"Die Vielfalt macht's"
Schulleiter sprechen über ihre Erfahrungen mit Ganztagsbetreuung
Wie sehen Schulleiter im Münchner Süden die Ganztagesbetreuung? Welche Varianten bieten sie in ihren Schulen an? Werner Fiebig ("Bunker" Gymnasium Fürstenried), Manfred Kühnel (Thomas-Mann-Gymnasium), Bernhard Detsch (Mittelschule Blumenau) und Florian Bär (Walliser Mittelschule) gaben Auskunft.
Gymnasium Fürstenried: offenes Angebot stark genutzt
Noch sehr jung ist das Angebot der so genannten offenen Ganztagsschule (OGS) am Gymnasium Fürstenried West. "Wir bieten das jetzt im zweiten Jahr an", sagt Schulleiter Werner Fiebig. Die Zahlen sprechen für sich: Rund 220 Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 8 besuchen die OGS. "Damit sind wir die zweitgrößte offene Ganztagsschule an Münchner Gymnasien", betont Fiebig. "Das Ganze wird vom Staat unterstützt und ist eine super Sache." Neben einer festen Hausaufgaben- und Lernzeit haben die Kinder nachmittags die Möglichkeit, an verschiedenen Kreativ- und Freizeitprogrammen, wie Tanz oder Waveboard, teilzunehmen. Für den Schulleiter steht fest: "Die Tendenz hin zum Ganztagsunterricht ist da."
Eine gebundene Ganztagsklasse hält er jedoch an seinem Gymnasium derzeit nicht für durchsetzbar. Grund: "Dazu fehlen uns die Räume." Und Fiebig sieht noch ein weiteres Problem: "Wenn eine Klasse da ist, die den ganzen Tag in der Schule bleibt, ist das schwierig mit den Schülern, die dann nach Hause gehen. Da heißt es dann, es ist Sommer, wir gehen nach Hause und ihr müsst dableiben."
Thomas-Mann-Gymnasium: gebundene Klasse wieder aufgegeben
Genau diese Erfahrung hat Manfred Kühnel gemacht. "Wir hatten mal so eine gebundene Ganztagsklasse, aber es war schwierig mit den Schülern, wenn die einen aus haben und die anderen den ganzen Tag in der Schule bleiben müssen", sagt der Schulleiter des Thomas-Mann-Gymnasiums. "Das haben wir dann erst einmal gelassen. Aber natürlich bieten wir ein offenes Ganztagsangebot an." Dieses richte sich an die Schüler der fünften bis siebten Jahrgangsstufe. Ähnlich wie im Gymnasium Fürstenried gibt es auch hier eine feste Zeit für Hausaufgaben und zusätzliche Freizeitmöglichkeiten. "Eine gebundene Ganztagsschule ist bei uns im Moment überhaupt nicht aktuell", sagt Kühnel. Wenngleich die Räumlichkeiten eventuell vorhanden wären. "Der Bedarf ist einfach nicht da."
Blumenauer Mittelschule: Räume für Ausbau sind da
Über einen Ganztageszug verfügt die Mittelschule an der Blumenauer Straße. Derzeit wird in der fünften und sechsten Jahrgangsstufe jeweils eine Ganztagesklasse angeboten. Schwierigkeiten unter den Schülern gebe es nicht, sagt Schulleiter Bernhard Detsch. "Zum einen haben ja unsere Regelklassen auch an einigen Tagen Nachmittagsunterricht, zum anderen bieten wir den Ganztagesschülern der Witterung entsprechend Beschäftigungsangebote", sagt er. Für den Fall, dass die Nachfrage an Ganztagesbetreuung in den höheren Klassen auftrete, sieht Detsch keine größeren Probleme: "Unsere Räume reichen aus, das wäre wohl zu stemmen." Ob es in Zukunft nur noch Ganztagesschulen geben wird, dazu sagt Detsch knapp: "Das weiß ich nicht." Aber: "Es ist ein hoher Bedarf da."
Walliser Mittelschule: Eltern sollen wählen können
Sowohl einen gebundenen als auch einen offenen Ganztageszug hat die Mittelschule an der Walliser Straße. "Die gebundene Ganztagsbetreuung bieten wir im Momen für die fünften und sechsten Klassen an. Das sind rund 80 Kinder. Ab der siebten Klasse war die Nachfrage einfach nicht mehr so groß", erklärt Schulleiter Florian Bär. Für Schüler ab der siebten Jahrgangsstufe bestünde jedoch die Möglichkeit, die offene Ganztagsbetreuung zu nutzen. Bär ist sicher, dass die Nachfrage nach Ganztagsbetreuung eher noch zunehmen wird. "Gerade in einer Stadt wie München, wo es oft nötig ist, dass beide Elternteile arbeiten, ist das sicher so." Ganztagesbetreuung hält der Schulleiter grundsätzlich für eine gute Sache. Doch sollten die Eltern die Wahl haben zwischen gebunden und offen. "Die Vielfalt macht's", ist Bär überzeugt.
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