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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Die besten Geschichten
Der fastfood-Improcup geht jetzt in die nächste Runde
Am 18. Januar geht der fastfood-Improcup in die nächste Runde. Er ist seit 16 Jahren eine feste Größe im Münchner Kulturkalender. Acht Teams starten mit den besten Improspielern im Kampf um die Meisterschaft im Theatersport. Wenn Improtheater auf sportlichen Wettkampf trifft, entsteht Bühnen- und Improkunst unter höchstem Zeitdruck. Dann müssen die Meister ihres Fachs ihre Werkzeuge mit Bravour beherrschen, um den Pokal mit nach Hause nehmen zu können. In diesem Jahr kämpfen und spielen um den Pokal: MixTape, Kana Da, Dramatica Helvetica, English Lovers, Die Wilderer, Frau Groß, Rheintöchter und Bemme Melange.
Fair Play ist gefragt
Im Kampf um den Cup treffen an einem Abend immer zwei gegnerische Impro-Teams auf der Bühne aufeinander und ringen mit allen Mitteln ihrer Kunst um die Gunst des Publikums. Beide Teams müssen miteinander spielen, und doch muss die finale Pointe für das eigene Team sitzen, um die Szenenrunde für sich zu entscheiden. Fair Play ist gefragt, Fouls werden geahndet. Der Kampf um den Pokal fordert von den Profi-Teams alles, was die Kreativität hergibt. Gefragt sind Spontaneität, Witz, Handwerk, Spiel auf Zeit und anspruchsvolles Storytelling. Wer schafft es, die besten Geschichten aus dem Moment entstehen zu lassen, und kann damit punkten? Welches Team hat die lustigsten Ideen und bekommt dafür den meisten Applaus? Wer beherrscht das anspruchsvollste Storytelling und wer trifft mit einem Geistesblitz ins Schwarze oder schießt mit einem Einfall ein Eigentor? Wem gelingen die verblüffendsten Wendungen in der Geschichte, der skurrilste Reim oder das ergreifendste Lied? Und vor allem: Wer erringt die Gunst des Publikums und geht als Sieger vom Platz?
Die Spielregeln
Auf der Bühne bekommt jedes Team vom Schiedsrichter-Moderator und dem Zufallsgenerator szenische Aufgaben gestellt, die es schauspielerisch zu meistern gilt. Eine entscheidende Rolle übernimmt dabei auch das Publikum, das mit seinen Vorgaben nicht nur die Akteure zu Höchstleitungen anspornt, sondern auch durch Applaus die Siegpunkte vergibt. Mit jeder erfolgreich gelösten Aufgabe können entscheidende Punkte gesammelt werden. Das Team, das am Ende des Abends die meisten Punkte auf sich vereint, geht als Sieger von der Bühne und kommt eine Runde weiter. Nach drei gewonnenen Matches winkt der Pokal 2020.
Hier die Termine
Samstag, 18. Januar, Viertelfinale I
Team Frau Groß (Christine Sittenauer & Robert Lansing, fastfood theater / München) gegen Team MixTape (Jodi Pfleghar & Raschid D. Sidgi, Bake This, München / TheaterTurbine, Leipzig)
Samstag, 15. Februar, Viertelfinale II
Team Kana Da (Beatrix Brunschko & Jacob Banigan, Theater im Bahnhof, Graz / English Lovers, Wien) gegen Team Dramatica Helvetica (Romeo Meyer & Sven Stickling, Harlekin Theater, Tübingen, Improphil, Luzern /Anundpfirsich, Zürich)
Samstag, 21. März, Viertelfinale III
Team English Lovers (Jim Libby & Michael Smulik, Wien / bzw. USA /Südafrika) gegen Team Die Wilderer (Karin Krug & Adrian Klein, fastfood theater / Bühnenpolka, München)
Samstag, 25. April, Viertelfinale IV
Team Rheintöchter (Ilka Luza & Matthias Brandebusemeyer, placebotheater, Münster / Köln) gegen Team Bemme Melange (Anne Rab & Ursula Anna Baumgartner, Il Comico, Leipzig / Wien).
