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Zu klein, zu schwach, illegal

Tierschutzverein kämpft gegen Welpenhandel

Gegen den illegalen Welpenhandel engagiert sich auch der Verein "Vier Pfoten". Mehr Infos unter www.vier-pfoten.de. (Bild: Dieter Schütz/pixelio.de)

Bei ihrem Anblick geht so manchem das Herz auf: Tierbabys haben nicht nur auf Kinder eine große Anziehungskraft. Doch ihre niedlichen Eigenschaften - winzige Pfoten, unbeholfene Tapsigkeit, kuscheliges Fell - werden jährlich Millionen Hundewelpen zum Verhängnis. "Das illegale Geschäft der international agierenden Welpenmafia boomt", bedauert Judith Brettmeister. Wöchentlich werden illegal eingeführte Vierbeiner aus osteuropäischen Qualzuchten von der Polizei beschlagnahmt und im Tierheim München-Riem abgegeben. "Die meisten sind in einem furchtbaren Zustand: verstört, mager, erschöpft von langen Transportwegen in viel zu kleinen Boxen oder Käfigen, ohne Papiere, ungeimpft und meist schon krank", so die Sprecherin des Tierschutzvereins München.

Internet und Kofferraum

Inzwischen gibt es kaum eine Hunderasse, die nicht übers Internet erhältlich ist. Dabei liegen die Kosten für die Anschaffung meist weit unter dem üblichen Preis. "Im Internet ist bei der Beschreibung oft von 'liebevoller Aufzucht' oder Ähnlichem die Rede. Die Realität sieht aber ganz anders aus", warnt Judith Brettmeister. "In Ländern wie Polen, Tschechien, Ungarn und Rumänien werden die Tiere massenhaft unter schlimmsten Bedingungen 'produziert'. Den Muttertieren - regelrechte Gebärmaschinen - werden ihre Welpen viel zu früh entrissen. Die Kleinen werden dann oft tagelang durch Europa gekarrt und manchmal auch direkt aus dem Kofferraum verkauft", warnt Judith Brettmeister. "Wer sich solch ein Tier anschafft - und sei es aus Kostengründen oder Mitleid - unterstützt diese Machenschaften! Zudem wird die günstige Anschaffung später meist mit sehr hohen Tierarztkosten bestraft."

Als Beispiel für illegalen Welpenhandel in München nennt sie die sieben Hundewelpen - vier Möpse und drei Malteser - die im Mai 2015 von der Polizei beschlagnahmt wurden. Die Besitzerin, eine in Freimann wohnhafte Frau, hatte die Vierbeiner in einem fensterlosen und schmutzigen Badezimmer eingesperrt und sie als Rassehunde für je 500 Euro im Internet angeboten. "Sie waren erst sechs, sieben Wochen alt und damit viel zu früh vom Muttertier getrennt worden." Keine Ausnahme, sondern bei illegalem Welpenhandel die Regel, wie Brettmeister versichert. "Das kann bei den Tieren massive psychische Störungen hervorrufen."

Tierheim und Züchter

Wer sich ernsthaft für einen Welpen interessiere, solle sich im örtlichen Tierheim erkundigen, lautet die Bitte des Tierschutzvereins. "Unsere Tierheim-Hunde sind gesundheitlich durchgecheckt, geimpft und gechippt. Alle notwendigen Papiere werden dem neuen Besitzer bei der Übernahme ausgehändigt. Und soll es doch ein (Rasse-)Hund von einem Züchter sein, dann bitte unbedingt auf Seriosität achten", rät Brettmeister. Diese sollten folgende Eigenschaften aufweisen: "Seriöse Züchter würden niemals ein Jungtier unter acht, manchmal sogar zehn Wochen abgeben. Schon vor dem Kauf stehen sie mit Rat und Tat zur Seite und wissen bestens über die Rasse Bescheid. Auch gewähren sie gerne Einblicke in alle wichtigen Dokumente, stellen die Eltern- und Geschwistertiere sowie deren Umgebung vor und sorgen vor der Abgabe für alle notwendigen gesundheitlichen Checks, Impfungen und Papiere. Vor allem aber ist es ihnen nicht egal, wohin ihre Tiere kommen: Sie erkundigen sich auch nach der Abgabe immer wieder nach der Entwicklung der Welpen und helfen jederzeit gerne, wenn die neuen Besitzer Fragen haben."

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