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"Wir wollen es unbedingt erhalten"

Das Bergwerk im Deutschen Museum wird nicht aufgegeben

Erste schriftliche Zeugnisse über den Bergbau in Deutschland liegen aus der Zeit um 970 n. Chr. vor. Im 19. Jh. setzte eine rasante Entwicklung bei der Mechanisierung des Bergbaus ein, die sich im 20. Jh. durch die zunehmende Automatisierung des Abbaus und der Förderung fortsetzte. (Bild: Deutsches Museum)

"Bergwerk im Deutschen Museum retten!" So hat Richard Quaas von der CSU seinen Antrag überschrieben, den er im Münchner Stadtrat stellt. Der solle die Stadt verpflichten, sich bei den Trägern des Deutschen Museums für den Erhalt des Bergwerks einsetzen: Ein "wesentlicher Teil des Museums-Publikumslieblings soll für die Nachwelt erhalten bleiben bzw. nach der Gebäudesanierung wiederhergestellt werden", so Quaas. Außerdem sollen die Denkmalbehörden prüfen, ob eine "endgültige Demontage" des Bergwerks nicht denkmalschutzrechtliche Belange tangiere. Quaas drängt auf eine "zeitnahe Intervention" der Stadt, damit durch die Sanierung des Museum nicht "evtl. nicht revidierbare Fakten geschaffen werden".

"Am Sehnsuchtssort nicht vergreifen"

"Das Bergwerk im Deutschen Museum hat viele Generationen von Münchnern und Besuchern unserer Stadt besonders fasziniert. In keinem anderen Teil des Museums ist eine Arbeitswelt so plastisch dargestellt, wie hier, die Faszination besteht auch durch die authentische Beleuchtung, die vielen Modelle, die gezeigten unterschiedlichen Abbaumethoden, von Kohle, Salz, Erzen und auch Erden", so Quaas. Legendär sei die Holzrutschbahn eines oberbayerischen Salzbergwerks, auf der sich früher Schulklassen fast den ganzen Tag über die „Klinke“ in die Hand gegeben haben. Auch dem traditionsreichen Pechkohleabbau im oberbayerischen Penzberg und Hausham ist hier ein einzigartiges Denkmal gesetzt. Das Bergwerk sei "Sehnsuchtsort" in Deutschlands größtem Technikmuseum.

Mit einem endgültigen Abbau des Bergwerks würde das Deutsche Museum, aber auch die Museumsstadt München entscheidend an Attraktivität verlieren, warnt Quaas und fordert: "Niemand soll sich an diesem Identifikationsort vergreifen!" Die Museum-Träger sollten daher ihre Planung "überdenken".

Modernisierung betrifft das Bergwerk

Das Museum denkt indes mitnichten daran, sein Bergwerk aufgeben zu wollen. Auf Nachfrage der Wochenanzeiger erklärte das Deutsche Museum, was während der Sanierung des Hauses mit dem Bergwerk passiert. Bei der Modernisierung des zweiten Bauabschnitts des Deutschen Museums, die 2021 / 2022 beginnen wird, ist auch das Bergwerk betroffen.

"Immer schon war eine zeitweise Schließung des Bergwerks im zweiten Bauabschnitt Teil der Planungen – wir können ja nicht das Gebäude von Grund auf im laufenden Betrieb erneuern", so Museumssprecher Faust. "Zu Beginn der Planungen sind wir davon ausgegangen, dass wir das Bergwerk bei der Modernisierung des Hauses weitgehend unangetastet lassen können. Nach eingehender Prüfung sind die beauftragten Fachgutachter und Prüfer aber zu dem Ergebnis gelangt, dass das nicht geht – statische und brandschutztechnische Vorgaben können nicht erfüllt werden, solange die Kulissen und Exponate des Bergwerks im Gebäude sind."

Nach 100 Jahren die Ikone leerräumen

Nach beinahe 100 Jahren seiner Existenz müsse man das Bergwerk deshalb schweren Herzens leerräumen, dann das Gebäude sanieren – und dann das Bergwerk wiederherstellen. Das sei erklärter Wille und Beschlusslage der gesamten Leitung des Deutschen Museums. Auch dem Generaldirektor Wolfgang M. Heckl liegt das Bergwerk sehr am Herzen. „Das Bergwerk ist eine Ikone des Deutschen Museums, mit der viele Münchner aufgewachsen sind. Wir wollen keineswegs das Bergwerk dauerhaft schließen, sondern wir wollen es so wiederherstellen, dass es auch in den kommenden Jahrzehnten für die Besucher zugänglich ist", sagte Heckl. "Wir sind uns natürlich der großen Anziehungskraft, die unser Bergwerk gerade für Kinder und Jugendliche hat, sehr wohl bewusst, und wir wollen es unbedingt erhalten.“

Momentan fehlt es an Geld

Der Ab- und Wiederaufbau des Bergwerks sei allerdings eine äußerst aufwendige Angelegenheit. Im Moment laufen die Planungen und die Kostenberechnungen für den zweiten Bauabschnitt der Modernisierung des Museums. Die Finanzierung des Bergwerks ist momentan nicht gesichert, hat aber für das Museum aber eine hohe Priorität. "Wir werden deshalb alle Hebel in Bewegung setzen, um Spenden und andere Drittmittel für die Finanzierung des künftigen Bergwerks aufzutreiben", so das Museum. Man glaube, das werde auch gelingen – gerade weil das Bergwerk für die meisten Besucher des Deutschen Museums einen immens hohen Stellenwert hat, und weil man auch auf Spenden von Unternehmen, Institutionen und Einzelpersonen hoffe, denen das Bergwerk und die Geschichte des Bergbaus so sehr am Herzen liegen wie dem Deutschen Museum selbst.


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