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"Wir kümmern uns um die, die sich kümmern"

Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey schätzt den Wert bürgerschaftlichen Engagements

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey. (Bild: Bundesregierung- Jesco Denzel)

Franziska Giffey ist seit März Bundesfamilienministerin. "Motor für eine lebendige Demokratie" nennt sie es, wenn sich Bürger für andere einsetzen. Solches Engagement verstärkt den Zusammenhalt, braucht aber auch Wertschätzung und Unterstützung. Wie Giffey den Akteuren vor Ort unter die Arme greifen will, erklärt sie im Gespräch:

"Zum Mitmachen anspornen"

Frau Giffey, worin liegt für Sie der Wert der Woche des bürgerschaftlichen Engagements?

Franziska Giffey: Engagement bringt Menschen zusammen und setzt Dinge in Bewegung. Und die Woche des bürgerschaftlichen Engagements wirft ein Licht auf das, was tagtäglich im Großen wie im Kleinen geschieht: Das beeindruckende Engagement in unserem Land. Die Woche macht sichtbar, wofür sich 30 Millionen Menschen freiwillig engagieren und wie vielfältig unsere Gesellschaft ist. Hierin liegt der ganz besondere Wert der Woche des bürgerschaftlichen Engagements. Die vielen Aktionen bundesweit spornen an zum Mitmachen und bestärken die bereits Engagierten im Weitermachen.

 

"Es ist Motor für eine lebendige Demokratie"

Politiker betonen bei jeder Gelegenheit die Wichtigkeit des Ehrenamtes. Doch Menschen, die sich engagieren, fühlen sich oft allein gelassen. Liegen die falsch?

Franziska Giffey: Ich nehme es sehr ernst, wenn Menschen mir sagen, sie haben das Gefühl, dass ihr Einsatz nicht geschätzt wird, dass sie zu wenig Anerkennung bekommen. Dann läuft etwas falsch.

Freiwilliges Engagement ist Motor für eine lebendige Demokratie. Wenn wir wollen, dass Menschen unsere Gesellschaft aktiv mitgestalten und Verantwortung übernehmen, dann müssen dafür die Rahmenbedingungen stimmen. Wir kümmern uns um die, die sich kümmern: um die Mutmacher, um die Gestalter unserer Demokratie.

Für mich bedeutet das: Wir müssen das freiwillige Engagement noch besser unterstützen. Dazu werden wir zum Beispiel im kommenden Jahr die „Deutsche Engagementstiftung“ gründen.

 

"Bei der Beantragung von Fördermitteln helfen"

Was genau soll diese bewirken?

Franziska Giffey: Die Stiftung soll Initiativen und Projekte der Zivilgesellschaft möglichst unbürokratisch unterstützen. Sie soll Beratungsstelle und Vernetzungsort sein. Zum Beispiel soll es Hilfe bei der Beantragung von Fördermitteln geben. Oder wie man am besten umgeht mit Online-Spenden. Außerdem soll sie das Engagement da fördern und helfen Strukturen aufzubauen, wo es bisher keine oder nur stark unterfinanzierte Möglichkeiten gibt. Und natürlich verbinden wir mit einer solchen Engagement-Stiftung auch die Idee einer ganz neuen Sichtbarkeit und Wertschätzung von bürgerschaftlichem Engagement.

 

"Brücken zwischen Generationen und Kulturen"

Viele Kommunen betreiben oder unterstützen Freiwilligenagenturen. Deren Lage ist aber häufig prekär. Wie wollen Sie das ändern?

Franziska Giffey: Der Bund hat nur begrenzte Möglichkeiten, kommunale Projekte oder Infrastruktureinrichtungen zu unterstützen. Das Grundgesetz setzt hier enge Grenzen. In Modellprojekten des Bundes können wir allerdings auch Vorhaben vor Ort fördern. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (BAGFA) zum Beispiel. Die Freiwilligenagenturen sind sehr wichtig, da sie wie eine Art „Partnerbörse“ funktionieren. Viele Menschen möchten sich engagieren, wissen aber nicht so recht, wo und wie. Die Freiwilligenagenturen helfen dabei, die geeigneten Partner zu finden. Denn sie kennen sich vor Ort am besten aus. Deshalb soll die Engagement-Stiftung auch im Bereich der Freiwilligenagenturen für mehr Finanz- und Planungssicherheit sorgen. Gerade in dünn besiedelten Regionen kommt es darauf an, den Akteuren vor Ort unter die Arme zu greifen. Denn Engagement baut Brücken zwischen Generationen und Kulturen und sorgt für mehr Chancengleichheit. Und das bedeutet: mehr Zusammenhalt.

 

Die Anzeigenblätter in Deutschland geben Ehrenamtlichen ein Forum und unterstützen die Woche des bürgerschaftlichen Engagements. Das Interview mit Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey führten unsere Kollegen der „Berliner Woche“.


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