"Einmal in der Woche ist Monte"
In der Inklusiven Theatergruppe der Montessori-Schule findet jeder seine Rolle
"Monte" nennt Dominik Frank die Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein kurz und knackig. Der Theaterwissenschaftler und Theaterpädagoge hatte dort im Schuljahr 2004/ 2005 seinen Zivildienst abgeleistet – gemeinsam mit Florian Perfler. Die beiden theaterbegeisterten jungen Leute wollten den Kindern und Jugendlichen in der Einrichtung etwas Neues bieten und gründeten eine schuleigene Theatergruppe – das Mon-Theater. "Truthahn kleb' gut an!" hieß das erste Stück, das sie inszenierten, ein lustiges Märchen, das wie Dominik Frank erzählt, ein "Riesenerfolg" geworden sei. Sogar ein Gastspiel im Münchner Volkstheater durften sie geben.
Inzwischen ist Dominik Frank Dozent an der Uni. Theater in Diktaturen ist sein Schwerpunkt. Florian Perfler arbeitet als Unternehmensberater. Die Theatergruppe an der Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein aber haben sie beibehalten. Jeden Freitagmittag – außer in den Ferien – treffen sie sich im Schulgebäude an der Heiglhofstraße 63, um mit den Kids zwei Schulstunden lang zu proben. "Einmal in der Woche ist Monte", sagt Dominik Frank und schon sein begeisterter Tonfall zeigt, wie viel ihm an diesem Projekt liegt.
Querbeet alles dabei
Zwei Stücke im Jahr stehen beim Mon-Theater auf dem Programm. "Es war schon alles dabei – Märchen, Jugenddramen, Klassiker", berichtet der Spielleiter. Unter anderem wurden "Peter Pan", "Hamlet", "Othello", "Romeo und Julia“ und Büchners "Woyzeck" aufgeführt. Ab der 3. Klasse können die Schülerinnen und Schüler mitmachen. "In den Hochphasen hatten wir über 40 Kinder", lacht Dominik Frank. Aktuell sind es 25 Teilnehmer. "Das ist eine gute Größe", meint er. Schließlich soll jedes Kind eine Rolle bekommen.
Wenn die Gruppe größer ist als die Anzahl an Darstellern, die für das Theaterstück benötigt werden, so bedienen sich die beiden Regisseure entsprechender dramaturgischer Mittel, um dennoch alle unterzubringen. So wurde beim Othello ein ganzer Chor aus 30 Othellos gebildet, aus denen dann jeweils ein einzelner Akteur heraustrat, um eine bestimmte Passage zu sprechen. Auf diese Weise habe man die Zerissenheit und die verschiedenen Stimmungen der Titelfigur besonders gut herausarbeiten können, erläutert Domink Frank.
Keiner spielt den Baum
"Die Kinder wollen alle spielen. Das ist das Zentrum unserer Arbeit und es ist uns wichtig, dass jeder Schüler eine Rolle erhält", betont er. "Kein Kind muss den Baum machen. Das wissen wir zu verhindern." Ganz selbstverständlich sind auch Kinder mit Förderbedarf dabei, die die beiden Spielleiter durch das Miteinander und die kreative Arbeit zu stärken versuchen. Bisweilen erleben sie dabei erstaunliche Überraschungen. "Wir hatten ein Mädchen mit einer Autismus-Spektrum-Störung, das einen Text nur einmal durchlesen musste und ihn sofort auswendig konnte. Das war natürlich toll für uns", erinnert sich Dominik Frank. Ein anderer Schüler mit einem Down-Syndrom habe ein fantastisches Rhythmusgefühl an den Tag gelegt. "Ganz klar – der wurde bei dem Stück unser Schlagzeuger."
Auch bei der Bühnenausstattung und den Kostümen wird selbst Hand angelegt. So wurden für den Othello T-Shirts entsprechend präpariert – eine größere Aktion, bei der auch die Praktikanten der Montessori-Schule mitwirkten. "Überhaupt helfen uns die Praktikanten viel", betont der Theaterpädagoge. "Und bei der Technik unterstützt uns Fabian Wieland aus dem Sekretariat."
Proben zu "Kopfstand"
Aktuell wird das Stück "Kopfstand" geprobt. Es orientiert sich an dem Disneyfilm "Alles steht Kopf", das im Gehirn eines Mädchens spielt, dessen Emotionen Schwerstarbeit leisten müssen. "Wir schauen in den Kopf einer fiktiven Schülerin der Montessori-Schule", erklärt Dominik Frank. Die Idee dazu habe letztes Jahr eine Kollegin gehabt.
"Kopfstand" ist ein klassisches Jugendstück, bei dem viele Kinder auf der Bühne mitmachen können. Am Montagabend, 5. Februar, ist halböffentliche Premiere in der Turnhalle der Montessori-Schule. Neben den Freitagsproben gibt es vor dem großen Auftritt noch eine spezielle Probe am Samstag vor der Premiere und die Generalprobe am Tag der Premiere. Dann wird das Stück vier- oder fünfmal vor Publikum gespielt. "Wir haben meist zwei Vorstellungen am Tag, vormittags für die Schüler und Lehrer und abends für die Eltern und andere Interessierte", berichtet Dominik Frank und fügt hinzu: "Das sind harte Tage."
Außerdem tritt anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Aktion Sonnenschein am 16. Mai um 19 Uhr die inklusive Theatergruppe im Theaterzelt "Das Schloss" (Schwere-Reiter-Str. 15) auf. Sie präsentiert dann vor großem Publikum ihr aktuelles Stück. Was genau gezeigt wird, ist noch eine Überraschung.
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