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Wie gelingt der Start ins Berufsleben?

Mittelschulen und Wirtschaft: Treffen zur Inklusion in die Arbeitswelt

Helga Christmann-Bötte (Mobile sozialpädagogischen Dienste, links) zeigte mit Martin Neumann und Sigrid Welnhofer (beide Agentur für Arbeit) Wege der Inklusion auf. (Bild: job)

Die demografischen Veränderungen und der auf ihnen beruhende Rückgang des Fachkräftenachwuchses sind mittlerweile an vielen Stellen spürbar. Damit Münchner Unternehmen ihren Fachkräftebedarf in den kommenden Jahren decken können, müssen sie möglichst früh um betrieblichen Nachwuchs werben. Gleichzeitig sollen Mittelschüler einen besseren Überblick über die Unternehmen in ihrem Umfeld und über ihre Ausbildungs- und Berufsperspektiven bekommen.

Schulen nund Betriebe zusammenbringen

Der Arbeitskreis Mittelschule Wirtschaft München versucht, hier neue Verknüpfungen zu schaffen: "Wir möchten Schulen und Betriebe zusammenbringen", erklärt Eva-Maria Gaßner die Aufgabe des Arbeitskreises. Sie leitet dessen Regionalkreis West und ist Leiterin der Mittelschule an der Ridlerstraße.

Um die Zusammenarbeit zwischen Mittelschule und Wirtschaft auszubauen, will der Arbeitskreis nicht nur zum gegenseitigen Verständnis beitragen, sondern auch individuelle Perspektiven aufzeigen und so die gesellschaftliche und wirtschaftliche Zukunft mitgestalten.

Beim jüngsten Treffen des Arbeitskreises stand die Inklusion in der Arbeitswelt im Mittelpunkt: Wie kann sie gelingen? Wie können Schulen und die Agentur für Arbeit zusammenarbeiten?

Wichtiger Übergang für junge Leute

"Schulabgänger stehen an einem wichtigen Übergang im Leben", betonte Martin Neumann, Leiter des berufspsychologischen Dienstes der Agentur für Arbeit, "für viele ist das die erste wichtige Lebensentscheidung überhaupt." Bei der Frage "Wie soll es weitergehen?" unterstützen die Berufsberater die jungen Leute. Die Berufsberater ihrerseits können auf den berufspsychologischen Dienst zurückgreifen; dieser klärt zum Beispiel, über welche Schulkenntnisse ein Jugendlicher verfügt, wie lernfähig oder psychisch belastbar er ist und wie es um seine soziale Kompetenz steht.

So können die Psychologen und Berater individuell auf jeden zugeschnittene Hilfsangebote empfehlen - darin sieht Neumann die zentrale Ausgabe des Dienstes. Das sei bei einem Jugendlichen vielleicht Nachhilfe, bei einem anderen die Berufsbegleitung und bei wieder anderen Psychotherapie.

"Auch gute Schüler mitunter desorientiert"

Die zugrundeliegende Begutachtung und die Unterstützung sei für alle Jugendlichen gedacht, erklärte Sigrid Welnhofer (Agentur für Arbeit). Man dürfe hier nicht die "Schwachen" herauspicken. "Diese Tests sind auch für gute Schüler sinnvoll", bekräftigte sie, "denn auch 1er-Schüler sind mitunter desorientiert, wenn die Berufswahl ansteht."

Auch die Mobilen Sonderpädagogischen Dienste (MSD) bieten individuelle Beratung und breit gefächerte Unterstützung für Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Förderschwerpunkten an, erklärte Helga Christmann-Bötte. Sie stehen aber auch Lehrkräften, Eltern und Erziehungsberechtigten beratend zur Seite. Ziel sei, dass Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf in ihrer wohnortnahen Schule verbleiben können, weil die Sonderpädagogen über die MSD zu ihnen kommen.

"Passender Arbeitsplatz ist beste Inklusion"

"Die für alle Beteiligten beste Inklusion ist der passende Arbeitsplatz", fasste Neumann zusammen. Entscheidend sei dabei aber auch die Rolle der Eltern, ergänzte Welnhofer. Sie müssten die zur Verfügung stehenden Hilfsangebote für ihr Kind auch annehmen. "Jeder Mensch braucht einmal Hilfe", sagte sie, "davon muss man auch die Eltern überzeugen." Diese Aufgabe komme auch den Lehrern zu, die ihre Schüler kennen. Sie sollten Kontakt mit den Berufsberatern aufnehmen, wenn ihnen Schwierigkeiten ihrer Schüler auffallen.

"Wir müssen als Lehrer die richtige Balance finden: Wer hat 'normalen' Förderbedarf, wer benötigt mehr Unterstützung?" meinte Eva-Maria Gaßner. "Das ist unser Job, damit die Schüler besser in das Arbeitsleben starten können!"


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