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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Hilfe zur Selbsthilfe" bei Krebs
Die Bayerische Krebsgesellschaft e.V. informiert über Beratungsstellen
„Wenn ich von Euch nur früher gewußt hätte!" Das hört die Beratungsstelle der Bayerischen Krebsgesellschaft e.V. leider nur zu oft. Um das zu ändern, hielt die Anlaufstelle in der Nymphenburgerstraße 21a, einen Tag vor dem Weltkrebstag am Freitag, 4. Februar, einen Pressetermin ab.
Das Team um Markus Besseler (Geschäftsführer und Psycho-Onkologe) sowie Rita Bernet-Dörrich und Heide Perzlmaier (Beraterinnen und Sozialpädagoginnen) bietet allen Betroffenen und Angehörigen eine Rundum-Unterstützung. Der Schwerpunkt liegt im Bereich der psycho-sozialen Nachsorge: „Durch die kürzeren Liegezeiten in den Krankenhäusern werden die Patienten schon kurz nach der Diagnose alleine gelassen", informiert Besseler.
"Immer noch ein Tabu"
Die Anliegen der Hilfesuchenden sind vollkommen unterschiedlich, je nach Lebenssituation und Krankheitsverlauf. Die Anonymität und die Überinformation des Internets kann keinesfalls eine persönliche und qualifizierte Beratung ersetzen. Zudem haben viele ältere Menschen Krebs, die gar nicht erst über das Internet erreicht werden können.
Auch Selbsthilfegruppen arbeiten eng mit der Bayerischen Krebsgesellschaft zusammen. Andrea Karl (Name v.d.R. geändert) ist Leiterin des "Treffpunkts Nierenkrebs". Sie möchte anonym bleiben, denn „die Krankheit Krebs ist auch in Deutschland im Jahre 2011 noch tabuisiert. Ich führe zwei Leben." Dennoch möchte sie den sehr seltenen Nierenkrebs ins öffentliche Bewusstsein rücken, auch damit die Pharmakonzerne ihre Forschungen in diese Richtung verstärken. Ihre Initiative ist bislang die einzige in Deutschland.
Die Leiterin der Selbsthilfe Leukämie und Lymphome fürchtet bei Namensnennung ebenfalls Benachteiligungen auf dem Arbeitsmarkt. Gleichzeitig ist es ihr ein dringendes Anliegen, das Angebot der Bayerischen Krebsgesellschaft und der Selbsthilfegruppen möglichst allen Betroffenen und Angehörigen bekannt zu machen.
Es hängt am Geld
Das enorme Fachwissen und der persönliche Erfahrungsaustausch in diesen Gruppen sei einfach unersetzbar, bestätigt Melanie Garreau, die junge Leiterin der Selbsthilfe „Brustkrebs bei jungen Frauen". Sie bezieht ihr Umfeld öffentlich in ihre Erkrankung ein: „Ich fordere freimütig alle meine Freunde und Kollegen zum Arzt-Check auf! Brustkrebs trifft nicht mehr nur 70-Jährige!", warnt sie.
Öffentlichkeit ist auch ein Faktor bei der Finanzierung der zahlreichen Projekte der Bayerischen Krebsgesellschaft, von Sport über Kurse und Vorträge bis hin zu rechtlicher, finanzieller sowie pschologischer Beratung. Dieses Jahr möchte das Büro ein Programm starten, das sich an die Kinder von Krebserkrankten wendet. Rita Bernet-Dörrich seufzt: „Es hängt einzig und allein am Geld." Dieses stammt bislang teils von der Offenen Behindertenarbeit des Freistaates Bayern, teils aus Spenden und Fundraising. Um den Erhalt der so wichtigen 16 Anlaufstellen in Bayern zu sichern, ist aber eine regelmäßige Finanzierung das Ziel. Circa 450.000 Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr neu an Krebs, ein Ende der Beratungsarbeit ist da leider nicht in Sicht.
Weitere Informationen erhält man unter Tel. 5488400, per Email an info@bayerische-krebsgesellschaft.de oder auf www.bayerische-krebsgesellschaft.de.
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