Wochenanzeiger München Wir sind Ihr Wochenblatt für München und Umland

"Wir haben den ältesten Kunstrasen Münchens"

Trainingszeiten und alte Felder erschweren dem TSV Großhadern die Jugendarbeit

Der TSV München-Großhadern 1926 e.V. in der Heiglhofstraße 25 ist ein Verein mit Tradition, insbesondere was den Fußball anbelangt. Früher mischte Großhadern mit dem FC Bayern II und dem TSV 1860 München in einer Liga, die 1. Mannschaft der Herren spielt heute in der Bezirksliga Oberbayern.

„Diese Erfolge trugen und tragen jedoch nicht zum Erhalt oder zur Erneuerung unserer Sportstätten bei“, bedauert Herbert Sammer, der seit zwei Jahren wieder Leiter der Fußballabteilung ist. Bereits von 1986 bis 1995 übte er dieses Amt aus. In all den Jahren habe sich beim TSV Großhadern kaum etwas geändert, meint der 61-Jährige. Mittlerweile stoße die Abteilung mit über 300 Mitgliedern an ihre Grenzen.

Aufnahmestopp: „Echt schmerzlich“

„Allein im Jugendbereich gibt es über 200 Kinder, zur Rückrunde sind zwölf Jugendmannschaften im Spielbetrieb“, erklärt Jugendleiter Norbert Hiefinger in einem Schreiben. 18 Trainer, darunter vier mit Trainerschein und vier, die den Schein gerade machen, geben ihr Bestes, um die Kinder und Jugendlichen ordnungsgemäß auszubilden, scheitern jedoch an mangelnden Kapazitäten, wie Hiefinger beklagt: „Auf der Bezirkssportanlage (BSA) in der Ludwig-Hunger-Straße können wir nur dienstags und donnerstags von 16 bis maximal 19.30 Uhr trainieren, wobei uns nur der alte Kunstrasen und, wenn es trocken ist, der rote Platz zur Verfügung stehen.“ Im Sommer könne zwar zusätzlich der Naturrasenplatz genutzt werden, aber eben auch nur bei trockenen Wetterverhältnissen. „Außerdem müssen die Wochenendspiele immer mit Sentilo Blumenau abgesprochen werden“, fügt Herbert Sammer hinzu.

Im Winter ist die Situation noch schlimmer, erläutert Hiefinger: „Wir haben nur zwei Hallen zur Verfügung, diese auch nur mittwochs, eine von 18 bis 19.30 Uhr, die andere zwar von 18 Uhr bis zur Schließung, das hilft den Elfjährigen der Kleinfeldmannschaften aber auch nicht, da es abends einfach zu spät wird. Und Großfeldmannschaften können die Einfach-Halle kaum oder gar nicht nutzen.“

All diese Bedingungen führten dazu, dass mittlerweile ein Aufnahmestopp bei Kindern durchgesetzt werden musste. „Es ist echt schmerzlich, den Leuten abzusagen, aber wir sind absolut am Limit“, räumt Sammer betrübt ein. „Wir haben bezüglich der Jugendarbeit noch viele Ideen wie Feriencamps und Integrationsprogramme, aber die Umsetzung scheitert an den Kapazitäten. Eine Weiterentwicklung ist somit schwierig, es ist ein Teufelskreis.“

"Stadt stellt sich quer"

(Jugend-)Trainer und stellvertretender Jugendleiter Michael Rieger führt gemeinsam mit Herbert Sammer durch die BSA in der Ludwig-Hunger-Straße. Als erstes springt natürlich der rote Platz ins Auge. „Der Sand wird schnell uneben und im Sommer staubt er stark. Das geht ganz schön auf die Lungen“, erklärt der 23-jährige Student. Direkt daneben befindet sich der Kunstrasenplatz mit Quarzsand darauf, darunter sei noch Beton verlegt, meint Sammer und deutet auf den grünen Boden: „Wir haben den ältesten Kunstrasen Münchens." Rieger fügt hinzu: „Auch das ist ein großes Problem, denn die Verletzungsgefahr ist auf altem Kunstrasen größer. Eltern beschweren sich bereits, dass ihre Kinder ständig mit aufgeschürften Knien und Schrammen nach Hause kommen.“

Anträge auf zwei neue Kunstrasenplätze seien bereits vor Jahren beim Sportamt eingegangen. Erst auf Drängen wurde dem Abteilungsleiter mitgeteilt, dass Maßnahmen auf der Sportanlage parallel geplant seien und der Umbau der BSA auf der Prioritätenliste auf Platz fünf stehe. „Im Umkehrschluss sehe ich keine Chance, dass die Baumaßnahmen vor 2016 begonnen werden“, so Sammer ratlos. „Uns würde für den Anfang ja schon ein neuer Kunstrasen reichen, aber die Stadt ist da unflexibel.“

Der Verein habe bereits Eigeninitiative gezeigt und sich Fußballplätze auf der Anlage des Klinikums gesucht. „Auch hier hat sich die Stadt quergestellt: Wir durften weder Container für Duschen und Umkleiden aufstellen, noch wurde eine Flutlichtanlage genehmigt. Ich verstehe ja, dass die Flächen für Neubauten knapp sind. Wenn die Stadt aber Vereinen, die selbst aktiv werden, keine Hilfe bietet, wird die Situation nicht besser“, lauten Sammers Vorwürfe.


Verwandte Artikel

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt