"Wir brauchen jedes Talent"

Georg Eisenreich ist Staatsminister für Medien, Digitales, Europa. Zuvor war er im Kultusministerium für Bildung zuständig. Johannes Beetz stellte ihm Fragen zu Schule, Familie und Bildung.

"Zusätzliche Lehrer eingestellt"

Was tun Sie für die Bildung unserer Kinder? Wie wollen Sie die Unterrichtsversorgung an den Schulen sicherstellen?

Georg Eisenreich: Kinder sind die Zukunft unseres Landes. Deshalb ist und bleibt Bildung für die Bayerische Staatsregierung ein Investitionsschwerpunkt. Um den Bedarf an Lehrern langfristig zu decken und die Angebote weiter zu verbessern, hat Bayern seit 2008 über 6.000 zusätzliche Lehrer eingestellt. Für die nächsten Jahre sind weitere 2.000 Stellen beschlossen. Darüber hinaus finanziert der Freistaat Bayern mit dem Programm „Schulsozialarbeit“ künftig auch Sozialpädagogen mit.

"Echte Wahlmöglichkeiten bieten"

In München müssen oft beide Eltern arbeiten, um den Lebensunterhalt für die Familie zu verdienen. Sollten Eltern nicht eine echte Wahlmöglichkeit haben, ob sie sich selbst um ihre Kinder kümmern oder ob sie das Einrichtungen wie Kita und Schule überlassen?

Georg Eisenreich: Als Vater von drei Kindern ist mir wichtig, dass Eltern selbst entscheiden können, wie sie die Betreuung ihrer Kinder gestalten. Wir wollen Eltern nicht bevormunden, sondern ihnen echte Wahlmöglichkeiten bieten. Daher erhalten Familien zum einen mit dem neuen bayerischen Familiengeld 6.000 Euro für jedes Kind im zweiten und dritten Lebensjahr unabhängig von Betreuungsform und Einkommen. Zum anderen setzen wir uns intensiv für mehr Betreuungsplätze ein.

"Wir genehmigen jeden Antrag"

Wie wollen Sie erreichen, dass ausreichend Betreuungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen?

Georg Eisenreich: Wir investieren massiv in den Ausbau und in die Qualität von Kinderbetreuungsplätzen und schaffen 30.000 neue Plätze bis 2020. Wichtig ist uns auch der Ausbau der Ganztagsangebote an Schulen, insbesondere für Grundschulkinder. Neben dem Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz werden wir zusammen mit dem Bund einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter umsetzen. Daher genehmigen wir bereits jetzt jeden Antrag auf Einrichtung von Ganztagsangeboten, den die Stadt München stellt. Wir wollen außerdem die Betreuungsmöglichkeiten für Schüler in den Ferien verbessern und längere Öffnungszeiten ermöglichen. Hierzu haben wir gerade einen Modellversuch zusammen mit der Stadt München gestartet.

"Berufliche Bildung ist wichtig"

München ist stolz, „Schulstadt“ zu sein. Gerade die beruflichen Schulen sind von einer Anzahl und damit Vielfalt, die es andernorts kaum gibt. Welchen Stellenwert hat für Sie die berufliche Bildung?

Georg Eisenreich: Wir brauchen jedes Talent. Und wir brauchen passgenaue Angebote, damit sich jeder entwickeln und entfalten kann. Die berufliche Bildung ist dabei enorm wichtig. Sie ist gleichwertig mit der akademischen Bildung und ein wesentlicher Grund dafür, dass die bayerische Wirtschaft so stark ist und dass bei uns die Jugendarbeitslosigkeit so niedrig ist. Es gibt über 300 anerkannte Ausbildungsberufe. Bei nationalen Vergleichsstudien liegen wir bei der beruflichen Bildung meistens auf Platz 1.

„Wir wollen Familien unterstützen“

In den letzten Jahrzehnten hat sich die „Familie“ grundsätzlich gewandelt. Es gibt viele Familienmodelle neben „Vater-Mutter-Kind“. Für manche, etwa Alleinerziehende, ist es in einer Stadt wie München besonders schwer, über die Runden zu kommen. Wie kann man Familien sinnvoll unterstützen?

Georg Eisenreich: Wir wollen alle Familien unterstützen, egal um welches Familienmodell es sich handelt. In den Jahren 2017/2018 investiert der Freistaat rund fünf Milliarden Euro für familienpolitische Leistungen, darunter das neue bayerische Familiengeld. Zusätzlich werden Betreuungs- und Ganztagsplätze ausgebaut, die gerade für Alleinerziehende und Familien in der Großstadt besonders wichtig sind. Mit dem „Familienpakt Bayern“ setzen wir uns für eine familiengerechte Arbeitswelt ein.