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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Geht's bald "normal" weiter?
Nach den Ferien soll Schule im Regelbetrieb starten
Kultusminister Michael Piazolo schrieb an die Eltern: "Mir ist es ein Anliegen, dass alle Schüler im neuen Schuljahr 20/21 gut ankommen. Vertrauen Sie darauf, dass die Lehrkräfte sich nicht nur gut austauschen, wenn bestimmte Inhalte nicht mehr behandelt werden konnten, sondern auch mit Augenmaß die richtigen Schwerpunkte im Lernstoff des kommenden Schuljahres setzen weden." (Foto: Andreas Gebert)
Bayern bereitet für das kommende Schuljahr 2020/2021 den Regelbetrieb - unter Hygieneauflagen - vor. Sofern es das Infektionsgeschehen zulässt, sollen ab 8. September wieder alle Schüler täglich im Präsenzunterricht unterrichtet werden. Das hat die die Staatsregierung diese Woche beschlossen.
Voraussetzung dafür ist, dass sich das Infektionsgeschehen weiterhin positiv entwickelt und der derzeitige Mindestabstand von 1,5 Metern in den Klassenräumen sowie die damit verbundenen Klassenteilungen aufgehoben werden können. Die Hygieneauflagen werden vor Beginn des neuen Schuljahrs in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium in einem neuen Hygieneplan der Situation angepasst.
Zusätzliche Angebote
Schüler sollen durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie fair behandelt werden. Mit verschiedenen pädagogischen Ansätzen werden daher für Schüler mit entsprechendem Unterstützungsbedarf sogenannte Brückenangebote im neuen Schuljahr 2020/2021 eingerichtet. Dazu gehören Angebote zur Betreuung und zusätzliche Förderangebote.
Der Freistaat wird heuer einmalig Fördermittel bereitstellen, um zusätzliche, freizeitpädagogisch orientierte Ferienangebote in den Sommerferien zu ermöglichen. Die Angebote werden sich vor allem an die Jahrgangsstufen 1 bis 6 richten. Durch das Angebot sollen auch Alleinerziehende und Eltern unterstützt werden, die ihren Jahresurlaub bereits vor den Sommerferien eingebracht haben.
Schüler sollen einen guten Start in das neue Schuljahr haben. Dafür werden ab September bis Allerheiligen bzw. bis Weihnachten spezielle Förderangebote an den Schulen eingerichtet. So sollen Schüler mit Lerndefiziten durch die Corona-Einschränkungen gezielt unterstützt werden. Die Angebote richten sich vor allem an diejenigen, die beispielsweise auf Probe in die nächsthöhere Jahrgangsstufe vorgerückt sind, das Klassenziel der vorherigen Jahrgangsstufe nur knapp erreicht haben oder Lernstandsdefizite in bestimmten Fächern beziehungsweise Kompetenzbereichen aufweisen.
Schüler können Geräte leihen
Bayern will zudem die Digitalisierung an den Schulen weiter ausbauen. Den Schulen stehe auch im Herbst ein digitales Gesamtpaket zur Verfügung. Zentrale Bausteine sind die „mebis“-Plattform (Landesmedienzentrum) sowie ein ergänzendes Werkzeug zur onlinebasierten Kommunikation für die weiterführenden Schulen. Alle Schüler sollen die Möglichkeit haben, auch zu Hause mit digitalen Medien zu lernen. Wer zu Hause keinen Zugang zu einem geeigneten digitalen Endgerät hat, solle dies bei der Schule befristet ausleihen können. Über das Sonderbudget Leihgeräte wurde hierfür ein eigenes Förderprogramm aufgelegt.
Auf mehrere Szenarien vorbereitet
„Es ist gut, dass die Schulen nicht nur einen Plan A in der Schublade haben, sondern auf mehrere Szenarien vorbereitet sind, und wir flexibel entsprechend des Infektionsgeschehens reagieren können“, bewertet Jürgen Böhm, Vorsitzender des Bayerischen Realschullehrerverbands (brlv), die Ankündigung von Kultusminister Michael Piazolo.
Piazolo hatte drei verschiedene Alternativen erläutert, falls kein Regelbetrieb möglich sei: Angefangen von einem Wechsel von Präsenz- und Onlineunterricht nach Neuausbrüchen des Coronavirus nach den Ferien über kurzfristigen Distanzunterricht bei einer hohen Anzahl von Neuinfektionen in bestimmten Regionen bis hin zu flächendeckenden Schulschließungen bei einer zweiten Welle der Corona-Pandemie.
"Kräftezehrende Phase"
Das Kabinett hatte auch über Konzepte zur Betreuung von Schulkindern in den diesjährigen Sommerferien beraten. „Wir sind sehr froh, dass auf unsere Lehrkräfte keine zusätzliche Mehrarbeit in den Ferien zukommt. Gerade in den vergangenen Wochen mussten viele Lehrkräfte weit über das Maß hinaus arbeiten. Es ist wichtig, dass nach dieser kräftezehrenden Phase nun wieder eine Phase ohne Unterricht kommt“, so Böhm. Kultusministerium und der Bayerische Jugendring richten gemeinsam eine Notbetreuung für Kinder von Eltern ein, deren Jahresurlaub aufgebraucht ist. Diese Angebote werden hauptsächlich den Freizeit-Bereich, aber auch pädagogische Aspekte beinhalten, aber nicht durch Lehrkräfte betreut.
Ab Beginn des neuen Schuljahres werden die bayerischen Realschulen gute Förderangebote anbieten können, um Schüler mit Rückständen gezielt zu unterstützen, hofft der brlv. Diese sollen sich an Schüler richten, die zunächst auf Probe vorrücken bzw. elementare Defizite in den Kernfächern aufweisen. „Ein Ausbau der integrierten Lehrerreserve ist dabei unbedingt notwendig“, so Böhm.
"Passende Lösungen finden"
Der brlv setzt sich auch dafür ein, dass die Digitalisierung voranschreitet. "Es muss künftig unbedingt Leihgeräte für die Schüler geben und allen Lehrkräften müssen Endgeräte bereitgestellt werden. Mit der Erweiterung der Kommunikationsplattformen und der Klärung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen versetzen wir die Schulen vor Ort in die Lage, die jeweils passende Lösung zu finden“, so Böhm abschließend.
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