Münchner Wochenanzeiger - Hier werden Sie gelesen
2 x pro Woche mit ca. 2 Millionen Zeitungen
Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Gespart! Und dann..?
Geld sparen, um sich eigene Wünsche erfüllen zu können - das war früher noch selbstverständlich. Heute ist ein Leben auf Pump gesellschaftlich akzeptiert und soll die Menschen zum Geldausgeben animieren, wie die Gesprächsrunde bei unserem Sommergespräch "Doch, Sparen lohnt sich! - Konsumieren, investieren oder sparen: Was macht jetzt Sinn?" (www.mehr-wissen-id.de, Nr. 82165) vom 31. August festgestellt hat.
Unsere Sommer-Frage "Worauf haben Sie als Kind gespart?" haben wir nicht nur unseren Gesprächsgästen, sondern auch unseren Lesern gestellt. Diese haben uns ihre Antworten eingeschickt.
"Mein größter Wunsch war..."
Helge (Michael) Nielsen: Als Kind habe ich auf ein Aquarium gespart und dann, als ich nach Ansicht meiner Eltern genug angespart hatte, ein 50 Liter Aquarium bekommen. Ich habe viel über tropische Süßwasserfischer und deren Haltung gelernt.
Hilde Gotsmich: Mein größter Wunsch war ein Fahrrad, dieser Wunsch wurde erst mit 16 Jahren erfüllt und kostete 224 Mark. Ich fuhr damit von Burghausen die 80 Kilometer bis Passau und war mächtig stolz. Ich glaube, die Rechnung gibt es noch, sie ist über 50 Jahre alt und das Fahrrad lebt auch noch auf dem Bauernhof der Großmutter.
Marianne Schmidt: Ich habe als Kind auf ein paar schöne rote Rollschuhe gespart; ich kann mich erinnern, ich habe immer in mein Sparschwein Markln reingeworfen. War ganz stolz auf das nette rosa Sparschwein - so kam immer ein bissl Geld mehr zusammen und so konnte ich mir meinen Wunsch erfüllen. Wenn Onkel und Tante oder andere Verwandte und Freunde zu Besuch kamen, haben Sie mir auch Geld fürs Sparschwein gegeben.
Erika Altmann: Als Kind gab's nix zum Sparen. Wir waren Flüchtlinge und es gab kein Taschengeld. Mein erstes "Gehalt" als Kinderkrankenschwester habe ich für eine Nähmaschine von Quelle ausgegeben. Die habe ich gut brauchen können, selbst Kleider genäht. Heute gibt es sie noch und leistet mir gute Dienste bei Ausbesserungen.
Helga Eigner: Eigentlich hat Sparen in jedem Alter einen eigenen Sinn. Als Kind mit so ca. 5 Jahren, das ist immerhin schon 55 Jahre her, habe ich ganz fest gespart. Jeden einzelnen Pfennig, den mir mein Opa geschenkt hat, habe ich in meine kleine Geldbörse gesteckt. Jeden Tag wurde die Geldbörse ausgeleert und die Münzen gezählt. Unser Nachbar war Bäcker und hatte eine eigene Backstube. Seine Frau verkaufte die Semmeln, das Brot und verschiedene Kuchen im eigenen Laden. Eigentlich war ihr Laden ein damals noch üblicher “Tante-Emma-Laden”. Dort gab es auch ganz viele Köstlichkeiten für uns Kinder. Bunte Gummischlangen, Schokoladennikoläuse ganz ohne Papier oder einzelne Rippen von einer leckeren Kokosschokolade. Auch weiße Gummimäuse gab es. In jedem Kopf steckte ein kleiner bunter Fingerring. Für uns Mädchen das wichtigste an der weißen Maus. Mein Taschengeld wurde aber in Eistörtchen investiert. Hinter der Glastheke stand ein Karton, in dem Lagenweise kleine Schokotörtchen mit ca. 2 cm Durchmesser nebeneinander aufgereiht lagen, eben Eistörtchen. Und die konnte man einzeln kaufen. Wenn ich endlich zehn kleine braune Münzen, also zehn Pfennige beisammen hatte, lief ich zur Nachbarin in ihren Laden. Ein Eistörtchen kostete einen Pfennig. Mit einem kleinen Schaber wurde jedes Schokoladentörtchen einzeln sorgfältig in eine Stranitze (eine zum Dreieck gefaltete Papiertüte) gelegt. So bekam ich für zehn braune Münzen eine ganze Tüte Eistörtchen. Manchmal schummelte “Tante Leni” auch. Sie konnte schlecht zählen und ich bekam für zehn Münzen sogar elf Eistörtchen. Was bekommt man heute für zehn braune Münzen? Es wird sogar überlegt, die “Kleinen Braunen” abzuschaffen.
Marita Isele: Als Kind habe ich auf ein rotes Fahrrad gespart. So ca. 1965 war ich fast besessen davon. Wir bekamen von Nachbarn 10 Pfennig, wenn wir den Müll zur "Schutti" brachten, 10 Pfennig, wenn wir ihnen samstags die Straße kehrten (ein ewig langes Stück), ich bekamm von meinen Eltern für gute Noten Geld. In der Schule konnten wir Sparmarken kaufen (ähnlich wie Briefmarken), die wurden in ein Heft geklebt und wenn das Heft voll war, brachte man es zur Bank, da gab es auch noch ein Geschenk. Aber leider habe ich als Kind "mein" rotes Fahrrad nie erhalten.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH