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"Wir lassen niemanden zurück"

Die inklusive Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein feiert 2020 ihr 50-jähriges Bestehen

Cornelia Kripp-Renz hat die Schulleitung der inklusiven Montessori-Schule im September übernommen. Sie freut sich, mit der Einrichtung in ein spannendes Jubiläumsjahr zu gehen. (Bild: bb)

"Die Schulgemeinschaft ist sich einig: Ein fünfzigster Geburtstag muss angemessen gefeiert werden. Die ersten Arbeiten gehen los. Alle müssen ran: Schüler, Lehrkräfte, Eltern, Ehemalige. Ein 50-jähriges Jubiläum ist Rückblick und Blick in Zukünftiges", erklärt Cornelia Kripp-Renz, die Schulleiterin der inklusiven Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein.

Im kommenden Jahr kann die Schule an der Heiglhofstraße 63, die Grundschulstufe, Mittelschulstufe und Berufsschulstufe vereinigt, auf ein halbes Jahrhundert einzigartige Geschichte und Entwicklung zurückblicken. Sie ist ein Pionier der Inklusion innerhalb der Schullandschaft und ein herausragendes Beispiel für eine Pädagogik, die jedes Kind – ob mit oder ohne Handicap – dort abholt, wo es in seiner geistigen Entwicklung steht und ihm die bestmögliche Förderung angedeihen lässt. Was heute fachlich gewünscht und politisch gewollt ist, war zur Zeit der Schulgründung 1970 alles andere als selbstverständlich. Damals war die Trennung in allgemeine Schulen und Sonderschulen regelrecht zementiert.

Leuchtturm der Inklusion

Als der Kinderarzt Prof. Dr. Hellbrügge seine Idee, Kinder mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf gemeinsam zu unterrichten, in die Tat umsetzte, schlug ihm heftiger Widerstand entgegen. Seine kleine private Schule – im ersten Schuljahr waren es 26 Kinder – galt anfangs schlicht als rechtswidrig. Die Beharrlichkeit des Professors, eine ganze Reihe kompetenter, engagierter Mitarbeiter und eine zunehmende Schar begeisterter Eltern scheinen die Schulaufsicht dennoch beeindruckt zu haben, denn die Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein wurde in der Folgezeit immerhin als Schulversuch toleriert und 1996 als "Privates Sonderpädagogisches Förderzentrum mit drei Abteilungen" anerkannt.

Durch den sich wandelnden Zeitgeist konnte der Inklusionsgedanke stetig weiterentwickelt werden – die Bildungsdörfer, die im Schulgebäude an der Heiglhofstraße verwirklicht wurden, schufen neue Möglichkeiten der Gemeinsamkeit und des Austauschs. Jede Jahrgangsstufe bildet einen Cluster und gruppiert sich mit ihren Klassenräumen um einen "Dorfplatz", einen runden Aufenthaltsbereich, in dem gemeinsame Projekte verwirklicht werden und in dem phasenweise klassenübergreifend oder in Kleingruppen gearbeitet wird.

"Wir lassen niemanden zurück. Stärken und Schwächen und das individuelle Lerntempo werden im Unterricht berücksichtigt. Hochbegabte Kinder werden ebenso gefördert und gefordert wie Kinder mit sprachlichen, emotional-sozialen oder kognitiven Einschränkungen. Das ist ein einmaliges schulisches Angebot", betont Cornelia Kripp-Renz und fügt hinzu: "Noten gibt es erst ab der achten Klasse. Die Kinder lernen ohne Angst vor schlechten Zeugnissen."

Alle Möglichkeiten unter einem Dach

2015 wurde die Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein vom Kultusministerium ganz offiziell mit dem Titel "Inklusionsschule" ausgezeichnet. Als Kompetenzzentrum unterstützt die Einrichtung andere Montessori-Schulen beim Unterrichten von Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf.

"Heute lebt die Schule genau das, was der bayerische Weg der Inklusion ist", freut sich die Rektorin. "Eltern können sich für verschiedene Angebote entscheiden. Und das Besondere: Hier ist alles unter einem Dach – neben den Inklusionsklassen auch reine Klassen mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Und die Einrichtungen der Stiftung Aktion Sonnenschein – Montessori-Integrationskindergarten, Montessori-Schule und Heilpädagogische Tagesstätte – ergänzen sich zum Wohle der Kinder."

Neue Möglichkeiten ausschöpfen

Was die Zukunft anbelangt, so ist die Schulleiterin sehr positiv gestimmt. "Die Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein hat für viele Entwicklungen die Initialzündung gegeben". sagt sie. "Die Schule hat den Mut, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen." Gerade in der digitalen Bildung gebe es diverse Möglichkeiten, die hervorragend zum schulischen Konzept passten und die Förderung optimierten. Als Beispiel nennt sie Lernspiele, Apps, Präsentationen oder auch das Erstellen von digitalen Büchern. Auch mit der Montessori-Pädagogik habe die digitale Bildung mit ihrer selbstätigen und eigenverantwortlichen Arbeit viel zu tun.

Für das Jubiläum im kommenden Jahr wird derzeit eifrig geplant. Einige Programmpunkte stehen schon fest. Es wird Projekttage zu den Lebensstationen von Prof. Dr. Hellbrügge geben, eine Ausstellung über die Schule (1970 bis 2020), ein Podiumsgespräch unter dem Motto „Oh, wie die Sonderpädagogik lebt“, ein Theaterfestival, ein Symposium mit verschiedenen Vorträgen und Workshops zu den Themen „Montessori“ und „Inklusion“, ein Sommerfest, einen Kabarett-Abend mit Christine Eixenberger und einen Festakt. Für die Veranstaltungen werden keine Spendengelder angegriffen; alle Räumlichkeiten können kostenlos genutzt werden und auch die Künstler und Experten verzichten auf Gagen.

Alte Fotos und Dokumente gesucht

Cornelia Kripp-Renz bittet im Vorfeld des Jubiläums alle ehemaligen Schüler und Lehrkräfte, die noch alte Fotos oder Dokumente (Zeugnisse, Schulhefte usw.) besitzen, diese für die Ausstellung im kommenden Jahr zur Verfügung zu stellen. Man kann sich wegen der Leihgaben mit dem Sekretariat der Schule unter Tel. (089)  72405-152 in Verbindung setzen.

 


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