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Wie wird Lesen schneller und leichter?

LMU sucht Kinder für eine Studie zur Textformatierung

Katharina Galuschka untersucht mit ihren Kollegen an der LMU, wie Textformatierungen das Lesen von Texten leichter machen. (Bild: tab)

Ob in der Ausbildung, am Arbeitsplatz oder in der Freizeitbeschäftigung: Das Leben im Informationszeitalter beinhaltet die pausenlose Konfrontation mit gedruckten oder digitalen Texten.

Dabei ist der Erwerb einer durchschnittlichen Lesefertigkeit nicht selbstverständlich. Etwa 3 bis 8 Prozent der Kinder haben eine Lesestörung. Die Betroffenen zeigen ausgeprägte Schwierigkeiten in der Lesegeschwindigkeit, der Lesegenauigkeit und / oder im Leseverständnis. Die andauernden Misserfolgserlebnisse in der Schule können bei den betroffenen Kindern zu einer Ablehnungshaltung gegenüber dem Lesen oder sogar zu einer Schulangst führen.

Um den betroffenen Kindern zu helfen, wurde zur Steigerung der Lesegenauigkeit und -flüssigkeit zahlreiche Fördermaßnahmen entwickelt und auf ihre Wirksamkeit überprüft. Am wirkungsvollsten zeigten sich Interventionen, die direkt am Leseprozess ansetzen und die Verbindung zwischen Buchstaben und Lauten trainieren sowie Silbenleseübungen enthalten.

Wie sollen Texte aussehen?

Zudem gibt es Untersuchungen zur Art und Weise wie Texte präsentiert und gedruckt werden können, damit sie für Betroffene mit einer Lesestörung besonders angenehm zu lesen sind.

Mittlerweile ist hinreichend bekannt, dass für Kinder mit Leseproblemen eine Vergrößerung der Schrift hilfreich ist (Schriftgröße mind. 14 Punkt - zum Vergleich: dieser Text ist in einer 9-Punkt-Schrift gedruckt).

Zudem weisen Untersuchungen zu Schrifttypologien darauf hin, dass serifenfreie Standardschriftarten, wie Helvetica, Courier, Arial und Verdana, sowie Schriften mit fester Zeichenbreite (monospaced) das Lesen erleichtern. Kursiv- und Fettdruck setzen die Leseleistungen hingegen herab. Die Schriftarten OpenDyslexic und Dyslexie wurden zwar extra zur Unterstützung von Betroffenen mit Lesestörung entwickelt, es gibt jedoch keine Nachweise, dass diese die Leseleistung auch tatsächlich steigern.

 

Für Kinder mit Leseproblemen sollten Texte

- in möglichst großer Schrift gedruckt werden (mind. 14 pt).

- in serifenfreien Schriftarten (z.B. Arial) geschrieben sein.

- nicht fett oder kursiv gesetzt werden.

 

Hinsichtlich einer Verbesserung der Leseleistungen zeigen sich Ansätze, die Abstände zwischen Buchstaben, Wörtern und Zeilen vergrößern, sehr aussichtsreich. In mehreren unabhängigen Studien konnte bestätigt werden, dass die ein- bis dreifache Erweiterung von Buchstaben- Wort-, und Zeilenabständen einen positiven Einfluss auf die Lesegeschwindigkeit, die Lesegenauigkeit und das Leseverständnis hat.

Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die derzeitigen Standardabstände, die in Textverarbeitungsprogrammen angewendet werden, nicht für alle Leser eine optimale Lesbarkeit darstellen.

Uni forscht, wie Lesen besser geht

Besonders für Kinder mit Schwierigkeiten im Lesen könnten wissenschaftliche Erkenntnisse der Leseforschung genutzt werden, um evidenzbasierte Publikationsrichtlinien zu formulieren, die den Betroffenen ein leichteres und angenehmeres Lesen ermöglichen. Bevor jedoch eindeutige Publikationsrichtlinien formuliert werden können, braucht es noch weitere Forschung zu dem Thema. Dieser Forschung widmen sich Dr. Katharina Galuschka, Dr. Kristina Moll und Lisa Ordenewitz an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Gemeinsam möchten sie herausfinden, welche Aspekte der Textformatierung den größten Effekt zeigen und wie Texte formatiert werden können damit sie für Kinder mit und ohne Leseschwierigkeiten optimal lesbar sind.

Dadurch soll es in Zukunft möglich sein, je nach Alter und Lesevermögen Textpräsentationen anzubieten, die zu optimalen Leseleistungen führen können. Zudem kann das Projekt zur Softwareentwicklung von e-Readern verwendet werden. Mit Hilfe dieser Technologien könnte es zukünftig möglich sein, nicht nur die Schrifttypologie, sondern auch die Abstände zwischen Wörtern, Buchstaben und Zeilen individuell einzustellen.

Kinder gesucht

Für das Projekt braucht die LMU München die Unterstützung von Kindern der vierten und fünften Klassen, die große Schwierigkeiten beim Lesen haben und von Kindern der zweiten und dritten Klasse, die keine Leseprobleme haben.

Die LMU München sucht

- Kinder der 4. und 5. Klasse mit Leseproblemen.

- Kinder der 2. und 3. Klasse mit guten Leseleistungen.

 

Was passiert während der Studie?

Die Kinder erledigen verschiedene Leseaufgaben am Computer. Dabei werden die Bewegungen der Augen beim Lesen mit einer kleinen Kamera (Eyetracker) aufgezeichnet. Außerdem werden noch einige andere Leistungen erhoben, die einen Einfluss auf die Lesegeschwindigkeit haben könnten (z.B. Verarbeitungsgeschwindigkeit). Diese Aufgaben nehmen insgesamt zwischen 60 und 90 Minuten in Anspruch. Die Kinder erhalten für Ihre Teilnahme einen Gutschein über 20 Euro. Außerdem erhalten alle Kinder und Familien, die an der Studie teilnehmen, eine ausführliche Überprüfung der Leseleistungen, eine Beratung und ggf. ein Attest zur Bescheinigung einer Lesestörung.

Kontakt

Wenn Sie Interesse oder weitere Fragen zu Studie haben, melden Sie sich unter KJP-Tele@med.uni-muenchen der oder telefonisch unter 089-440056936.

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