Samstag, 15. Mai, Halbfinale
Samstag, 26. Juni, Finale
Beginn immer um 20 Uhr im Schlachthof (Zenettistraße 9), Karten beim Schlachthof (Vvk 23 Euro, Tel. 72018264) oder über MünchenTicket (Vvk 24,70 Euro).
Nachhaltig auf der Bühne
Was bedeutet einem Impro-Spieler "Nachhaltigkeit"? Und was würde er mit dem manchmal doch etwas sperrigen Begriff anstellen, wenn er auf der Bühne daraus eine einfallsreiche Szene basteln soll? Wir haben die beiden Geschäftsführer des fastfood theaters danach gefragt:
"Wir würden eine Horde Gnome spielen"
Andreas Wolf, Gründer und Geschäftsführer des fastfood theaters:
Wenn ich „Nachhaltigkeit“ als Vorgabe auf der Improbühne bekommen würde, wäre meine erste Idee, einen Fantasyfilm zu improvisieren. Wir würden eine Horde Gnome spielen, die sich laut schmatzend von Laub ernähren und gleichzeitig mit unbändiger Kraft Bäume ausreißen, die sie zum Feuermachen brauchen, denn sie leben in einer kalten Welt. Nachdem in ihrer Umgebung alles ratzeputz abgeholzt ist, beginnen sie, das Land anderer Gnome- und Elfenvölker zu roden, um an Holz zu kommen. Doch oh Graus, bald aber zeigt sich, dass niemand neue Bäume gepflanzt hat. Die Gnome und Elfen zittern im Frost und leiden Hunger. Erst jetzt beginnen sie, junge Bäume anzupflanzen, zu streicheln, zu umarmen und gegen Plünderer und Diebe zu schützen.
An dieser Stelle würde mancher Improspieler gerne ein Happy End spielen, dass das Leben doch weitergehen möge. Mir als alter Pessimist würde möglicherweise noch eine weitere Katastrophe einfallen, z.B. ein Meteoriteneinschlag. Wie würde das Ende bei Ihnen aussehen?
"Alle haben Platz, keiner muss 'aussterben'"
Karin Krug, Gründungsmitglied und Geschäftsführerin des fastfood theaters:
Um Nachhaltigkeit im eigenen Leben zu erfahren, muss man eine Haltung zu den Menschen und zu den Dingen, mit denen man Kontakt hat, entwickeln.
Nachhaltiges Handeln erfordert einen ganzheitlichen Blick, der sowohl das eigene als auch das Handeln anderer mit in den Fokus nimmt. Es ist ein Blick auf die Welt, der alle anderen Beteiligten integriert und auch in Betracht zieht, dass man immer etwas übersehen könnte und darum jederzeit in der Lage sein muss, sein Handeln angemessen nachzutarieren.
Try and Error könnte man das nennen oder Fokus öffnen - Fokus schließen oder Geben und Nehmen. Interessanterweise übt man beim Improvisationstheater genau diese Haltung. Jeder Spieler ist eben „nur“ ein Mit-Spieler und weiß, dass er sowohl Ursache als auch Wirkung für alle anderen Mitspieler ist. Beim Spielen üben wir Vorsicht, Nachsicht, Weitsicht, Mut und den konstruktiven Umgang mit Missverständnissen, um unsere Fähigkeit zu Kreativität dafür zu nutzen, die für alle bestmögliche Geschichte zu entdecken. Wir handeln im höchsten Maße integrativ und erfinden so etwas Neues, Einzigartiges und Spannendes für alle Beteiligten inklusive dem Publikum. Alle haben Platz, keiner muss „aussterben“.
Das fastfood theater gibt es jetzt fast seit 30 Jahren, genau aus diesem Grund.
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