"Das kommt vereinzelt vor"
Wer organisiert zu Lebzeiten seine eigene Beerdigung?
Es gibt Dinge, über die spricht man nicht gerne, sie werden gerne weggeschoben, aufgeschoben, tabuisiert. Der Tod ist so ein Ding. Wer sich intensiver mit dem auseinandersetzt, was jedem Menschen bevorsteht, der kümmert sich vielleicht um eine Patienverfügung oder eine Vorsorgevollmacht. Aber gibt es auch Menschen, die bereits zu Lebzeiten ihre eigene Bestattung planen? Wir wollten das wissen und stellten die Frage: "Wer organisiert zu Lebzeiten seine eigene Beerdigung?"
"Eine Erleichterung für die Angehörigen"
Franziska Feldsieper, Trauerrednerin:
Die meisten Verstorbenen, für die ich die Trauerfeiern gestalte, hatten sich zu Lebzeiten noch keine Gedanken gemacht. Höchstens, ob es eine kirchliche oder weltliche Trauerfeier sein soll. Aber einige gibt es doch, die genau wissen, was sie für eine letzte Feier möchten. Einer Dame hat ihre Tochter mal gesagt „Mei, Mama, Du warst immer so gern in den Bergen. Das wäre was, wenn wir Deine Asche dann mal da verstreuen könnten“. Die Mutter war so begeistert, dass sie verfügt hat, dass sie eine „Flugbestattung“ möchte. Ihre Asche ist dann auch tatsächlich vom Flugzeug aus über den Alpen verstreut worden. Aber es gibt auch immer wieder Menschen, die zumindest die Musik schon vorher auswählen, die sie gern gespielt haben möchten. Allein das ist schon eine Erleichterung für die Angehörigen. Aber der Gedanke, seine eigenen Beerdigung wirklich zu planen, solange es einem noch gut geht, scheint den Menschen wohl doch überwiegend fremd zu sein.
"Viele verdrängen das Thema"
Ralf Honig, Pfarrer ev.-luth. Gethsemanekirche:
Menschen gehen sehr unterschiedlich mit dem Thema Sterben und Tod um, unabhängig von Alter oder Gesundheitszustand. Manche trägt ihr Gottvertrauen auch im Blick auf die Begrenztheit des eigenen Lebens, manche sehen alles sehr rational, viele verdrängen das Thema und wollen sich lieber nicht damit beschäftigen. Eine konkrete Organisation der eigenen Beerdigung kommt vereinzelt vor, aber immer seltener haben Menschen Erfahrung mit kirchlichen Feiern. Gesangbuchlieder und biblische Texte sind kaum noch vertraut. Dafür nimmt auch bei Beerdigungen der Wunsch der Angehörigen auf individuelle Gestaltung im Blick auf Musik, Bilder und Dekoration zu. Ganz ähnlich wie bei Taufen und kirchlichen Trauungen fehlt dabei oft das Gespür, was zur jeweiligen Feier passt. Außerdem gibt es heute vielfältige Bestattungsarten. Der Trend geht weg von Erdbestattungen oder Trauerfeiern mit späterer Urnenbeisetzung. Immer häufiger gibt es stattdessen erst Wochen nach dem Tod eine so genannte Urnentrauerfeier, bei der nach einer Feier in der Aussegnungshalle gleich die Urne beigesetzt wird. Durch diese zeitliche Distanz befinden sich die Angehörigen in einer späteren Trauerphase, was auch das emotionale Erleben der Bestattung verändert.
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