Kunst auf Zeit
Künstler aus dem 23. Stadtbezirk bieten Art Leasing an
Kunst nicht zu kaufen, sondern zu leihen ist angesagt. Dieses sogenannte Art Leasing ist nun auch in Allach-Untermenzing, praktisch direkt vor der eigenen Haustür, möglich. Nikos W. Dettmer, Mario Valdini und Brigitte Eberl, drei Künstler aus dem 23. Stadtbezirk, bieten als Bildhauer die Gelegenheit, sich teure Objekte auf Zeit in die eigenen vier Wände zu holen. Unterrepräsentiert bei der städtischen Bildleihstelle ist weiter gegenständliche Malerei. Wer solche Bilder mag, wird bei Johanna Maria Pfeiffer fündig. Art Leasing bei den Teilnehmern des Münchener Atelierführers „Der Kleine Cicerone“ bietet neben Malerei und Grafik auch Skulpturen und Plastiken – „ein Angebot, das die städtische Artothek aus Platzgründen nicht hat“, betont Pfeiffer, die Herausgeberin des „Kleinen Cicerone“.
„Art Leasing ist ein Thema, das immer stärker im Kommen ist“, sagt Nikos W. Dettmer. „Ich bin zwar noch keine Art Leasing-Profi, möchte aber gerne in dieser Richtung aktiv werden.“ Dettmer, dessen Atelier sich in der Ernst-Haeckel-Straße 15 befindet, hat sich im Laufe seiner 30-jährigen künstlerischen Laufbahn sehr intensiv mit ostasiatischer Kunst befasst. „Im Zuge dessen habe ich praktisch eine neue Art der Sumi-e-Malerei erfunden“, erzählt er. „In der Sumi-e Malerei ist der meditative Aspekt sehr wichtig. Aus dieser Art zu Malen entstand im Laufe der Jahre meine Bronze-Serie.“
Die Idee des Schwungs
Dettmer hat eine Golfer-Skulptur in Bronze erschaffen, die 1,80 m groß ist und einen Wert von 35.000 Euro hat. „Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Skulptur sehr gut in einem Golfclub machen würde. Deshalb würde es sich natürlich anbieten, das Kunstwerk dorthin zu verleihen.“ Die Skulptur, die kürzlich erst im Haus der Kunst ausgestellt war, hat ein Gewicht von insgesamt 165 Kilogramm. „In meinem Kunstwerk habe ich die Idee des Schwungs festgehalten. Man kann sagen, dass in meiner Kunst alles mit gestischer Abstraktion zu tun hat.“
Der 54-Jährige verfügt über eine große Vielseitigkeit, denn neben seinen Skulpturen und der Sumi-e Malerei stellt er sein Können nicht nur in Cartoons sondern auch in der Feinmalerei unter Beweis. „Erst vor kurzem waren meine Cartoons im Valentin-Musäum zu sehen“, sagt Dettmer. Nach seinem Abitur in Frankfurt am Main machte er zudem seine ersten Begegnungen mit der Kunstform Oper, die ihn zu Bildserien und Plastiken von Operngestalten inspirierte. „Meine große Leidenschaft ist die Oper“, betont Dettmer, der bei Prof. August Everding Opernregie studierte. Seine Opernfiguren möchte er in Zukunft nach eigenen Angaben weltweit vermarkten. „Skulpturen anzufertigen ist mein großes Talent. Darauf liegt auch mein Hauptaugenmerk“, erklärt der Mitinitiator der Galerie der Kunstgießerei München. „Die Menschen haben eine grundsätzliche Sehnsucht und ich bin der Meinung, dass Kunst diese Sehnsucht stillen kann.“
Ständige Ausstellung
Auch der Steinbildhauer Mario Valdini bietet seine Kunstwerke zum Art Leasing an. Der 53-Jährige, der seine Lehr- und Gesellenjahre als Steinmetz- und Steinbildhauer in der Münster-Bauhütte Ulm absolvierte, hat seine Werkstatt in der Servetstraße 7. Hier können sich Interessierte in einer ständigen Ausstellung auch seine Werke anschauen. Valdini, der im italienischen Regio Calabria geboren wurde, ist Handwerkskammer-, Innungs-, Landes- und Bundessieger im Fach Steinmetz-Steinbildhauerei. Sein Meisterstück beim Abschluss zum Meister für Steinmetz- und Bildhauerei war eine 1,80 m Kreuzblume für das Ulmer Münster.
