Gut beraten!
Ehrenamtliche Coaching-Gruppe in der Mittelschule Gauting
Die Schüler der Abschlussklassen in der Paul-Hey-Mittelschule Gauting sind bestens beraten. Ihnen stehen seit 2005 ehrenamtliche Helfer zur Seite, wenn es um solch wichtige Fragen wie Berufsfindung, Suche nach einem Praktikumsplatz oder nach einer Lehrstelle geht. Die Helfer, auch Coachs genannt, sind für die Schüler ab der achten Klasse da. Das kann eine längerfristige Begleitung über mehrere Monate bis zum Schulabschluss sein oder auch ein Kurzgespräch über ein akutes Problem, das in einer Viertelstunde durchgesprochen und „abgehakt“ werden kann.
Albrecht von Kienlin ist einer der insgesamt neun Coachs an der Schule und seit zehn Jahren dabei. „Ich bin Diplomingenieur und nun in Pension. Ich hatte immer vor, mich nach meiner Pensionierung verstärkt sozial zu engagieren. Das ist bei den Berufscoachs hervorragend möglich.“ Sein berufliches Know-how und seine vielen Erfahrungen bekämen hier ein „ganz ungeahntes Comeback“. „Wir Coachs wissen schon allein durch unsere Berufserfahrung, worauf es im Beruf ankommt, welche Stärken gefordert sind und wie man sich am besten vorstellt. Das ist ein großer Schatz, den wir alle sehr gern an die Jugendlichen weitergeben.“
„Wir sind zur Stelle“
Berufssuche sei nie „easy“, meint von Kienlin. „Da ist Unterstützung immer sinnvoll. Unser Vorteil liegt dabei auch am unbelasteten Blick von außen. Meist können sich 14-, 15- und 16-jährige Jugendliche eher einem Außenstehenden anvertrauen, dann sind wir zur Stelle.“
„Wir sind selber alle Eltern, wenn auch nun schon von erwachsenen Kindern“, ergänzt Coach, Juristin und Psychotherapeutin Iris Köster. „Wir wissen eigentlich alle aus den eigenen Familien, wie schwer sich Kinder mit der Berufsfindung tun können. Bei meinen drei Kindern war dies auch nicht anders.“
Ihre Meinung: Berufsfindung erfordere viel Geduld, Zeit und Ruhe. „Darin bestärken wir die Jugendlichen auch.“ Am Anfang des Schuljahres kommen die Coachs in die Klassen und stellen sich vor. Außerdem gibt es Infos in einem Elternbrief, auch die Kontakte zu den Klassenlehrern helfen dabei, dass sich Helfer und Hilfesuchende finden. Aber es könnten ruhig mehr Coachs sein. "Wir freuen uns, wenn wir Zuwachs bekommen. Dann könnten wir noch individueller auf die Schüler eingehen."
Erst Stärken, dann Beruf finden
Der Erstkontakt oder der Coachingwunsch sollte immer vom Jugendlichen aus gehen, damit die Hilfe nicht „übergestülpt“ werde. „Das Coaching ist schließlich Unterstützung und nicht vordergründige Lehrstellensuche von einem Erwachsenen für einen Jugendlichen“, betonte auch Coach Konrad Kraft. Momentan betreut er fünf Jugendliche aus der neunten Klasse. „Die Gruppe ist ganz große Klasse, das Coaching macht total Spaß“, sagt er. „Wir treffen uns nach Bedarf, da können schon auch mal vier Wochen verstreichen, ehe wir uns wiedersehen.“
Die gemeinsamen Schritte zum erfolgreichen Coaching seien immer ähnlich, so Kraft. „Vertrauen aufbauen, Stärken finden, dann Beruf finden – nur nicht ganz so schnell“, meint er lachend. Vieles erledigten die Schüler mit steigender Selbstsicherheit. Manches könne er aber auch beschleunigen, wenn er für die Schüler zum Telefon greife. Ihn freuten die Eigenständigkeit, die Offenheit und die Neugier der Jugendlichen. „Es geht eigentlich immer um Sozialkompetenzen. Die Jugendlichen, die das verstehen, machen ihren Weg. Da bin ich mir ganz sicher."
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