Münchner Wochenanzeiger - Hier werden Sie gelesen
2 x pro Woche mit ca. 2 Millionen Zeitungen
Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Ich lasse mich nicht in eine Form zwängen"
"Wann ist ein Mann ein Mann?" haben wir in unseren vorigen Ausgaben gefragt. Manuela Merl ist Künstlerin aus München und beantwortet diese Frage so:
"Typische Männer in dem Sinne wie man sie in alten Filmen sieht. Wie Humphrey Bogart im Film Casablanca einfach ein Mädel küsst, glaube ich, das gibt es in der heutigen Zeit nicht mehr, vor allem unter den Jüngeren. Da wird keine Tür aufgehalten, wenn eine Frau durchgeht, nicht gegrüßt und nicht die Kopfbedeckung abgenommen. Früher bewunderten wir als junge Mädchen in den 80ern die tollen Helden aus Hollywood, die aber mit der Realität nix, aber auch gleich gar nix zu tun haben.
Heute gibt es Männer, die lackieren sich die Fingernägel hellblau, weil das gerade hip ist, egal ob diese nun Frauen oder Männer lieben. In den 80er Jahren gab es noch klare Geschlechterrollen, aber heute ist alles durchmischt.
Auf der einen Seite ist das sehr gut, so schnuppert der eine oder die andere mal in die Rolle des anderen Geschlechts, aber manchmal muss ich als Frau öfters die Hände über den Kopf zusammenschlagen, wenn ich einen Zwei-Meter-Mann sehe, der heulend über einem Stadtplan sitzt, weil er eine Lieferadresse nicht findet anstatt jemanden zu fragen oder eine App zu benutzen. Manchesmal denke ich auch, dass wir sog. "schwächeren" Frauen die stärkeren sind.
Also ich für meinen Teil lasse mich nicht in eine Form zwängen, ich stricke gerne, aber ich bau auch gerne meine Waschmaschine oder andere Elektrogeräte auseinander, repariere und baue wieder alles erfolgreich zusammen. Klar wünscht man sich eine starke Schulter zum Anlehnen als Frau, gerade wenn wieder die Hölle über einen hereinbricht. Aber so was, musste ich für mich feststellen, gibt es im echten Leben leider nicht, sondern nur im TV.
So bleibt und Frauen nur, mit einer Tempobox vor dem TV zu sitzen und sich auszumalen, wie es wohl sein könnte, von einem Helden gerettet zu werden. Gut, dass es keine realistischen Heldenfilme gibt: Wo Robin sich im Bogen verheddert, die große Fledermaus gegen einen Laternenpfahl knallt oder der Prinz eine Brille mit vier Dioptrin hat.
In dem Sinne: Mädels, bleibt stark!
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH