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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Bei sich selbst anfangen
Sozialministerin stellt seelisch Erkrankte im Ministerium ein
Sozialministerin Kerstin Schreyer und Gabriele Stark-Angermeier, Vorstandsmitglied für Altenhilfe, Soziale Dienste und Personal im Caritasverband der Erzdiöze- se München und Freising, sehen in dem neuen Pilotprojekt zur Reintegration seelisch kranker Menschen ins Berufsleben ein positives Signal. (Foto: Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales)
Um etwas in der Welt zu verändern, sollte man stets bei der eigenen Person beginnen — gemäß diesem Prinzip handelt das neue Pilotprojekt der bayerischen Sozialministerin.
Seit Oktober beschäftigt das bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales sechs Menschen mit schweren seelischen Erkrankungen. Durch die seelische Verfassung stark beeinträchtigte Menschen, haben wegen ihres Krankheitsbildes in der Regel keine Chance, einer Beschäftigung nachzugehen. "Die Menschen, die jetzt zu uns kommen, sind seelisch so stark beeinträchtigt, dass sie nur wenige Stunden in der Woche einer Tätigkeit nachgehen können", so Sozialministerin Kerstin Schreyer.
Arbeit könnte heilsam sein
In einer Zeit in der Flexibilität und Belastbarkeit im Berufsleben essentielle Voraussetzungen sind, ist dies ein klares Ausschlusskriterium für Arbeitgeber. So erhalten also psychisch schwer beeinträchtigte Menschen oft nicht die Chance den Weg zurück in irgendeine Beschäftigung zu finden, geschweige denn in eine Beschäftigung, die ihnen Selbstwert und Sinnhaftigkeit vermittelt.
Schreyer, die selbst Sozialpädagogin und Familientherapeutin ist, hat dieses Projekt persönlich ins Leben gerufen um diesen Menschen "eine sinnvolle Beschäftigung und Anerkennung für ihre Leistung" zu bieten. Die Probanden werden nach ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten eingesetzt und von zwei Betreuern begleitet. Die sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dem Pilotprojekt ergänzen eine beträchtliche Zahl von Menschen mit Behinderung, die bereits im Sozialministerium tätig sind. Die Quote des Hauses liegt bei 13,9 Prozent und damit deutlich höher als die gesetzlich geforderten 5 Prozent.
Ein zukunftsweisendes Modell
Das Ministerium setzt damit ein Signal, indem es nicht nur Beschäftigungsplätze schafft, sondern diese auch noch im eigenen Haus bereitstellt. So könnten Erfolge und Stolpersteine direkt kommuniziert und nach Lösungsansätzen gesucht werden, während eine Distanzierung zu den Betroffenen weitestgehend ausgeräumt wäre. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Caritas verwirklicht. "Es könnte ein Modell für weitere Behörden im Öffentlichen Dienst sein", erklärt Gabriele Stark-Angermeier, Vorstandsmitglied im Caritasverband der Erzdiözese München und Freising.
Noch erfreulicher wäre selbstverständlich, wenn das Projekt nicht nur im Öffentlichen Dienst, sondern auch auf dem gesammten Arbeitsmarkt Schule machen würde.
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