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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Gewürzduft in der Luft
Münchner Wochenanzeiger mit Geflüchteten auf Einkaufstour für das "Dritte Abendmahl"
Einmal durch die Tür des Kohinoor Marktes an der Adolf-Kolping-Straße 10 getreten, ist der Kunde sofort in einer anderen Welt: Eben noch auf den Straßen rund um den Münchner Hauptbahnhof, in kalter Frühlingsluft frierend, jetzt in angenehmer Wärme, inmitten fremdländischer Gerüche, umgeben von arabischen Sprachfetzen und Lachen. Der Markt ist gut besucht: Eine Afrikanerin pickt sich die saftigsten Tomaten aus einem Korb im oberen Regal, hinter ihr wühlt sich ein junger Mann durch Ingwerknollen. Im Kohinoor gibt es Obst, Gemüse, Gewürze und Spezialitäten aus Afghanistan und Pakistan, aus Nord- und Westafrika. Regale drängen sich dicht an dicht, bis oben sind die Bretter angefüllt mit getrockneten Limetten, speziellen Teigmischungen, Brotfladen, Kichererbsen oder Erdnusspaste. Die Gänge sind eng – zu zweit kann man sich gerade noch aneinander vorbeischieben. Wer als Dritter den Versuch startet, den Korridor zu betreten, erntet ein mildes Lächeln und lernt, sich in Geduld zu üben.
Traditionelles aus der Heimat
Hier sind die Mitarbeiter der Münchner Wochenanzeiger genau richtig: Gemeinsam mit jungen Geflüchteten aus Afghanistan, Gambia und Sierra Leone geht es im Kohinoor auf Einkaufstour für das "Dritte Abendmahl". Unter diesem Motto organisieren die Münchner Wochenanzeiger ein weiteres Kochevent mit Geflüchteten – zwei erfolgreiche "Abendmahle" gab es bereits. Jetzt wird wieder geschnitten, gebraten, frittiert und angerichtet. Im Anschluss servieren die stolzen Köche ihre Gerichte zahlreichen Gästen: Politikern, Vertretern von Wirtschaftsverbänden, Ehrenamtlern, Mitgliedern von Helferinitiativen und allen anderen, die mit Hunger dabei sind. Zubereitet wird Traditionelles aus der Heimat der Köche. Die Kermess Schule stellt den Münchner Wochenanzeigern auch für das "Dritte Abendmahl" wieder kostenlos ihre Räume zur Verfügung: die große Lernküche und den angrenzenden Speisesaal. Beim "Ersten" und "Zweiten Abendmahl" stand die Gastronomie im Vordergrund: Junge Geflüchtete, die bereits in Küchen gearbeitet oder eine Ausbildung in der Hotellerie gemacht hatten, sollten über das Kochevent mit potenziellen Arbeitgebern ins Gespräch kommen. Zweimal war die Veranstaltung sehr erfolgreich – gut die Hälfte der Köche hat in Folge der Abende einen Job in Gaststätten oder Hotels ergattert.
Neues aus fremden Kulturen erfahren
Das "Dritte Abendmahl" hat nun einen neuen Schwerpunkt: Diesmal geht es den Münchner Wochenanzeigern vor allem um Verständigung in der Gesellschaft, ums Zusammenhalten und Miteinander. Gerade zwischen Jung und Alt bröselt das Verstehen hin und wieder – Senioren fühlen sich ausgeschlossen, Junge ungerecht behandelt. Grund genug, zum "Dritten Abendmahl" Senioren des Alten- und Service-Zentrums Neuhausen als Ehrengäste einzuladen. Die jungen Köche können viel lernen von den Älteren, genauso wie die Senioren Neues aus der Kultur der Geflüchteten erfahren. Die Münchner Wochenanzeiger wollen zeigen, dass jeder einem anderen noch Neues zeigen, ihm ein toller Gesprächspartner sein und weiterhelfen kann – unabhängig von Alter und Herkunft. Und wer weiß, vielleicht begeistern die Senioren den ein oder anderen Geflüchteten sogar so sehr, dass eine Ausbildung in Sozialem oder der Pflege interessant wird.
Menschen zusammenbringen
Natürlich muss vor allem das Essen schmecken, damit das "Dritte Abendmahl" rund läuft. Deswegen lässt sich der Einkaufstrupp im Kohinoor auch Zeit für den Einkauf – gut Ding will Weile haben: Mortaza und Emal aus Afghanistan sind auf der Suche nach speziellen Gewürzen für ihr "Korma Sabzi", ein typisches Reisgericht. Omar aus Gambia kramt währenddessen im untersten Regal nach reifen Kochbananen. Princess aus Sierra Leone sortiert Mangold von links nach rechts und wieder zurück, bis sie das perfekte und frische Bund Grün gefunden hat. Die Mitarbeiter der Münchner Wochenanzeiger beschränken sich lieber auf das Eintüten der ausgewählten Lebensmittel und tragen schon einmal die ersten Lebensmittel zum Auto. An der Kasse wird noch ein wenig um die Safran Preise gefeilscht – Sadek und Qasem bleiben hart, bis noch ein kleiner Rabatt herausspringt. Schließlich sind die Zutaten zusammengesucht, verpackt und verstaut. Dann gibt es sogar noch ein kleines Geschenk für alle: Vikas Verma vom Kohinoor-Markt lädt die Gruppe auf afghanische Teigtaschen, sogenannte Samsoa, ein. Zufrieden kauend geht es aus der arabischen Welt zurück auf die Straßen Münchens. Am nächsten Tag werden Mangold, Kochbananen und Safran Teil feiner Gerichte und fremder Speisen sein, Teil eines Abends, der Kulturen und Menschen zusammenbringen soll.
Lesen Sie mehr! In unserem nächsten Samstagsblatt, das am 29. April erscheint, erfahren Sie in einem detaillierten und reich bebilderten Bericht wie das "Dritte Abendmahl" verlaufen ist, welche Gerichte auf dem Speiseplan standen und inwieweit sich die Erwartungen erfüllt haben. Eines können wir bereits verraten: Die Senioren haben sich allesamt einen Nachschlag gegönnt.
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