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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Es ist ein unüberschaubarer Dschungel geworden"
In unseren Nachhaltigkeitsausgaben hat u.a. "Links statt große Dateien versenden" Marianne Wolff, Umweltreferentin beim VerbraucherService Bayern im KDFB e.V., auf eine Crux der Digitalisierung hingewiesen und erklärt, dass der Versand von E-Mails ist ein oft unterschätzter Verursacher von Treibhausgasen ist. Dazu schreibt Renate Bastian:
Das Gefühl, dabei verrückt zu werden
Sehr geehrte Frau Wolff, erst mal vielen Dank für Ihren Hinweis, dass auch e-mails die Umwelt belasten. Ich muss gestehen, da habe ich nicht eine Sekunde darüber nachgedacht, noch wäre ich tatsächlich auf die Idee gekommen, dass hierbei eine Verschmutzung der Umwelt entsteht.Gleichzeitig ärgert mich immer mehr, dass jede Handlung und jeder Konsum - und sei er noch so "simpel" - überlegt und durchdacht sein müsste, damit wir alle mit unseren Ressourcen noch sorgfältiger umgehen lernen.
Aber das Problem, das sich mir aufdrängt, ist, dass alle - aber auch wirklich alle - Verantwortung nur noch beim "Einzelnen" - oder auch besser gesagt beim Endverbraucher - liegt. Wenn ich alles berücksichtige, alles überlege und dann versuche, richtig zu handeln, habe ich das Gefühl, dabei verrückt zu werden. Das ist inzwischen ein unüberschaubarer Dschungel geworden, der mir beim Nachdenken vermittelt, unsere Welt, unsere Nachkommen, nichts ist mehr ist zu retten.
Nicht alles auf den Markt werfen
Es wäre eine einfachere Überlegung, wenn diejenigen, die uns Bürgern vermeintlich alles anbieten, um unser Leben zu verbessern, in die Pflicht genommen werden. Die Politik könnte auffordern, die Klimabilanzen von der Wirtschaftsmacht überprüfen zu lassen, bevor alles auf den Markt "geschmissen" wird und der Endverbraucher sich überlegen muss, ob das auch noch klimakonform zu vertreten ist. Ich biete meinen Kindern auch nicht Süßigkeiten, Cola, Handynutzung, Internet, TV usw. an und sage dann: Ist alles schlecht, sucht euch was anderes zum Spielen und Essen aus.
In diesem Sinne verbleibe ich trotzdem ratlos zurück und werde meinem Arbeitgeber darüber informieren, dass wir wenigstens intern unseren e-mail-Verkehr reduzieren könnten. Mal schauen, wie man dort auf meinen Vorschlag reagieren wird.
Mehr Info zum digitalen Fußbadruck
Weitere Informationen zur CO2-Bilanz von Mails, "Googeln" und Streamen finden Sie auf unseren Seiten hier:
Für beinahe einen Zentner CO2 mailen (Versuch einer Abschätzung: Was kosten Mails?)
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