„Lasst uns mal ran!“
Startschuss für neuartigen Kinder- und Jugendfonds
„Lasst uns mal ran! Geld für Kinder- und Jugendideen“, das ist das Motto eines neuartigen Kinder- und Jugendfonds für Neuaubing und das Westkreuz, der Ende Mai im Jugendtreff Neuaubing mit einer Auftaktveranstaltung gestartet wurde. „Wir verbessern unsere Gegend! Und dafür gibt es jetzt auch Geld. Nicht nur für uns, sondern für alle Kinder und Jugendlichen in Neuaubing und am Westkreuz, wenn sie gute Ideen haben – und was tun wollen!“, das stellten der 15-jährige Schüler Ugur und die beiden 17-jährigen Azubis Osman und Emre bei dieser Gelegenheit fest.
Das Interesse am neuen Kinder- und Jugendfonds war überraschend groß: Rund 60 Kinder, Jugendliche und Erwachsene wollten erfahren, wie Mädchen und Jungen ihre Ideen für den Stadtteil einbringen und anschließend selbst realisieren können und wie sie dafür Geld und Unterstützung bekommen. Vorbereitet worden war die Präsentation von den Jugendlichen und Erwachsenen der Arbeitsgruppe, die sich um die Umsetzung des Kinder- und Jugendfonds vor Ort kümmert. Die Jugendlichen erklärten den Interessierten, wie das mit dem Geld und den Anträgen funktionieren wird, und wurden von den Fachkräften bei den Rückfragen aus dem Publikum unterstützt.
Liste voller Wünsche
Direkt im Anschluss an die Infoveranstaltung konnten die Anwesenden 8- bis 21-Jährigen erste Projektideen schon skizzieren. „Unsere Kinder und Jugendlichen waren sehr interessiert und hatten auch sofort Ideen, für die sie Anträge stellen wollen“, berichtet Zübeyde Yilmaz-Dursun, Leiterin des Neuaubinger Jugendtreffs. So soll ein Fitnessraum im Treff eingerichtet werden, auch von einem Studio, in dem man laut Musik machen kann, träumen die Kids. Neue Bänke mit Rückenlehnen sollen künftig auf dem Sportplatz stehen und mehr Mülleimer. Auch die Beleuchtung an manchen Stellen im Stadtteil lässt zu wünschen übrig; die Jüngeren stören sich vor allem an der Ameisenplage oder am Dreck in Parks und auf Straßen. Weitere Skatemöglichkeiten sollen zudem geschaffen werden – die Liste der Wünsche der Kinder und Jugendlichen ist lang.
Die Projektidee zur Verwirklichung ist bestechend: Kinder und Jugendliche wissen selbst am besten, was sie brauchen, was in ihrem Stadtteil, ihrer Schule, ihrer Freizeiteinrichtung oder ihrem Wohnumfeld fehlt oder verbessert werden kann. Mit dem Kinder- und Jugendfonds Neuaubing/Westkreuz ist es nun möglich, dass Kinder und Jugendliche ihre Ideen und Vorschläge „finanziert“ bekommen, um sie zeitnah selbst mit umsetzen zu können. Das geplante Vorgehen: Die Mädchen und Jungen stellen ihre Idee vor und vermerken in einem kleinen „Antragsformular“, wie viel Geld sie dafür benötigen. Eine Jury, die aus mehreren Gleichaltrigen und einigen Erwachsenen besteht und erstmals im Juli tagen soll, entscheidet dann über die Mittelvergabe. Bis zu 500 Euro können pro Idee beantragt werden. Voraussetzungen: Man wohnt in Neuaubing oder im Westkreuz, setzt die Idee selbst oder mit Freunden um und gibt das Geld für Sachmittel aus, die an Hand von Kassenbons oder anderen Rechnungen belegt werden können.
„Kinder und Jugendliche werden so ermutigt, sich aktiv und ohne große bürokratische Hürden an der Gestaltung ihres Stadtviertels zu beteiligen“, betont Anne Hirschmann vom Bezirksausschuss (BA) Aubing, eine der Initiatorinnen des Projektes; aber auch Dagmar Mosch, die Jugendbeauftragte des BA, steht den Kindern und Jugendlichen beratend zur Seite. Beide sind überzeugt von der Idee des Kinder- und Jugendfonds und vertrauen auf Erfahrungen aus Städten wie Berlin, wo die Mädchen und Jungen mit diesen Geldtöpfen sehr sparsam und äußerst effizient umgehen. Damit die Kinder das Umsetzen ihrer Idee stemmen können, werden ihnen auf Wunsch „Coaches“ zur Seite gestellt. Das sind vor allem Erwachsenen, demnächst sollen aber auch Jugendliche hinzukommen, die andere Jugendliche begleiten.
Coach als Anlaufstelle
Entstanden ist der „Kinder- und Jugendfonds Neuaubing/Westkreuz“, weil der Bezirksausschuss im 22. Stadtbezirk 2010 den Antrag gestellt hatte, Kinder und Jugendliche an der Gestaltung ihres Stadtteils zu beteiligen – ein wichtiger Beitrag zum „Münchner Jahr der Partizipation 2010/2011“, das der Stadtrat ausgelobt hatte. Daraufhin gründete sich die Initiativgruppe Neuaubing/Westkreuz. Sie lotete unterschiedliche Partizipationsmöglichkeiten aus, suchte nach Finanzierungswegen, entwickelte schließlich die Idee des Kinder- und Jugendfonds und konnte für die Erstausstattung Mittel in Höhe von 15.000 Euro aus der Lotterie der „Glücksspirale“ sowie weitere 4.000 Euro von der Stiftung „Für Kinder und Jugendliche unserer Stadt“ der Stadtsparkasse München sichern. Das Münchner Kinder- und Jugendforum „Kultur&Spielraum e.V.“ sowie das Team „Grüne Schul- und Spielhöfe“ (Urbanes Wohnen e.V., als Modellprojekt der bayerischen Landesaktion „Grün für Kinder“) wurden durch das Stadtjugendamt der Landeshauptstadt München mit der fachlichen Begleitung des Projektes beauftragt.
Die „Coaches“ kommen aus dem Stadtteil und sind erste Anlaufstellen für alle Kinder und Jugendliche, sie beraten, öffnen Türen und können Wege ebnen. Hier gibt es die „Anträge“ und nähere Informationen: Bezirksausschuss 22, Anne Hirschmann (Tel. 8343656, E-Mail: annehirschmann@lemain.de) und die Jugendbeauftragte Dagmar Mosch (Tel. 86307830, d.mosch@mbw28.de); ESV Neuaubing, Werner Lamche (Tel. 0172/78 883 83, werner@lamche.de), Jugendtreff Neuaubing, Züleyha Yilmaz (Tel. 8714242, z.yilmaz@kjr-m.de), Jugendsozialarbeit Hauptschule an der Wiesentfelserstraße 53, Hanna Kurz (Tel. 897369139, h.kurz@kjr-m.de), Kinder- und Jugendfarm, Angelika Weiß (Tel. 8711287, verwaltung-neuaubing@jugendfarm.org), Jugendtreff „s' Fredl“, Botho Reithmeier (Tel.: 874781, team-fredl@awo-muenchen.de), Schulsozialarbeit Grundschule Wiesentfelserstraße 53, Anna Repp (Tel. 897369129, a.repp@kjr-m.de), Spielhaus am Westkreuz, Jessica Schewe (Tel. 8344455, schewe@spiellandschaft.de).
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