"Gesunde Tiere ziehen lassen!"
Wann benötigen Igel wirklich Hilfe?
Regelmäßig berichten die Münchner Wochenanzeiger im Herbst und Frühling über Münchens stachelige Bewohner, die Igel. Während der kalten Monate werden jedes Jahr bis zu 400 dieser Wildtiere von Passanten eingesammelt und im Münchner Tierheim abgegeben, wo sie tierärztlich versorgt und aufgepäppelt werden. Geschwächte oder kranke Igel müssen den Winter über betreut und im Frühling anschließend ausgewildert werden, was bei der großen Anzahl stets eine riesige Herausforderung für die Wildtierpfleger ist und ohne die Spenden vieler Münchner Tierfreunde gar nicht möglich wäre.
Da die Verpflegung und Auswilderung der Igel mit hohen Kosten verbunden ist, möchte der Tierschutzverein pünktlich zur Igelzeit die wichtigsten Regeln in Erinnerung rufen und nochmals klarstellen: Nicht jeder Igel, dem man begegnet, ist automatisch hilfsbedürftig.
Preisfrage für Igel-Experten
Ein kleiner Igel-Test: Stimmen Sie folgender Aussage zu?
Igel sind dämmerungs- bzw. nachtaktiv. Wenn man sie tagsüber findet, sind sie krank und brauchen dringend Hilfe.
Judith Brettmeister, Sprecherin des Tierschutzvereins München, löst das Rätsel auf: "In der Regel ist diese Aussage richtig. Allerdings trifft sie von Juli bis Ende September nicht unbedingt zu. In diesem Zeitraum werden Igel geboren. Mit ca. drei Wochen verlassen die Kleinen ihr Versteck, um sich – zusätzlich zur Muttermilch – selbstständig Nahrung zu suchen." Bis in den November hinein könne man also tagsüber kleine, allein herumwandelnde Igelchen entdecken. "Diese mögen beim Zusammentreffen mit Menschen aufgrund ihrer Unerfahrenheit und Angst hilfsbedürftig wirken, sind es aber meist gar nicht, denn die Igel-Mama ist gleich ums Eck. Gesunde Tiere sollten Sie daher bitte ziehen lassen!"
Woran aber erkennt man kranke Igel?
Auch hier gibt die Tierschützerin ausführliche Auskunft: "Kranke Tiere werden meist am Tag und ohne jegliche Deckung gefunden. Sie liegen meist apathisch herum. Auch die Augen liegen tief in den Höhlen und werden nur einen kleinen Schlitz geöffnet. Wenn sie sich bewegen, dann unsicher und wackelig. Auch potenzielle Gefahr nehmen sie nicht mehr richtig wahr und rollen sich kaum ein; zudem sind die Stacheln nicht richtig aufgestellt. Weitere Indizien für eine Krankheit sind eine kühle Körpertemperatur sowie eine trockene Nase. Auch Durchfall ist immer ein schlechtes Zeichen."
Auf Ansturm vorbereiten
Die Tierfreundin bittet: "Seien Sie daher beim Fund eines Igels bitte wachsam und checken Sie gründlich, ob er wirklich Hilfe benötigt. Nur kranke, offensichtlich verletzte, übermäßig von Ungeziefer befallene und abgemagerte Tiere sollten der Natur entnommen und in die Hände von Experten gegeben werden."
Noch hält sich im Münchner Tierheim die Anzahl der Igel in Grenzen, "erfahrungsgemäß ändert sich das aber im Oktober, spätestens November sehr schnell. Daher bitten wir jetzt schon um die Mithilfe und Spende aller tierlieben Münchner", erklärt Judith Brettmeister.
Auf der gemeinnützigen Spendenplattform www.betterplace.org/p23333 gibt es die Möglichkeit, für die Verpflegung der Tierheim-Igel allgemein oder gezielt für Futter, Medizin oder bestimmte Ausstattungsgegenstände zu spenden. Transparenz steht hierbei an oberster Stelle. So können die Unterstützer immer einsehen, was genau benötigt wird, was an Spendengeldern bereits eingegangen ist und wo es noch Bedarf gibt. Ein Kunststoffhäuschen kann bereits gegen 4 Euro Spende gekauft werden, für 8 Euro wird ein Igelchen entwurmt und für 60 Euro einen ganzen Monat gefüttert.
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