„Heuer habe ich noch drei Ausstellungen, davon unter anderem eine in der Blutenburg“, erzählt der Bildhauer. „Hier möchte ich zum ersten Mal auch meine Werke zum Art Leasing anbieten.“ Valdini ist, wie er selbst betont, stark von der Gothik geprägt. „Das kommt sicher aus meiner Zeit in der Münster-Bauhütte Ulm. Dort hatte ich eine strenge Lehre“, so Valdini. „Ich gehe zwar in meinen Figuren immer in abstrakte Formen, aber einen gewissen gotischen Teil sieht man immer.“
In seiner Firma beschäftigt Valdini zwei Lehrlinge und zwei Angestellte. 2007 bekam er von der Landeshauptstadt München den Erasmus-Grasser-Preis verliehen. Mit diesem Preis werden Betriebe ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise bei der Ausbildung von Jugendlichen engagieren.
Leidenschaft Pferde
Auch Brigitte Eberl fängt mit dem Art Leasing gerade erst an. „Die Idee finde ich toll“, sagt sie. „Ich habe zwar noch nie etwas verliehen, würde es aber gerne tun und denke, dass sich auch das ein oder andere meiner Werk gut dazu eignen würde.“ Seit fünf Jahren arbeitet Eberl in ihrem Atelier in der Servetstraße 9 auf dem Gelände des Reitstalls Schmid in Allach. „Zuvor war ich in den Domagkateliers tätig“, erzählt die Künstlerin. „Mit meinen jeweiligen Pferden bin ich aber schon seit 20 Jahren hier.“
Die Liebe zu Pferden war der ausschlaggebende Punkt für das, was Eberl jetzt künstlerisch macht. „Hier im Reitstall habe ich meine ersten Pferdeportraits gemacht. Und nach dem Bildhauerstudium bin ich dabei geblieben.“ Eberls künstlerischer Fokus liegt grundsätzlich ganz klar auf Tieren. „Im Besonderen natürlich Pferde, denn Reiten und Pferde sind einfach meine große Leidenschaft.“ Eberl, die an rund zehn Ausstellungen pro Jahr teilnimmt, ist Mitglied der Münchner Künstlergenossenschaft und hat vor rund 20 Jahren angefangen zu modellieren. „Seit 16 Jahren mache ich es jetzt hauptberuflich“, sagt Eberl, die sich in ihrer Kunst sehr spezialisiert hat. „Ich bin oft vor allem im englischsprachigen Ausland unterwegs. Dort haben Pferde und alles was damit zu tun einen ganz anderen Stellenwert. Rund zwei Drittel meiner Werke gehen in die USA.“ Mittlerweile hat sich Eberl nach eigenen Angaben einen guten internationalen Kundenstamm aufgebaut. Trotzdem, so betont sie, sei es gerade am Anfang sehr schwer gewesen. „Es hat lange gedauert, bis das Ganze angelaufen ist.“
Nähere Informationen zu den jeweiligen Art Leasing-Projekten gibt es direkt bei den Künstlern Nikos W. Dettmer (Tel. 81897549), Brigitte Eberl (Tel. 153680), Mario Valdini (Tel. 876718) und Johanna Maria Pfeiffer (Tel. 1494271). Seit zwei Jahren veranstaltet Pfeiffer zudem mit Teilnehmern aus dem „Kleinen Cicerone“ Ausstellungen. Die nächste findet vom 23. September bis 22. Dezember unter dem Titel „Bruder Baum“ im Referat für Stadtplanung und Bauordnung (Blumenstr. 19) statt (Öffnungszeiten: 9 bis 17 Uhr). Bei der anspruchsvollen Themenausstellung ist der 23. Stadtbezirk mit Mario Valdini und Johanna Maria Pfeiffer mit an Bord.
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