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Wer weiter denkt, kauft näher ein

Verantwortung für die Nachbarschaft übernehmen

Der Einzelhändler vor Ort, der "Kaufmann um die Ecke" sieht sich in den letzten Jahren einer großen Herausforderung gegenüber: Immer mehr Menschen bestellen Waren online bei Versandhändlern und nutzen de vermeintlich bequemsten Weg des Einkaufens.

Am boomenden Online-Handel leiden nicht nur die Händler, sondern die Attraktivität der Städte und Gemeinden insgesamt. Der kurzfristig empfundenen Bequemlichkeit steht der Verlust eines Stücks Lebensqualität gegenüber, denn örtliche Einzelhändler und Handwerker sind in einer funktionierenden Gesellschaft viel mehr als „nur“ Kaufleute und Fachkräfte. Unter dem Motto "Wer weiter denkt, kauft näher ein" laden wir unsere Leser ein, sich die Folgen unseres Einkaufsverhaltens bewusst zu machen.

Machen immer mehr kleine Geschäfte vor Ort dicht, werden die Bürger den Verlust dieser Trumpfkarten unausweichlich spüren: Beim Buchhändler schmökern, mal eben Schuhe um die Ecke anprobieren, ein Geburtstagsgeschenk aussuchen, den Stoff eines Kleides prüfend anfassen oder sich im Fachgeschäft ein Gerät erklären lassen – das alles wäre nicht mehr möglich. Niemand wäre mehr da, um Reparaturen zu erledigen oder um eine Reklamation für seinen Kunden vernünftig zu regeln.

Der lokale Einzelhandel übernimmt Verantwortung in seinem Viertel. In der Regel handelt es sich um kleine oder mittelständische Betriebe, oft sind sie seit Generationen in ihrer Nachbarschaft verwurzelt. Der Einzelhandel bildet Jugendliche aus, er stellt sich dem  drohenden Fachkräftemangel entgegen und gibt der nächsten Generation berufliche Perspektiven. Der Einzelhandel beschäftigt derzeit bundesweit knapp drei Millionen Mitarbeiter, gibt der Handelsverband Deutschland (HDE) an. Er stellt  damit jeden zwölften Arbeitsplatz zur Verfügung und bildet in mehr als 30 Berufen aus. Der Einzelhandel bietet wohnortnahe Jobs – das hilft nicht nur, Verkehrsbelastungen zu vermeiden, sondern macht es Müttern und Vätern leichter, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Nichts von dem kann (und will) der Online-Versandhandel leisten.

Einzelhändler gehören zu ihrer Nachbarschaft. Schulen und Vereine sind dankbar für ihre Unterstützung bei kulturellen Projekten, bei sportlichen Veranstaltungen, bei der Ausrüstung ihrer Teams. Manche Klasse, mancher Kindergarten müsste ohne Einzelhändler als Sponsor inzwischen auf pädagogisch sinnvolle Projekte verzichten, manche Jugendmannschaft eines Fußballvereins könnte ohne sie nicht in anständigen Trikots auf den Platz gehen.

Eine Quelle, die für alle sprudelt

Dabei leisten die Einzelhändler ohnehin ihren Beitrag zur Finanzierung unserer Viertel und Gemeinden: Mit der Gewerbesteuer, die sie zahlen, finanzieren die Kommunen ihre Aufgaben für uns. Abwasserbeseitigung und Feuerwehr, Schulen und Museen, der Betrieb von Sportstätten oder die Pflege von Grünanlagen: Ohne Steuereinnahmen wäre nichts davon zu stemmen.

Fast acht Milliarden Euro gibt zum Beispiel die Stadt München jedes Jahr aus - ohne neue Schulden zu machen. Woher kommt dieses Geld? Wichtigste Finanzquelle der Stadt sind nach wie vor die Einnahmen aus der Gewerbesteuer. Für das laufende Jahr rechnet die Stadtkämmerei hier mit 2,4 Milliarden Euro.

Dank dieser Einnahmen kann die Stadt ihre Investitionen sogar um 6 Prozent gegenüber 2017 erhöhen und wichtige Vorhaben stemmen: Die Schwerpunkte sind heuer der Neubau und die Sanierung im Schulbereich (343 Millionen Euro), der Wohnungsbau (259 Millionen Euro), der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur (70 Millionen Euro) und des Kinderbetreuungsangebots (29 Millionen Euro), Soziales (36 Millionen Euro) und Kultur (14 Millionen Euro).

Kein einziger Euro, der hierfür ausgegeben wird, kommt von den Online-Giganten, die ihre Gewinne mit Steuerschlupflöchern maximieren und mit Steuer-Tricks verstecken. Diese Geld, von dem wir alle profitieren, steuern die Händler, Handwerker und Dienstleister "ums Eck" bei.

Kaleidoskop des Miteinanders

Die Wochenanzeiger rücken die vielfältigen Funktionen des örtlichen Einzelhandels in dieser Ausgabe in den Mittelpunkt.  "Warum kaufen Sie vor Ort ein? Was schätzen Sie am lokalen Einzelhandel?" haben wir Leser und Bürger gefragt. "Was bieten Sie, was man im Internet nicht bekommen kann?" wollten wir von den Einzelhändlern in unseren Vierteln und Gemeinden wissen. Lesen Sie alle Antworten auf unseren Sonderseiten im Innenteil!


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