ferienprogramm weiter
„Die letzten drei Monate waren sehr, sehr schwer“, sagt Willi Wermelt, der 1. Vorsitzende von LILALU e.V. „Eine Insolvenz zu beantragen ist keine schöne Sache. Das Ganze hat uns persönlich sehr belastet.“ Drei Monate lang wussten tausende Münchner Kinder und Eltern nicht, ob sie ihre Ferien wieder mit dem beliebten Ferienprogramm LILALU planen können. Drei Monate lang mussten die Mitarbeiter von LILALU e.V. um ihren Arbeitsplatz bangen. Drei Monate lang waren die Gläubiger von LILALU im Ungewissen, ob und in welchem Umfang ihre Forderungen noch bedient werden können. Jetzt hat LILALU eine Zukunft, denn die Verhandlungen zwischen dem vorläufigen Insolvenzverwalter von LILALU, Rechtsanwalt Maximilian Breitling, und den Johannitern waren erfolgreich: Zum 1. Mai 2012 übernimmt die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. das Ferienprogramm LILALU.
„Keine leichte Aufgabe“
LILALU zu retten sei in den vergangenen Wochen und Monaten eine schwere Aufgabe gewesen, betont der vorläufige Insolvenzverwalter. „Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, welch große Begeisterung LILALU bei den teilnehmenden Kindern hervorruft“, erklärt Breitling, dessen Sohn selbst im vergangenen Jahr an den Sommerworkshops teilgenommen hat. Deshalb sei es ihm eine Herzensangelegenheit gewesen, LILALU zu retten. „Ich denke, dass wir mit den Johannitern die optimale Lösung gefunden haben.“
Am 9. Januar diesen Jahres hatte LILALU e.V., Anbieter von hochwertigen Ferienprogrammen und anerkannter Träger der Jugendhilfe, aufgrund ausbleibender Fördergelder und rückläufiger Sponsorenmittel die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragen müssen (der Werbe-Spiegel berichtete). „Wir freuen uns, dass es für das beliebte Ferienprogramm LILALU eine Zukunft bei den Johannitern gibt. Es liegt uns am Herzen, mit diesem wichtigen und wertvollen Freizeitangebot weiter Kinder zu fördern und Familien zu unterstützen“, so Martin Swoboda, Vorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe im Regionalverband München.
Sicherer Hafen
Aufgrund des großen Potenzials des Projekts – im Jahr 2011 nahmen bayernweit zirka 6500 Kinder und Jugendliche an den ganztagsbetreuten Ferienprogrammen teil – suchte der vorläufige Insolvenzverwalter von Anfang an intensiv nach einer Möglichkeit, LILALU weiterzuführen und gleichzeitig den Interessen der Gläubiger gerecht zu werden. In der Folge wurden mit mehreren Kaufinteressenten Verhandlungen geführt, darunter auch mit der renommierten Johanniter-Unfall-Hilfe, die jahrzehntelange Erfahrung in sozialen und karitativen Bereichen, und hier unter anderem auch in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, hat.
Am 16. März sind sich die Verhandlungspartner dann endgültig einig geworden: Die Johanniter übernehmen nach Vertragsabschluss im April und Genehmigung der Gläubigerversammlung zum 1. Mai das Projekt LILALU und führen es in vollem Umfang weiter. Die Forderungen der Gläubiger sollen bestmöglich aus dem Verkaufserlös bedient werden. Zuschussgeber und Förderer haben nach Angaben von LILALU nun wieder Planungssicherheit, „da die Johanniter für umsichtiges und nachhaltiges Handeln mit den anvertrauten Geldern stehen“. Willi Wermelt betont: „Nachdem die letzten Jahre recht stürmisch waren, sind wir froh bei den Johanniter in einem sicheren Hafen angekommen zu sein.“
Workshop in den Pfingst- und Sommerferien sicher
Und auch alle Münchner Eltern und Kinder haben somit wieder Planungssicherheit für die Schulferien in diesem Jahr: Nach den Oster-Workshops (2. bis 14. April), deren Realisierung bereits seit Ende Februar feststeht, ist nun auch die Durchführung der LILALU-Workshops in den Pfingstferien (29. Mai bis 8. Juni) sowie den Sommerferien (6. August bis 9. September) gesichert. Im Sommer soll es zu den Workshops im Olympiapark Süd auch wieder ein kostenloses Festival mit Angeboten für die ganze Familie geben. Auch die LILALU-Workshops in den Städten Wien, Ingolstadt, Schweinfurt und Schwetzingen werden definitiv stattfinden.
Weil die Johanniter genau wie LILALU großen Wert auf Integration und das Miteinander aller Menschen legen, sollen künftig wieder kostenfreie Plätze für Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien mit und ohne Migrationshintergrund zur Verfügung gestellt werden. Auch sollen weitere integrative Projekte durchgeführt werden.
„Wir bedauern die Unannehmlichkeiten“
Man freue sich, „dass mit der Übernahme durch die Johanniter, die außerschulischen Bildungsprogramme für tausende Kinder und Jugendliche sowie zehn feste Arbeitsplätze bei LILALU, darunter zwei Ausbildungsplätze, gesichert werden“, lässt der Verein mitteilen. „Wir freuen uns über die Übernahme durch die Johanniter und bedanken uns ganz herzlich beim vorläufigen Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Maximilian Breitling, allen Eltern, Spendern, Förderern und Politikern, die uns in der schwierigen Phase der vorläufigen Insolvenz unterstütz haben“, betont Willi Wermelt, der zukünftig gemeinsam mit Anna Seliger Sachgebietsleiter LILALU bei der Johanniter-Unfall-Hilfe ist. „Wir bedauern es sehr, dass unseren Gläubigern Unannehmlichkeiten entstanden sind und bitten dafür um Entschuldigung. Nun können wir Dank der Johanniter wieder optimistisch in die Zukunft blicken.“
Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist seit 60 Jahren in den unterschiedlichsten sozialen und karitativen Bereich aktiv. Dazu zählt auch das Engagement für Kinder und Jugendliche. „Dass wir auch stark in der Kinder- und Jugendarbeit tätig sind, wissen viele Menschen gar nicht“, erklärt Vorstand Martin Swoboda. Die Johanniter betreuen unter anderem in einem Kinderhaus in Ramersdorf Kinder aus sozial benachteiligtem Umfeld im schulischen Bereich und in der persönlichen Entwicklung. Bereits seit 2007 ist bei den Johannitern in München zudem ein Zentrum für trauernde Kinder beheimatet, in dem Kinder und Jugendliche betreut werden, die nahe Angehörige oder Geschwister verloren haben. Über 1500 Kinder und Jugendliche sind in der Johanniter-Jugend in Jugendgruppen oder als Schulsanitäter in rund 90 Schulen aktiv.
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